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Sternenfaust - 092 - Widerstand

Sternenfaust - 092 - Widerstand

Titel: Sternenfaust - 092 - Widerstand
Autoren: Sascha Vennemann
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lediglich Canettis Oberkörper zu sehen. Und in dessen Gesicht verzog sich keine Miene. Es blieb gleichbleibend freundlich und gelassen.
    Und undurchdringlich.
    »Meinen Sie, wir würden sonst einen Anlass haben, uns bei Ihnen zu melden?«, war die ebenso lapidar wie blasiert formulierte Antwort.
    Gustafsson verschränkte die Arme vor der Brust und nahm auf diese Weise instinktiv eine defensive Haltung an.
    »Nun, wäre es so abwegig anzunehmen, die Genetics hätten eingesehen, dass ihre Lage als eigenständige Verwaltungseinheit zunehmend schwieriger wird? Und dass sich die Abspaltung von den Solaren Welten immer mehr als Fehler erweist? Es dringen zwar nicht viele Ihrer aktuellen Wirtschaftsdaten nach draußen, aber irgendetwas sagt mir, dass ihre Umsatzeinbußen in den letzten Monaten beträchtlich gewesen sein dürften.« Der für äußere Angelegenheiten Zuständige setzte ein gewinnendes Lächeln auf. Spiel deine Trümpfe aus! , machte er sich Mut. Nicht du willst etwas von ihm – er will etwas von dir. Lass dir nicht das Gegenteil erzählen!
    Nun, im Grunde hatte Wynton R. Canetti dies schon getan. Das Versprechen, Licht in das Dunkel um die Geschehnisse des Diaz-Putsches und der Verwicklungen Rudenkos in die ganze Sache zu bringen, war mehr als verlockend. Der Hohe Rat würde sicher in Erwägung ziehen, ob eine Auslieferung des gefangenen Ex-Lordmanagers angesichts eines derartigen Angebots nicht eine mögliche Option wäre. Die entstandenen innenpolitischen Probleme, die alle schon so lange beschäftigten, wären endgültig aus dem Weg zu räumen gewesen.
    Erstaunlicherweise war Canetti während der kurzen Ansprache Gustafssons ein wenig in seinem Anzug zusammengesunken. Es Niedergeschlagenheit zu nennen, war vielleicht ein wenig zu viel, aber ein leichter Unterton der Resignation mischte sich in das, was er sagte. »So ganz unrecht haben Sie damit ja nicht. Und wir sind uns durchaus der Probleme bewusst, die unsere Unabhängigkeit mit sich gebracht hat.« Er schien sich bewusst zu werden, dass er vielleicht schon zu viel gesagt hatte und straffte sich wieder. »Das heißt aber nicht, dass wir das vorher nicht eingehend geprüft hätten. Menschen mit meinem Intellekt, deren IQ-Werte, nun, sagen wir mal, etwas höher liegen, als das normalerweise bei herkömmlichen Menschen der Fall ist, gibt es bei uns massenweise. Das hilft bei langfristigen Planungen sehr, hat in der Vergangenheit aber auch zu Problemen geführt …«
    Vijay wusste, worauf der Lordmanager hinauswollte. »Sie sprechen von der geringen Halbwertszeit Ihrer … Produkte. «
    Canetti wehrte ab. »Bitte, wir reden hier immer noch über Menschen . Zwar über Menschen, die für bestimmte Aufgaben durch genetische Dispositionen besonders geeignet erschienen und deren Aufgaben von jüngeren Mitarbeitern übernommen wurden. Aber es sind immer noch Menschen . Sie sind die …«, er hielt für einen Sekundenbruchteil inne, »… Rentner unseres Gesellschaftssystems, wenn man so will.«
    So sah Vijay Gustafsson das nicht unbedingt. Er war sich sicher, vor unterdrücktem Zorn schon ganz rot im Gesicht geworden zu sein und damit ohne Probleme als J’ebeem durchgehen zu können.
    Doch vielleicht sah man das als ungeübter Beobachter bei seinem ohnehin eher dunkleren Teint nicht. Hoffen wir’s. »Ein System, in dem überflüssige Arbeitskräfte auf Planeten ausgelagert werden, um dort nicht weiter zu stören?«, sagte er kurz angebunden. »Wir hatten in den Solaren Welten diese Art von Altersvorsorge bereits hinter uns gelassen.«
    »Sprechen Sie mal mit Leuten aus den Altersheimen unseres schönen Ursprungsplaneten. Vielleicht denken Sie dann anders.«
    »Lordmanager, bei allem Respekt, ich denke, wir haben beide keine Zeit, die ethische Seite Ihres gesellschaftlichen Lebens zu diskutieren. Zurück zum eigentlichen Punkt: Sie haben Informationen für mich und wollen als Gegenleistung gerade denjenigen ihrer Leute zurückhaben, der partout nicht mehr in dieser Ihrer Gesellschaft mitmachen möchte. Ihr Vorgänger hat uns zwar viel Ärger bereitet, doch wir haben nicht vergessen, aus welcher Lage wir ihn gerettet haben. Egal, wie er uns letztendlich die Gastfreundschaft vergolten hat: Wir liefern Ihnen niemanden aus, der damit rechnen muss auf einer Abschiebewelt zu enden und dort unter menschenunwürdigen Bedingungen auf seinen Tod warten muss. Sie können nicht verlangen, dass …«
    »In dieser Hinsicht wird es Sie sicher interessieren, dass wir – was
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