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Sternenfaust - 098 - Verloren

Sternenfaust - 098 - Verloren

Titel: Sternenfaust - 098 - Verloren
Autoren: Michelle Stern
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erwogen sein«, sagte es leise, aber Miles Jennings hörte in dieser Stimme deutlich die Sehnsucht.
    Ich habe recht , dachte er triumphierend. Die Entität will sich tatsächlich mit uns vereinen!
    In diesem Augenblick fühlte er sich wie das wichtigste Geschöpf im ganzen Universum.
    »Bitte«, flüsterte er, und ging noch einen Schritt näher heran. Das Wesen wich zurück. »Wir wollen mit dir gehen …«
     
    *
     
    Ashley Briggs glaubte seinen Augen nicht trauen zu können, als sich das Schott öffnete und er mitten im Raum das fremde Wesen sah, von dem in den letzten Wochen und besonders wieder heute so viele Gerüchte die Runde machten. Seitdem die Entität den Marine Green gerettet hatte, gab es vorwiegend zwei Lager auf dem Schiff: Die Befürworter der Entität, die in ihr einen Weg sahen, die Mission doch noch gut zum Ende zu bringen, und diejenigen, die absolut gegen die fremden Wesenheiten waren. Ihnen war auch gleichgültig, ob die Entität Yngvar und Ildiko nun aus Versehen oder mit voller Absicht ausgelöscht hatte.
    Ashley Briggs selbst misstraute fremden Geschöpfen aus Prinzip und vor der Entität hatte er einen riesigen Respekt. Er blieb steif wie ein Stock im geöffneten Schott stehen und realisierte atemlos, dass das fremde Wesen ihm den Rücken zugewandt hatte. Sicher fühlte sich Ashley Briggs deshalb trotzdem nicht, und er wagte es nicht, ein Geräusch zu machen. Falls die Entität nur halb so mächtig war, wie alle behaupteten, konnte sie ihn vermutlich auch ohne Augen wahrnehmen. Es war nicht einmal gesichert, ob die Entität ihre ausgebildeten Augen überhaupt zum Sehen benutzte.
    »Bitte, wir wollen mit dir gehen«, meinte Miles Jennings mit flehender Stimme.
    Ashley lief ein Schauer über den Rücken.
    Die sind ja richtiggehend paralysiert …
    »Mach uns unsterblich«, verlangte Yasuhiro von Schlichten mit rauer Stimme. In seinen Worten lag ein gieriges Verlangen, das von Schlichten sonst nicht offen zeigte.
    Scheiße. Briggs begriff, was die beiden Wissenschaftler da forderten! Sie wollen sich wandeln lassen …
    Er wich langsam zurück. Eisige Kälte kroch dabei durch seine Glieder. Wenn die Entität sich umdrehte, wenn sie ihn anblickte, würde vielleicht auch er ihrem Bann unterliegen. Worin auch immer dieser Bann genau bestand. Der Offizier bemühte sich keinen Laut zu machen. Vor ihm schloss sich das Schott. Hastig fuhr er herum. Entweder hatte die Entität ihn tatsächlich nicht bemerkt, oder er war für sie nicht interessant genug.
    Weg, nur weg … Er stolperte durch den Gang. Oh mein Gott, sie wollen sich von diesem Ding wirklich wandeln lassen! Die Angst saß wie ein Ball aus Eis in seinem Magen. Auf seiner Zunge lag ein bitterer Geschmack. Zitternd hob er das Hand-Kom hoch und gab die Verbindung ein.
    »Brücke! Hier Lieutenant Briggs! Wir haben ein Problem!«
     
    *
     
    Yasuhiro von Schlichten erwachte langsam aus der Trance, in die er gesunken war. Je länger die Entität ihre Aufmerksamkeit auf Miles Jennings richtete, desto gelöster fühlte er sich. Es musste eine starke Ausstrahlung des Wesens geben, die besonders Wissenschaftler in ihren Bann zog.
    Aber ich bin auch ein solider Kapitalist , dachte von Schlichten entschlossen. Er blinzelte und betrachtete die Entität erneut. Ja, dieses Wesen war scheinbar der Quell der Weisheit. Aber woraus bestand denn Weisheit? Das war die Frage – sie bestand keinesfalls nur aus Wissen, das wusste Yasuhiro von Schlichten sehr wohl. Und wollte er deshalb ausgelöscht werden? War das wirklich der Erhalt von Ewigkeit? Langsam meldete sich sein Verstand zurück.
    Warum sollte ich mich wandeln lassen? Was habe ich dann noch von all dem Wissen? Nein. Das hier ist eine einmalige Chance!
    Er musterte Miles Jennings abschätzend. Dass der Mediziner nicht sabberte vor Wissensdurst war auch alles! Er hat einfach zu wenig Selbstvertrauen und verliert sich deshalb in der höheren Macht, die vor ihm steht , dachte der Xeno-Wissenschaftler abwertend. Jennings war von dieser Kreatur scheinbar völlig in den Bann geschlagen.
    Schon wieder ging er einen Schritt auf das Wesen zu, um sich wandeln zu lassen. Seltsamerweise zögerte die Entität noch immer und machte einen Schritt zurück.
    Sie zweifelt. Sie ahnt vielleicht, dass die Wandlung nicht das Richtige für uns ist. Sollte er versuchen, zugunsten des anderen einzugreifen? Von Schlichten überlief es eiskalt, als er Jennings’ entrückten Gesichtsausdruck sah. Vielleicht würde der Kollege
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