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Sternenfaust - 092 - Widerstand

Sternenfaust - 092 - Widerstand

Titel: Sternenfaust - 092 - Widerstand
Autoren: Sascha Vennemann
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verhältnismäßig große und dunkle Iris besaßen.
    Der Mann hatte keine Nase und keine Ohren. Wie ein mit Fell überzogener Totenschädel wirkte das Gesicht – aber das schien niemanden in der Runde zu stören. »Zeigt euch!«, forderte er.
    Nach und nach wurden auch die anderen Kutten abgelegt. Geschlitzte Augen blitzten in den nun offengelegten Gesichtern, geschuppte Arme schabten über die Tischfläche. Eine Frau mit grüner Haut streckte sich und wandte die freiliegenden Partien ihres Körpers dem künstlichen Licht entgegen.
    Der Schädelmann sah sie an und murmelte seinem Nachbarn zu: »Aurelia hat scheinbar schon wieder Hunger.«
    Die mit dem Namen »Aurelia« bezeichnete Frau lachte leise. »Nur ein Snack, Polaris. Das Licht hier eignet sich nur bedingt zur Photosynthese. Davon steigt mein Blutzuckerspiegel nur unwesentlich.«
    Polaris nickte verstehend und wandte sich dem Rest der nun insgesamt ein Dutzend Menschen umfassenden Gruppe zu. »Keine neuen Gesichter, wie ich sehe. Das ist einerseits gut, weil wir etwas Großes planen, bei dem wir keine Neulinge gebrauchen können. Andererseits seid ihr natürlich weiterhin dazu angehalten, neue Mitglieder für unsere Sache zu werben.«
    Die anderen murmelten zustimmend.
    »Wir geben uns Mühe, Polaris, das kannst du uns glauben.« Aurelia verzog die dunkelgrünen Lippen zu einem Lächeln. »Es ist ja nicht so, dass wir keine Freunde in der Bevölkerung haben. Aber sieh uns an«, sie machte eine umfassende Geste, »selbst für Genetics sind wir schon ziemlich ungewöhnlich.
    Da fällt es manch einem, der nicht ähnliche äußere Erscheinungsmerkmale hat wie wir, schwer, Vertrauen zu fassen.«
    Polaris hatte inzwischen seine Kutte abgelegt und wanderte nachdenklich um den Tisch herum. Seine prankenartigen Hände mit den klobigen, fast wie Widerhaken erscheinenden Krallenfingern kratzten über seinen Schädel. Nur mit einem knappen Slip bekleidet wirkte der blasse, beharrte Mann, wie eine lebendige Eis-Skulptur. »Vertrauen«, hob er an. »Vertrauen. Wie kann man erwarten, dass uns etwas entgegen gebracht wird, was wir selbst nicht mehr haben, ja, nicht mehr haben können? Seht uns an! Niemand von uns ist dort, wo er einmal gebraucht wurde. Aurelia, wie lange ist es her, dass die autarke Biosphäre, in der du dich mit deinen Schwestern um die Gewächse kümmern solltest, stillgelegt wurde?«
    »Beinahe fünf Jahre«, sagte die grünhäutige Frau. Ihrer Stimme war anzuhören, dass sie sich darüber ärgerte, aber versuchte, diesen Ärger zu unterdrücken. »Glücklicherweise brauche ich nicht viel zum Leben. Ein bisschen Wasser, Licht und Kohlenstoffdioxid. Diese drei Dinge ließen sich, nachdem ich nicht mehr gebraucht wurde, eigentlich immer ganz gut beschaffen.«
    Polaris hatte sich nun hinter sie gestellt und ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. Sie fuhr zusammen. »Kalt!«, zischte sie.
    »Oh, Verzeihung«, entschuldigte sich der Genetic und zuckte zurück. Man sah ihm an, dass es keine Absicht gewesen war, sie zu erschrecken. »Seht ihr, auch ich vergesse manchmal, wer ich bin. Was ich bin. Ein Mensch hauptsächlich, dem Genom nach. Aber einer, dessen Körperwärme beständig bei Zimmertemperatur liegt, ohne unnötige Extremitäten wie Nase und Ohren, die auf Eiswelten abfrieren könnten. Hier in Einstein-City würde ich schwitzen wie ein darelisches Eisfrettchen am Äquator, hätte man mir nicht die Schweißporen weggezüchtet. Doch ich werde nicht mehr gebraucht. Meine Arbeit machen jetzt andere. Man sagt, es sind bessere , optimierte Menschen als ich. Dieser Planet, diese Stadt, ist nur so etwas wie ein Zwischenlager für Züchtungen wie uns. Das wisst ihr doch, oder?«
    Zustimmendes Gemurmel erklang von allen Seiten.
    »Deswegen sind wir hier, oder?«, fuhr Polaris fort. »Um das zu verhindern, was uns noch bevorsteht?«
    Lautere Rufe der Bestätigung erklangen.
    »Wir kennen die Geschichten unserer Genetic-Brüder und -Schwestern, die man von hier fortgebracht hat – auf Abschiebe-Planeten, weit entfernt von Darelis oder Einstein oder Epikur. In Endlager für verbrauchte, unnötige Wesen, wie wir sie geworden sind. Karge Welten, für die einige von uns vielleicht sogar geschaffen wurden, die aber nichts weiter als Plätze sind, an denen wir unbeachtet vom Rest unseres Volkes möglichst bald sterben sollen! Müllkippen für Menschen! Deponien für die hausgemachten Probleme der Genetics!«
    »Wir kennen deine Reden«, wurde Polaris von einem
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