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Sternenfaust - 098 - Verloren

Sternenfaust - 098 - Verloren

Titel: Sternenfaust - 098 - Verloren
Autoren: Michelle Stern
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sogar auf ihn losgehen, wenn er versuchen sollte, ihn aufzuhalten.
    »Warum weichst du zurück?«, fragte Jennings anklagend. »Ich habe keine Angst!«
    »Es darf keine weitere Entropie geben. Es existiert die Frage, wie sie vermieden werden kann.«
    »Es gibt keine Entropie. Ich bin freiwillig bereit mit dir zu kommen. Schon seit vielen Nächten träume ich von dir. Ja, ich hatte Angst, aber jetzt habe ich sie nicht mehr. Ich will gewandelt werden.«
    »Wartet.« Von Schlichten hatte einen Geistesblitz. Er würde es schaffen, das Wesen eine Weile hinzuhalten und im schlimmsten Fall – dem Fall, dass er Jennings wirklich nicht zurückhalten konnte – würde er dennoch Profit aus dieser Angelegenheit schlagen. »Es gibt einen Weg, Entropie zu vermeiden.«
    Das Wesen sah ihn interessiert an und von Schlichten bemühte sich möglichst unauffällig, den Blick nicht zu erwidern. »Wir Menschen tauschen gerne. Wir nehmen etwas im Austausch.«
    »Besitztümer?« Das Wesen klang zweifelnd. »Besitz bedeutet nichts.«
    »Und doch bist du reich an Besitz«, widersprach von Schlichten. »Du besitzt Wissen. Für meine Art wäre es ein unschätzbarer Trost, wenn du uns von diesem Wissen abgibst.«
    Die Entität zögerte. »Es wird nicht erkannt, wo dies das Leid von gewandelten Wesen vermindert.«
    »Das kann ich dir zeigen«, log von Schlichten dreist. Er fühlte pulsierende Erregung in sich aufsteigen. Wenn es möglich war, nur einen Bruchteil des Wissens zu erhalten, den dieses Geschöpf hatte …! Der Gedanke befreite ihn vollständig von dem Wunsch, sich wandeln zu lassen. Er stellte sich seine Zukunft in den Solaren Welten vor. Er, der reichste und wohlhabendste Mann der Menschheit. Denn natürlich würde er das Wissen zunächst für sich behalten und es teuer verkaufen …
    »Wie wird das Wissen gesammelt?«
    Von Schlichten zeigte auf die Arbeitskonsolen und zog einen Handspeicher hervor. »Wir sammeln es in den Tiefen dieser Geräte.«
    »Sie sind sehr simpel«, entgegnete das Geschöpf nur.
    »Dann wäre es dir möglich, mir darauf Daten zu hinterlassen?«
    »Das Leid, das eine Wandlung bedeutet, kann dadurch nicht vermindert werden.«
    »Das tut es.«
    »Eine Lüge«, erwiderte die Entität einfach. Sie schien nicht böse zu sein. »Solcherart Handeln wird getrieben von Gier, nicht vom Hunger nach Wissen.«
    »Es wäre ein gewaltiger Sprung für die Menschheit. Wir wären dir zu ewigem Dank verpflichtet. Dein Wissen ist für uns von unschätzbarem Wert«, argumentierte von Schlichten hartnäckig.
    Jennings sah aus wie ein ungeduldiges Kind. »Bitte, ich möchte die Wandlung!«
    »Nun gut.« Die Entität streckte zögernd die Hand aus. »Dieser Wunsch scheint ernsthaft zu sein.«
    Atemlos streckte Yasuhiro von Schlichten den Datenspeicher vor.
    Hinter der Entität öffnete sich das Schott und Dana Frost trat in Begleitung von Bruder William Beaufort auf das Deck. Von Schlichten stöhnte innerlich auf. Hätte Frost nicht einfach ein paar Minuten später erscheinen können?
    »Herzlich willkommen auf meinem Schiff«, meinte der Captain kühl. Sie blieb am Eingang des Raumes stehen, Bruder William verharrte an ihrer Seite. »Wie ich sehe, bist du erneut ohne Einladung hier. Warum?«
    Von Schlichten fluchte in Gedanken vor sich hin.
    Die Entität ließ die Hand sinken, ohne den Speicher zu nehmen und drehte sich zu den Neuankömmlingen um. »Es gibt zu wenig Wissen. Und dieser dort möchte freiwillig das Wissen erweitern.« Das Wesen wies auf Miles Jennings.
    »Tut er das?« Danas Stimme war so eisig, dass von Schlichten zusammenzuckte. Ob sie ahnte, was er vorgehabt hatte?
    »Ich war gerade dabei mit der Entität zu verhandeln«, warf der Xeno-Wissenschaftler so würdevoll wie möglich ein. Trotzdem fühlte er sich schäbig. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, hätte er den Verlust von Miles Jennings in Kauf genommen. Hauptsache, er hätte das Wissen erhalten …
    Dana Frost ging mit festen Schritten auf die Dreiergruppe zu. Bruder William folgte ihr bedächtig. Der Captain musterte erst die beiden Männer, dann die Entität.
    »Wie oft soll ich noch betonen, dass Verhandlungen um das Leben von Menschen auf diesem Schiff nur mit mir zu führen sind?«
     
    *
     
    Bruder William hielt den Atem an, als die Entität sich zu ihnen umwandte. Das Geschöpf war immer wieder aufs Neue faszinierend.
    Kein Wunder, dass es die Brüder auf Sirius III derart beeindruckt und geprägt hat. Abt Mboto muss etwas Ähnliches gesehen haben.
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