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Sternenfaust - 092 - Widerstand

Sternenfaust - 092 - Widerstand

Titel: Sternenfaust - 092 - Widerstand
Autoren: Sascha Vennemann
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ließen keinen anderen Rückschluss zu, als dass sich die Erbauer mit den heiligen Motiven des Christentums auskannten.
    So kam er nicht weiter. Er ließ sich vorsichtig vom Rand des Altars herunter. Zunächst nur mit einem Bein, stocherte er im Nebel herum, um den Boden zu ertasten. Den fand er ohne Probleme und ließ sich nun vollends mit beiden Beinen auf die Erde nieder.
    Der Aufprall klang wie Donnerhall, als er sein Gewicht auf die festen Stand findenden Beine verlagerte. William zuckte zusammen. Was war das?
    Wie auf ein unbekanntes Stichwort hin mischte sich in den verklingenden Donnerhall das Geräusch eines auffrischenden Windes. Das Pfeifen schwoll langsam zu einem Kreischen an und William musste sich die Ohren zuhalten, wollte er keinen Gehörschaden von den hochfrequenten Tönen davontragen.
    So plötzlich wie der immer noch nicht spürbare Sturm gekommen war, der wirklich nur akustisch zu toben schien, endete er auch wieder. Eine undurchdringliche Stille machte sich breit.
    Bruder William nahm die Hände von den Ohren und fühlte sich, als wäre er urplötzlich taub geworden. Er versuchte etwas zu sagen, doch er spürte nur, wie sich sein Mund bewegte, konnte aber die Worte, die er ausstieß nicht hören.
    Doch! Da war etwas. Ein Flüstern, wie von mehreren Stimmen, drang an ihn heran. Abermals versuchte William zu reden, doch wieder versagte ihm die Stimme – oder er hörte sie einfach nicht. Nur dieses Flüstern, das nun ebenso wie vorher die Windgeräusche, lauter zu werden schien.
    Noch etwas anderes geschah jetzt. Der Nebel, der seit Williams Aufwachen über der kahlen Landschaft gelegen hatte, geriet in Bewegung. Von irgendwoher schien eine Luftbewegung zu kommen und den Rauch abzusaugen. Kreisförmig um den nun schon völlig freiliegenden Altar herum zog sich der Nebel zurück. Langsam floss die zähe weiße Masse in den dunklen Hintergrund.
    Bruder William spähte in die Dunkelheit. Dort tat sich etwas. Der gerade nicht mehr sichtbare Qualm schien sich dort zu verdichten, sich anzuhäufen und aufzutürmen. Unbewusst war der junge Mönch zurückgewichen und stieß einen spitzen Schrei aus, als er unerwartet gegen den Altar stolperte.
    »Wenigstens höre ich wieder etwas!«, murmelte William und auch das konnte er wieder vernehmen.
    So langsam bekam er es mit der Angst zu tun. Selten war er so verwirrt gewesen. Aber nach und nach war er sich sicher, es mit einer weiteren Vision zu tun zu haben. Nur so echt haben sie bis jetzt noch nicht gewirkt! , dachte er.
    Unterdessen war das Flüstern wieder zu einem kaum noch zu überhörenden Hintergrundrauschen geworden. William drehte sich im Kreis. Gerade noch im Dunkeln, dort, wo sich der Nebel sammelte, hatten sich jetzt in dem unirdisch wirkenden, beinahe düsteren Licht undeutliche Gebilde geformt. Nach und nach nahmen sie die Form von humanoiden Figuren an. Ein Kreis von sieben Schattenpersonen, deren bloße Form für William sichtbar war, hatte sich um ihn gebildet.
    »Was wollt ihr von mir?«, rief er in das beinahe geschriene Flüstern. Flüsternd Schreien, geht das überhaupt? , dachte William noch, als sich die Geräuschekulisse ein weiteres Mal änderte. Worte kristallisierten sich aus dem undeutlichen Wispern heraus, ein sakraler Sing-Sang, wie ein gemeinsam gesprochenes Gebet.
    »Wir sind ein Teil von euch«, hörte der Christophorer von hinter sich. Er wirbelte herum. Die dort stehenden vier Personen, immer noch undeutlich zu erkennen, schritten auf ihn zu. Da sie weiterhin aus zusammengezogenem Nebel bestanden, wirkte es, als würden sie wie Geister langsam über die Ebene schweben.
    »Du bist ein Teil von mir«, antworteten die anderen dunklen Gestalten, die drei, die vorher vor William gestanden hatten und sich jetzt in seinem Rücken befanden.
    »Wir sind ein Teil von euch«, wiederholten die ersten vier und bewegten sich weiter auf Bruder William und den Altar zu. »Du bist ein Teil von mir«, intonierten die anderen drei, die sich nun ebenfalls in Bewegung setzten und den Kreis enger zogen.
    »Nein!«, rief William und verkrampfte. »Was soll das?« Er hatte vollkommen vergessen, dass er sich bereits sicher gewesen war, wieder einmal eine Halluzination zu haben. Die Szenerie wirkte so lebendig, so bedrohlich, so echt .
    Unsichtbare Hände griffen nach dem Christophorer, zerrten ihn zurück auf den Altar. Die Kräfte, oder was auch immer es sein mochte, dass sich gewaltsam darangemacht hatte, ihn wieder auf den Rücken liegend in die
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