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Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)

Titel: Sternenjäger (Wolkenpanther & Wolkenpiraten)
Autoren: Kenneth Oppel
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Universität und du auf der Luftschiffakademie. Und dank Majorie können wir uns ständig treffen.«
    Sie bezog sich dabei auf Miss Majorie Simpkins, ihre Anstandsdame. Miss Simpkins fand es überhaupt nicht gut, dass Kate ihre Zeit mit einem ehemaligen Schiffsjungen verbrachte, doch sie und Kate hatten eine kleine Abmachung. Majorie hatte einen neuen Verehrer, und Kate ließ zu, dass sie ihn traf, wann immer sie wollte – solange Majorie zuließ, dass Kate mich traf, wann immer sie wollte. Majorie würde Mr und Mrs de Vries niemals von mir erzählen, und Kate würde ihren Eltern niemals erzählen, was für eine nachlässige Anstandsdame Majorie war.
    »Ich wünschte, wir könnten für immer in Paris bleiben«, sagte Kate.
    Ich wusste genau, was sie meinte, und nickte. Zu Hause in Löwentorstadt würden wir nicht diese Freiheit haben. Kates Familie war extrem reich und würde unsere Romanze niemals dulden. Romanze – nur in meinem Kopf gebrauchte ich das Wort. Kate und ich würden uns nie trauen, es auszusprechen. Wir hatten wohl beide Angst, dass, sobald wir unser Verhältnis benannten, andere das mitbekommen und versuchen würden, es zu beenden. Wir hatten auch nie über Verlobung oder Heirat gesprochen.
    Doch in weniger als einem Jahr würde ich die Akademie mit meinem Offizierspatent abschließen. Meine Arbeit würde mich dann mit ziemlicher Sicherheit von Paris und von Kate wegführen. Und wenn sie erst einmal mit ihrem Studium an der Sorbonne fertig war, würde sie sich zweifellos von mir entfernen. Ich machte mir viele Gedanken darüber, was dann geschehen würde. Ich konnte genauso wenig von Kate getrennt leben wie vom Himmel.
    Eines Tages, so hoffte ich, würde ich auf meinem Kragen die Kapitänsabzeichen tragen, doch ohne Kate wäre das nur ein kleiner Trost. Insgeheim hatte ich beschlossen, dass ich, sobald ich meine erste Stelle auf einem Schiff hätte, sie bitten würde, mich zu heiraten. Aber ein Teil von mir hatte große Angst, dass sie Nein sagen würde oder ihre Eltern dies täten.
    Ich drückte meine Nase in ihren Nacken und atmete ihren Duft ein. »Wir haben noch viel Paris vor uns«, sagte ich. »Der Sommer hat gerade erst begonnen.« Ich hörte sie seufzen.
    »Ich wollte heute Abend nicht davon sprechen, aber… meine Eltern wünschen, dass ich während der Ferien nach Hause komme.«
    »Aber was ist mit unserem Plan?«, fragte ich schockiert. »Ich habe hier Arbeit angenommen, damit wir zusammen sein können.«
    »Ich weiß. Aber meine Eltern haben absolut darauf bestanden. Du hättest den Brief sehen müssen: ›Dein Vater und ich wünschen, dass du den Sommer inmitten deiner Familie und der Gesellschaft verbringst, zu der du dein Leben lang gehören wirst.‹« Kate schwieg kurz. »Das klingt nach einer Haftstrafe, oder?«
    »Schreib ihnen doch, dass du… einfach hierbleiben musst!«
    »Hab ich ja! Daraufhin habe ich ein Telegramm von Vater bekommen, in dem nur stand: ›Du fliegst am 26. Juni.‹«
    »Das ist in weniger als einer Woche!«
    Kate seufzte. »Sie zahlen alles, Matt. Und vor allem haben sie ja nie gewollt, dass ich überhaupt hierhergehe. Wenn ich Nein sage, kann es sein, dass ich für immer nach Hause muss.«
    Nur wenige Stunden zuvor hatten der Juli und August so vielversprechend vor mir gelegen. Nun spürte ich, wie all mein Glück im nächtlichen Himmel verflog. Kate würde zurück nach Löwentorstadt gehen. Ihre Eltern wollten wahrscheinlich, dass sie sich allmählich Gedanken über eine Heirat machte. Sie würde Bälle und Feste der Gesellschaft besuchen, mit Champagnergläsern anstoßen und mit flotten Männern tanzen – und wenn sie dann jemanden traf, den sie mehr mochte als mich?
    Ich ließ mich in den Sitz zurücksacken. »Ich hasse das!«, sagte ich wild.
    »Ich auch«, sagte Kate. »Aber was soll ich tun?«
    Ich schüttelte den Kopf, denn es gab keine Lösung, doch das zu wissen machte die Sache nicht einfacher.
    Kate nahm meine Hand. »Ich liebe meinen Stern.«
    »Du kannst ihn mit nach Hause nehmen«, meinte ich völlig entmutigt.
    »Ich werde ihn jede Nacht betrachten.« Sie blickte wieder in das Teleskop. »Matt?«, fragte sie.
    »Ja?«
    »Ich glaube, irgendjemand stiehlt mir gerade meinen Stern.«
    Sie lehnte sich zurück, sodass ich an das Okular kam. Schnell fand ich den hellen blauen Stern nahe beim Schwanzende des Drachen – und zwinkerte vor Erstaunen. Langsam, aber sicher bewegte sich der Stern nach links.
    »Das kann doch nicht sein«, murmelte
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