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Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe

Titel: Sternennacht - Roman einer verlorenen Liebe
Autoren: Yvonne Stallmann
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zum Gefängnis. Ich
wollte raus, raus aus der Situation, weg von dem Bild, raus aus der Liebe, die
mich gefangen hielt. Mein Vater kaufte mit mir ein Neues, das viel schöner war und
ein verliebtes Paar zeigte, dass auf das Meer zu rennt. Dieses Paar ließ einen
Funken Hoffnung aufblinken. »Auch ich werde mich wieder verlieben«, sagte ich
mir. Und das ging solange gut, bis die nächsten Tränen kamen.
    Mein Vater brachte mich liebevoll ins
Bett. Er sagte ernst: »Drück mich ganz fest! So fest du kannst. Ich nehme den
ganzen Schmerz auf mich und spüle ihn dann das Klo hinunter.«
    Das half wenigstens für einen Moment.
Dann rauschten die Gedanken in meinem Kopf wieder hin und her. So
durcheinander, so wirr und ich hatte das Bedürfnis, etwas zu schreiben:
     
    Falsche Freundschaft
    Wir zählten bis drei und rannten
schreiend Hand in Hand über die grüne Wiese, die von der Sonne angelacht wurde.
Wir teilten unseren Schmerz. Dann ließen wir uns fallen und lachten, so laut
wir nur konnten. Ich spürte Glück. Ich fühlte mich nicht allein gelassen. Ich
hatte eine Freundin, die zu mir hielt. Ich dachte, das geht mein ganzes Leben
lang so.
     
    Wir teilten unsere Tränen und tauschten die
intimsten Geheimnisse. Wir kosteten jede verrückte Minute aus. Wir kannten uns
wie das eigene ›ICH‹, und Blicke reichten uns zur Verständigung. Wir bauten uns
gegenseitig auf, gingen durch Dick und Dünn, haben jedes Problem bewältigt,
sprachen uns Mut zu und konnten uns tief, tief vertrauen.
     
    Heute zähle ich nicht bis drei und renne
alleine schreiend durch die dunklen Straßen. Von der Sonne keine Spur.
Stattdessen ein tief sitzender Schmerz, den sie nicht mit mir teilt, sondern
mir zufügt. Ich lasse mich fallen und weine so laut ich nur kann. Ich spüre
Hass. Ich fühle, wie sie mir mit meiner großen Liebe in den Rücken fällt. Ich
hatte eine Freundin, der ich nicht mehr trauen kann. Ich denke, das geht jetzt
mein ganzes Leben lang so.
     
    Keiner teilt mehr meine Tränen, keiner
teilt mehr Geheimnisse mit mir. Jeder kostbaren Minute schenke ich eine
schmerzhafte Träne. Ich kenne nur mein eigenes ›ICH‹. Ihre Blicke sind mir
fremd geworden. Sie erniedrigt mich. Ich gehe allein durch Dick und Dünn, löse
jedes Problem allein, spreche mir Mut zu und werde mich tief, tief in
ihrem Herzen rächen!

 
    Champagner für alle
     
    Eines Nachmittags saß meine komplette Familie
im Wohnzimmer: meine Eltern, meine Schwester und ich. Das Telefon klingelte
ganz unverhofft. Meine Schwester ging dran. Wir waren alle ganz ruhig und sie
sagte nur: »Nein, die ist nicht da. Sie hat sich mit einer Lerngruppe
getroffen.« Dann legte sie auf. »Ratet mal, wer das war?«, fragte sie dann.
    Es war natürlich Verona.
Mein Vater warnte mich gleich vor: »Mach dir keine Hoffnungen. Sie will deine
Freundschaft zurück, ist aber mit ihm vielleicht noch zusammen.«
    Ja, die Enttäuschung wäre
zu groß, wenn sie immer noch ein Paar wären.
     
    Doch zwei Wochen später: Der Triumph! Meine
Mutter kam angestürmt. Ich dachte schon, es sei jemand gestorben.
    »Verona ist da! Sie steht
vor dem Hoftor! Er hat sich von ihr getrennt. Sie heult bitterlich und möchte
dich als Freundin zurück«
    Ich nahm meinen ganzen Mut
zusammen, ging zu ihr, und wie von selbst entfuhr mir ein ganzer Monolog. Ich
schlug verbal zurück: »Na, jetzt hast du nicht nur deinen Freund verloren,
sondern auch deine beste Freundin. Wie konntest du das nur zulassen? Es ist
eine Dreistigkeit, mir auf meine SMS-Anfrage, ob wir ins Kino gehen, eine
Absage zu erteilen: ›Ich habe schon eine Verabredung‹, während du mit der
großen Liebe deiner besten Freundin ausgehst. Weißt du, wie echte Freundinnen
da handeln? Sie rufen sofort die beste Freundin an und erzählen ihr: ›Hör mal
zu. Der will mit mir ausgehen.‹ Aber du behältst es lieber für dich und spannst
ihn deiner besten Freundin aus. Jetzt stehen alle auf meiner Seite. Die hassen
dich alle so sehr, wie ich dich hasse. Aber ich kann nichts daran ändern. ES
GIBT EBEN DINGE IM LEBEN, DIE KANN MAN NICHT STEUERN! Dieser Satz müsste dir
bekannt vorkommen! Für mich gibt es keine Verona Liebmich mehr!« Ich drehte
mich rum und ließ sie stehen.
    Mir ging es nach sechs
Wochen wieder besser. Sechs Wochen Hölle lagen hinter mir. Mein Vater mit
seiner Menschenkenntnis hatte mal wieder Recht. Ich fühlte mich befreit. Am
nächsten Tag trommelte ich ein paar Freunde zusammen. Mein Vater kaufte
Champagner und wir
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