Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 098 - Verloren

Sternenfaust - 098 - Verloren

Titel: Sternenfaust - 098 - Verloren
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
von Schlichten gar nichts dazu sagte.
    Immer ist er so unhöflich. Als ob er mich nicht gehört hätte , ärgerte sich Jennings, und erbarmte sich doch, sich umzudrehen. »Ich sagte …«, setzte der Arzt lauter an – und verstummte. Yasuhiro von Schlichten blickte starr von ihm fort. Er folgte der Blickrichtung des Kollegen und sah nun, was von Schlichten ablenkte.
    Mitten in dem engen Raum zwischen den Arbeitsplätzen an den Konsolen stand ein Geschöpf, dass Jennings bisher nur von den Aufzeichnungen her kannte. Aber ich habe oft von ihm geträumt , dachte er bei sich. Weil es mich fasziniert …
    Das Wesen vor ihm war in der Tat das Faszinierendste, was ihm je begegnet war. Noch immer stieben kleine Sandpartikel von seinen Armen auf.
    Sie setzten sich nur langsam, bis das Geschöpf schließlich wie aus einem Guss wirkte.
    »Die Entität«, flüsterte er ehrfürchtig. Jennings Magen kribbelte vor Aufregung. So ein Geschöpf hier! Mitten auf dem Maschinendeck! Der menschliche Körper, den es sich gebildet hatte, war perfekt. Während er die Entität betrachtete, verstand Jennings, warum von Schlichten sprachlos war. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl stieg in ihm auf, je länger er in die schwarzen Augen jener Wesenheit sah. Zum ersten Mal seit Wochen war sein Denken und Seine pure Freude, ausgelöst durch diese Augen und diesen Körper, der wie ein Kunstwerk im Raum aufragte.
    Dieses Geschöpf ist einmalig , dachte er selig, während er langsam neben Yasuhiro von Schlichten trat, in dessen Augen ein fiebriger Glanz lag. Dabei sah er unentwegt in diese schwarzen Onyxaugen. Ihm war, als würde die Entität zu ihm sprechen, ohne dabei Worte benutzen zu müssen. Als erzähle sie ihm von fremden Galaxien, die es während seiner scheinbar ewig dauernden Existenz bereist hatte. Je länger er hinsah, desto mehr glaubte er in der Reglosigkeit des Gegenübers zu entdecken. In diesen Pupillen glommen ferne Sonnen und Sternennebel. Sie berichteten von unvorstellbaren Wundern. Von den zahllosen Geheimnissen des Universums. In ihnen lag eine Weisheit, tiefer und unergründlicher als die Tiefen des Alls.
    Ohne es zu merken war Jennings ganz dicht herangetreten. Einträchtig stand er neben von Schlichten, gefangen in seinen Empfindungen.
    Jennings streckte die Hand nach dem perfekten Körper aus. Das ist es, worauf ich mein Leben lang gewartet habe. Jeder Tag, jedes Jahr, hat mich hierher geführt auf dieses Schiff, damit ich diesem Geschöpf begegnen kann. All die Ängste der letzten Wochen waren verflogen.
    Jennings verstand plötzlich, dass er sich geirrt haben musste. Ja, er musste sich einfach geirrt haben. Yngvar MacShane und Ildiko Pangate war durch dieses Wesen kein Leid geschehen. Das konnte einfach nicht sein. Im Gegenteil! Ihnen war die größte Ehrung widerfahren, die das Universum einem Wissenssuchenden machen konnte.
    In Jennings glühte plötzlich Neid. Die beiden Wissenschaftler waren auserwählt worden! Auch er wollte auserwählt sein!
    Das Geschöpf neigte den Kopf mit den schwarzen Augen in seine Richtung. »Nach Wissen wird gesucht. Es fühlt sich so an. Ja, hier ist ein Ort, der das Wissen hoch schätzt und auch du hast eine Frage. Du suchst nach Wissen.«
    Jennings nickte begeistert. »Ja, auch ich suche Wissen. Wir alle suchen Wissen.«
    »Nur nicht jene, die Dana Frost genannt wird.«
    Jennings war verwirrt. »Doch, Captain Frost auch. Aber sie ist keine Wissenschaftlerin. Sie ist der Captain.«
    »Captain Frost hat Angst. Wie steht es mit den Wesen, hier?«
    Jennings bemerkte, dass von Schlichten wie erstarrt wirkte und einen kurzen Moment fühlte er tatsächlich Angst, doch er unterdrückte den Impuls. »Nein. Ich habe keine Angst.« Er blieb stehen, wo er war. »Ich bin hier. Wenn du gekommen bist, um dich mit mir zu vereinigen, werde ich deinem Ruf gerne folgen.«
    »Vereinigen …«, echote das Wesen.
    »Wandeln …«, flüsterte Yasuhiro von Schlichten entzückt. »Du könntest uns wandeln und damit unsterblich machen.«
    Auch Jennings spürte dieses Glück. Die Verheißung auf Unsterblichkeit. Was bedeuteten die paar Jahre, die er noch hatte, wenn er in der Entität noch Jahrtausende existieren konnte?
    »Deshalb bist du doch hier«, beschwor Jennings die Entität. »Die Neugier treibt dich. Du suchst andere wie Yngvar MacShane. Wir sind wie er. Wir sind Wissenschaftler. Nimm uns mit dir.«
    Das Wesen zögerte. »Wissen wird gesucht, ja. Doch die Wandlung vergrößert die Entropie. Es will wohl
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher