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Sternenfaust - 098 - Verloren

Sternenfaust - 098 - Verloren

Titel: Sternenfaust - 098 - Verloren
Autoren: Michelle Stern
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Entscheidung und sie war ihm doch wichtiger … der Gedanke war verführerisch.
    Die Trauer drohte sie zu überwältigen.
    »Anscheinend willst du mich nicht verstehen«, meinte sie erstickt. Der Gedanke, sie könne Yngvar wieder bei sich haben, nahm ihr die Luft. »Wir Menschen brauchen Gefühle. Eigene Gefühle. Daraus bestehen wir. Ohne unser ureigenes Sein sind wir tot.«
    »Die Gefühle gehen in der Wandlung nicht verloren. Auch sie werden gewandelt«, erklärte die Entität. »Aber sie werden nicht geraubt.«
    »Die Individualität wird geraubt«, entgegnete Dana. »Und genau das ist unser ureigenstes Sein. Jeder Mensch fühlt individuell.« Sie sah in diese vertrauten Züge. Das war Yngvars Blick, auch wenn die Augen der Entität nach wie vor schwarz waren. Seine Stimme. Wie sehr sie ihn vermisste! Mehr und mehr glaubte Dana ihn vor sich stehen zu sehen. War das ein Trick der Entität? Sie glaubte Yngvars Stimme in sich wispern zu hören. Er sprach davon, wie sehr er um sie trauerte.
    Er sehnt sich nach mir. Sehne nicht auch ich mich nach ihm?
    Verzweiflung stieg in ihr auf. Das Leben ohne ihn war wie eine Wüste, in der nichts wachsen konnte. Warum sollte sie es nicht wagen? Was hatte sie zu verlieren? Ihr Dienst war in den letzten Wochen so furchtbar kalt und leer gewesen. Immer wieder hatte sie gegen die Gleichgültigkeit kämpfen müssen, gegen die Depressionen und das vernichtende Gefühl von Einsamkeit.
    Wenn es noch etwas von dir in dieser Wesenheit gibt, Yngvar, dann zeig es mir. Bitte. Hol mich zu dir.
    Sie erschrak über den Gedanken. Sie konnte nicht ernsthaft daran denken, sich mit dieser Wesenheit zu vereinen, oder doch? Mit geschlossenen Augen atmete sie ein und aus. Ein Meer von Farben schien sie zu umgeben. Farben, die sie nur mit geschlossenen Augen sehen konnte.
    Das sind Tricks der Entität , dachte sie zornig. Sie will, dass ich ihrer Ausstrahlung verfalle und mit ihr gehe. Da kann sie lange warten.
    Dana öffnete die Augen wieder. »Deine Worte waren Lügen. Du sprachst Rana Quaid gegenüber von einer Verantwortung. In Wirklichkeit bist du einfach nur neugierig. Du sorgst dich nicht um mich oder um die Menschen auf diesem Schiff.«
    »Worin liegt die Differenz?«, hakte das Wesen nach. »Es wäre gut zu folgen. Es wäre gut, dieses Schiff hinter sich zu lassen.«
    William setzte an zu sprechen, doch die Entität hob die Hand und er verstummte.
    »Gehe in dein Sein. Es wird gewünscht im tiefsten Innern. Sich dem Gefühl hinzugeben ist Ehrlichkeit, nicht Lüge.«
    Dana zögerte. Sie fühlte tatsächlich tief in sich eine Sehnsucht, die immer größer wurde. Sie wuchs und gedieh, je länger sie der Entität zuhörte. »Vielleicht hast du recht. Vielleicht ist eine Verschmelzung der einzige Weg.«
    »Captain …«, warf William ein, doch die Entität unterbrach ihn.
    »Möchtet ihr hierfür Wissen erhalten? Über den Verbleib der Sonden und über das Ziel der Dronte?«
    »Ja«, entgegnete Dana kühn. »Wenn ich gehe, wären solche Kenntnisse eine große Hilfe für meine Crew.«
    »Captain Frost …!«, wieder versuchte William sich Gehör zu verschaffen, doch Dana achtete nicht auf ihn. Sie glaubte Yngvar vor sich zu sehen.
    »Gib uns an Wissen, was du uns geben kannst, und dann nimm mich mit dir.«
    »Captain, ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist«, meinte William nun lauter. Er packte ihren Arm.
    Dana sah ihn verwundert an. »Bitte. Wenn Sie keine Daten erhalten wollen, muss das nicht sein. Aber es scheint mir das Vernünftigste zu sein.« Sie zog ihren Arm fort. »Lass uns gehen.« Sie machte einen Schritt auf die perfekt ausmodulierte Gestalt zu, die ihr entgegenlächelte.
    »Ja. Das wird alle Fragen beantworten.«
    »Das wird es nicht!«, warf William heftig ein. »Dana, erinnern Sie sich! Sie hatten recht! Wer sagt denn, dass ihr Wissen der Entität wirklich genügt? Vermutlich will sie danach nur mehr haben! Und noch mehr!«
    »Bitte.« Dana fühlte nur noch die Leere in ihrem Innern. Die große Sehnsucht nach dem Ende ihres Elends. »Ich will mit Yngvar allein sein.«
    »Dana, Yngvar ist tot!«
    »Das ist nicht wahr. Ich werde zu ihm gehen.« Sie machte einen Schritt auf die Entität zu.
    »Nein!«
    Dana hörte ihn nicht mehr. Vor ihr stand Yngvar. Was lag näher, als ihn nach all der Zeit der Trennung einfach zu umarmen?
     
    *
     
    »Nein!«
    Fassungslos starrte Bruder William auf Dana Frost. Sie bewegte sich wie in Trance, breitete die Arme aus und schloss sie um das
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