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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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über den See fliegen würden, band das Steuerrad fest und eilte nach hinten, um Hassan zu helfen.
    Zusammen schoben wir die Kiste behutsam bis an den Rand der Frachtöffnung. Ich hatte keinerlei Vorstellung davon, wie empfindlich das Ding war, hielt den Atem an und fürchtete, die Bombe könnte jederzeit losgehen. Wir spähten nach unten auf das Parkgelände – Menschen saßen auf Bänken, Kinder spielten – und warteten atemlos auf das Wasser. Wo blieb nur der See?!
    Anh-hanh-anh-hanh-anh-hanh…
    Stille.
    Ich blickte auf das Ziffernblatt. Der Minutenzeiger war stehen geblieben, nur einen Hauch vor der Zwölf. Dann fing die Uhr mit unwirklicher Geschwindigkeit wieder an zu ticken, als wollte sie die verlorene Zeit aufholen, keuchte wie ein Marathonläufer auf der Zielgeraden.
    Hisch-a-hisch-a-hisch-a-hisch-a-schhhh…
    Entsetzt sah ich, wie die Zeiger plötzlich herumwirbelten, als würde sich das Innere der Uhr abspulen.
    »Da ist das Wasser!«, schrie Hassan.
    »Auf – los!«, brüllte ich.
    Mit den Schultern stemmten wir uns gegen die Kiste und schoben sie über die Kante. Sie stürzte hinunter und schlug mit einem mächtigen Klatschen aufs Wasser.
    »Halt dich fest!«, schrie ich.
    »Vielleicht lässt das Wasser…«, fing Hassan an.
    Da explodierte eine gewaltige Wassersäule aus dem See. Die Druckwelle schleuderte uns auf das Deck, Kabinenfenster zersplitterten, heißer Wind schoss kreischend um uns herum und erzeugte eine höllische Symphonie in unserer Takelage. Dann – endlich – Stille.
    »Das war’s«, keuchte Hassan.
    »Gut gemacht«, sagte ich zu ihm, kämpfte mich auf die Beine und zurück zum Steuer.
    Ziemlich schnell verloren wir Gas, und das Ruder musste beschädigt worden sein, denn die Atlas war nur schwer zu wenden. Aber wir würden es sicher bis zum Flughafen zurück schaffen und mit ein bisschen Glück würde ich sogar rechtzeitig bei Kate sein.

2. Kapitel
Die Sterne vom Montmartre
    Montmartre ist der höchstgelegene Teil von Paris, und als ich all die Stufen hinaufgerannt war, die zum Park ganz oben führten, war ich fast eine Stunde zu spät für die Verabredung mit Kate.
    Niedergeschlagen ließ ich mich auf eine Bank sinken. Wahrscheinlich war sie schon vor einer Weile wütend wieder abgezogen, was nicht so ganz fair war, denn es war das erste und einzige Mal, dass ich bei einer Verabredung mit ihr zu spät gekommen war – und zufällig hatte ich die beste Entschuldigung, die man sich vorstellen konnte.
    Nachdem ich die Atlas gelandet hatte, waren Hassan und ich sehr lange von der Polizei befragt worden. Ich hatte Bedenken, dass sie glauben würden, wir wären die Bombenleger, doch zum Glück war Pierre rechtzeitig geschnappt worden. Seine Fallschirme hatten sich an den Trägern verfangen, und er war von der Polizei als aktenkundiger Babelite identifiziert worden. Jules und Yves waren entkommen, Christophe war tot, genau wie Andrew. Die Gendarmen klopften uns auf die Schulter, priesen unsere Tapferkeit und sagten uns, wir sollten über die Sache den Mund halten.
    Natürlich hatte ich die volle Absicht, Kate alles zu erzählen, doch sie war gar nicht hier, um sich meine Geschichte anzuhören. Während des ganzen Wegs in der Métro hatte ich meine Rede einstudiert. Ich schüttelte den Kopf. Ein kleines bisschen länger hätte sie doch warten können. Ich hatte einmal die viele Zeit, die ich schon auf sie gewartet hatte, addiert und war auf ungefähr sechs Tage gekommen.
    Ich wollte gerade wieder zurück zur Métro gehen, als ein Automobil vor mir hielt. Der Fahrer sprang heraus und machte die hintere Tür auf.
    »Es tut mir ja so leid«, sagte Kate beim Aussteigen. Sie war formvollendet angezogen, als hätte sie einen Abend in der Oper vor sich. »Du wirst nicht glauben, was ich für einen Tag hatte. Hast du schon lange gewartet?«
    »Ich bin auch gerade erst gekommen.«
    »Du siehst ein bisschen verdreckt aus«, sagte sie besorgt. »Geht es dir gut?«
    Normalerweise hatte ich, wenn wir uns trafen, meine Akademieuniform an, doch dieses Mal hatte ich keine Zeit gehabt, meine Schiffskleidung abzulegen, so sehr war ich in Eile gewesen, sie zu treffen.
    Ich gab ein beiläufiges Lachen von mir. »Hast du vor ein paar Stunden die gewaltige Explosion gehört?«
    Sie runzelte die Stirn. »Nein… also, ich habe vielleicht etwas gehört. Ich dachte, das sei der Auspuffknall von einem Auto.«
    »Nein, das war ich. Wahrscheinlich bin ich morgen früh ziemlich berühmt.«
    »Na, das ist doch
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