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Stille Nacht (German Edition)

Stille Nacht (German Edition)

Titel: Stille Nacht (German Edition)
Autoren: Cherry Adair
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Stufen hinunterzujagen, die vom Haus wegführten—
    Er packte ihren Arm, stieß sie mit Zähne-rasselnder Wucht in eine Stützsäule. Mehrere der kleinen Fichten, die sie gestern geschmückt hatte, kippten um. Lichter, Girlanden und faux kandierte Früchte hüpften die Stufen hinunter. Er zog sie bei ihrem Kragen hoch, klemmte ihren Hals in einen ein-händigen Schraubstock. “Dumme. Dumme Schlampe.” Seine Stimme war, wie immer, unheimlich ruhig. Was ihn umso mehr angsteinflößend und bedrohlich machte, als hätte er aus Leibeskräften geschrien. “Du hast es kaputt gemacht. Du hast alles kaputt gemacht .” Er versetzte ihr mit dem Messergriff einen kräftigen Schlag auf ihr Jochbein. Sie schrie aus grellem, weiß-glühendem Schmerz. Glänzende Punkte tanzten vor ihren Augen, als sie kämpfte ihr Bewußtsein zu behalten. Es war hoffnungslos. Da war ein unscharfes Summen in ihren Ohren, dann entschwand sie in Lautlosigkeit.
    Minuten, Stunden, Tage später, kam Kendall zu sich, in einem Rausch von Kälte und Terror, der bis zu den Knochen sickerte. Oh, Gott. Oh, Gott. Treadwell hatte sie über seine Schulter geworfen, wie einen Sack Kartoffeln.
    Déjà vu.
    Sie waren nicht im Vorgarten. Ihr Haar hing über ihr Gesicht, und sie teilte verstohlen die Strähnen. Sie konnte das Haus nicht sehen. Oder das Schneeräumfahrzeug. Oder Joe.
    Joe.
    Ihr Arm brannte wie Feuer. Der Schmerz war heftig. Übelkeit würgte sie. Sie hörte nichts über dem Sausen des Blutes, das in ihren Ohren pochte, obwohl die Bäume im Wind rascheln mussten und seine Stiefel gewiss ein rhythmisches Geräusch machten, als er durch den frisch-gefallenen Schnee stapfte.
    Der Wind peitschte ihr Haar lautlos herum, als sie dort wie eine Fledermaus hing, mit dem Kopf nach unten, fast geblendet von den tanzenden, wirbelnden roten Strähnen und dem Blut, das zu ihrem Gehirn rauschte. Sie zwang sich, schlaff zu bleiben. Aber es war nicht einfach. Jeder Kampf- und Fluchtinstinkt rebellierte lautstark etwas zu tun. Sie wollte ihn nach Joe fragen, aber wagte es nicht. Sie konzentrierte sich eine Sekunde darauf, und folgerte, hätte Treadwell Joe umgebracht, hätte sie davon erfahren. Sie hatte dies während ihrer Gefangenschaft über ihn gelernt. Treadwell beschenkte sie gerne mit den blutigen Details vollbrachter Heldentaten.
    Sie wusste, sie musste nur lange genug durchhalten und Joe würde begreifen, dass Treadwell sie hatte. Nur lange genug, damit er sie finden konnte. Bitte Gott mach schnell. Oh, Gott. Bitte … Ihr Arm war nicht vollständig unbrauchbar. Sie mochte nicht in der Lage sein, ihn zu bewegen, aber warmes, rotes Blut tropfte unverhalten von ihren Fingerspitzen in den reinen, weißen Schnee. Sie hinterließ eine Blutspur in Treadwells Fußspuren. Sie konnte nur beten, dass er sich nicht umsehen würde.
    Sie schluckte krampfartig, eine Mischung aus Galle und Terror. Sie wollte nicht, dass er bemerkte, sie war bei Bewusstsein. Sie konnte … würde … sobald … Leider vermasselte sie das Überraschungselement, indem sie sich über seinen Rücken hinunter ergab.
    “Jesus! Du verdammte Schlampe!” knurrte Treadwell, und warf sie von seiner Schulter in den Schnee, wobei sie Gesicht zuerst landete.
    Er sammelte sie auf, aber irgendwie gelang es ihr wegzubrechen. Lauf. Lauf. Lauf. Es schien ihr, als sah sie durch den Boden eines dicken Glases. Astwerk schlug ihr entgegen, allerdings hatte sie schon lange aufgehört, Schmerz zu fühlen. Ihren Arm umklammernd, rannte sie. Ihr Leben hing davon ab.
    Er packte sie von hinten um den Hals. Sie riß und zerrte, stemmte ihr Gewicht gegen das seine, in der Hoffnung ihn einzubremsen. Treadwell brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht und zerrte sie durch den gefrorenen Treibsand in Richtung Baumgrenze. Sooft sie versuchte wegzukommen, fand er eine neue Stelle, sie zu schneiden. Stoffbänder hingen von ihrem grell gelben Mantel, viele davon rot getränkt. Sie trat und biss, schrie heiser, als er sie tiefer und tiefer in die isolierte Landschaft verschleppte, weiter und weiter entfernt vom Haus.
    Sie sah das Schneemobil in der Entfernung, oberhalb, zwischen den dunklen Skeletten der Bäume, schwarz gegen den leuchtenden Hintergrund des Schnees.
    Nein! Neinneinnein!
    “Das hat Spaß gemacht, Kendall.” Er drehte sich flugs um, packte sie an der Kehle und drückte fest genug, um glänzende Sterne vor ihren Augen explodieren zu lassen. “Aber Du langweilst mich jetzt. Zeit für b’bye.” Ihr Gewicht war
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