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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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rein.«
    Richard war auch Student an der Akademie und arbeitete den Sommer über hier. Er war Amerikaner und wir beide kamen gut miteinander aus.
    »Vielen Dank«, sagte ich.
    »Dein Timing hätte nicht besser sein können«, sagte er. »Die Belegschaft ist komplett in Zürich bei einer höchst geheimen Konferenz. Ihr habt alles für euch alleine. Versprecht mir nur, dass ihr nichts kaputt macht.«
    »Versprechen wir«, beteuerte Kate.
    Daran, wie Kate sich nach allen Seiten umsah, erkannte ich, dass sie aufgeregt war. Ich war erleichtert, meine Überraschung war geglückt.
    Richard führte uns durch einen weiten Marmorflur zu einer großen Doppeltür, die er weit aufmachte. Völlige Dunkelheit begrüßte uns, denn der Raum hatte keine Fenster. Richard drückte auf einen Schalter, und einige Wandleuchten erhellten gedämpft die weite, runde Halle, die bis hinauf in eine aufragende Kuppel reichte. Die Mitte des Raums wurde von dem berühmten Pariser Teleskop eingenommen, einem der stärksten der Welt, so groß wie ein kleines Haus. Sein Zentralzylinder war auf die Unterseite der Kuppel gerichtet.
    »Sollen wir sie aufmachen?«, fragte ich.
    Ich war schon einmal nachts im Observatorium gewesen, und Richard hatte mir gezeigt, wie die Kuppel von einem einfachen System von Seilen und Flaschenzügen zurückgezogen werden konnte. Wir arbeiteten Hand in Hand und zogen das Dach auf seinen geölten Schienen auf. Mondlicht und das Flimmern der Sterne versilberten den Raum und ließen alles fremd und magisch aussehen. Über uns sahen wir die Positionslichter von Ornithoptern und Luftschiffen am nächtlichen Himmel von Paris. Alles wirkte erstaunlich hell und klar, als wäre die Kuppelöffnung selbst schon eine Art Linse, die den Nachthimmel vergrößerte.
    Ich schaute Kate an und sah den verzückten Ausdruck auf ihrem Gesicht. Allein schon dieser Anblick war Belohnung genug.
    »Gucken wir auch den Mond an?«, fragte sie.
    »Viel besser als das, du wirst schon sehen.«
    Richard und ich gingen zu den großen Rädern, mit denen das Teleskop bewegt werden konnte. Ich zog ein Blatt Papier aus der Tasche und zeigte es ihm. Dann brachten wir den gewaltigen Zylinder unter Richards Anweisungen in die richtige Position.
    »So müsste es gehen«, sagte Richard, als das Teleskop nach oben zeigte, tief in den nächtlichen Himmel hinein.
    Das Okular des Teleskops befand sich ziemlich hoch über dem Boden, und es gab einen Spezialsitz, der nach oben und unten bewegt werden konnte.
    »Bitte, Miss de Vries, nehmen Sie Platz«, sagte ich und zeigte auf den Sitz.
    »Du begleitest mich doch hoffentlich«, sagte sie und rückte so weit wie möglich zur Seite.
    Der Sitz war gerade breit genug für uns beide. Ich setzte mich neben sie. Kates Duft war ziemlich ablenkend – ihr Parfüm und der Geruch ihrer Haare und ihrer Haut vermengten sich und ich fand das ziemlich berauschend. Ich musste mich sehr bemühen, meine Hände bei mir zu behalten. Neben dem Sitz befand sich ein Hebel, den ich auf und nieder pumpte, sodass wir vom Boden ab und auf das Okular zu gehoben wurden.
    »Ich denke, ihr kommt jetzt ohne mich klar«, sagte Richard von unten. »Ich muss euch für eine Weile allein lassen und meine Runden drehen.«
    »Es ist alles bestens. Danke.«
    »Vielen Dank für dein Hilfe«, sagte Kate, und als er die Halle verlassen hatte, meinte sie: »Das ist schrecklich nett von ihm.«
    Ich beugte mich über das Okular und stellte mit den kleinen Knöpfen die Schärfe ein. Dann betrachtete ich den Anblick. Gut. Ich war an der richtigen Stelle.
    »Und jetzt du«, sagte ich und lehnte mich zurück.
    Eifrig brachte sie ihr Gesicht an das Okular und wurde dann ganz still und schaute nur.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du jemals schon für so lange Zeit so ruhig gewesen bist«, sagte ich nach einer Weile.
    Mit leiser Stimme fragte sie: »Was ist das, was ich da angucke?«
    »Das Sternbild des Drachens.«
    »Wie schön das ist!«, rief sie aus. »Es sieht so nah aus! Und da sind viel mehr Sterne, als ich gedacht habe! Die sind ja überall! Und alle sind ganz anders…« Ich sah, wie ihr Blick sich von einer Stelle zu anderen bewegte. »Nicht nur in der Größe, auch in der Farbe! Und einige glitzern mehr als die anderen.«
    »Weißt du, die glitzern nicht wirklich«, sagte ich. »Das sieht nur von uns hier unten so aus. Die Atmosphäre verfälscht das Licht.«
    »Tatsächlich?« Sie blickte mich an.
    Ich nickte. »Das nennt man stellare Szintillation.«
    »Was
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