Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
DS044 - Das Höhlenreich

DS044 - Das Höhlenreich

Titel: DS044 - Das Höhlenreich
Autoren: Kenneth Robeson
Vom Netzwerk:
1.
     
    Es ist irgendwie lächerlich, eine menschliche Hand mit einem Schmetterling zu vergleichen. Aber bei dieser besonderen Hand bestand tatsächlich eine solche Ähnlichkeit. Wahrscheinlich lag es an der Art, wie sie sich bewegte – langsam, schwebend, wie in einer Zeitlupen-Filmaufnahme.
    Auch die Farbe hatte etwas mit diesem Eindruck zu tun. Die Hand war unnatürlich weiß, als sei sie aus Perlmutter. Und etwas Tückisches, Schlangenartiges war daran, wie sie auf und ab schwebte und niemals stillstand. Sie ließ einen unwillkürlich an eine riesige flatternde Motte denken.
    Berry Hosmer hingegen ließ sie an den Tod denken. Nur der Ausdruck in Berry Hosmers Gesicht verriet das, denn er sagte nichts. Aber er versuchte es. Seine Lippen formten Silben, und die Muskelstränge an seinem dürren Hals spannten sich, aber kein Laut kam hervor.
    Die schreckliche weiße Hand schwebte auf Berry Hosmers Gesicht zu. Die düstere Seitenstraße lag bis auf Berry Hosmer und den Mann mit der gespenstischen Hand völlig verlassen da.
    Angstkrämpfe durchliefen Berry Hosmers hageren Körper. Er war ein Schurke, ein Krimineller, und sah auch danach aus. Von Natur aus bleich im Gesicht, wirkte er jetzt regelrecht krank. Es gelang ihm endlich, ein paar Worte hervorzupressen.
    »Nicht, nicht, tun Sie’s nicht!« krächzte er. »Ich weiß nicht, wo es ist! So helf mir Gott, ich weiß es nicht!«
    Der andere Mann gab ihm darauf keine Antwort. Seine eine gespenstisch weiße Hand – die andere hatte sich nie bewegt, als sei sie gelähmt – war nicht das einzige Auffällige an ihm. Seine Augen waren unnatürlich groß und hell, beinahe Wasserfarben, und er hatte ein schmales Gesicht und einen dürren Körper. Wenn gelegentlich der Scheinwerferkegel eines fernen Autos über ihn hinwegglitt, warf er einen Schatten, der so dünn war wie ein Skelett.
    Berry Hosmer brach in zittriges Gestammel aus. »Wirklich, ich ... ich weiß es nicht. Sonst würd’ ich’s Ihnen doch sagen!«
    Die weiße Hand des anderen Mannes bewegte sich weiter.
    »Wo ist es?« fragte er. Seine Stimme klang gänzlich ausdruckslos, mechanisch wie die eines Computers.
    Berry Hosmer versuchte zurückzuweichen. Aber sein Rücken preßte sich bereits gegen die
    Schaufensterscheibe eines abgedunkelten Candy-Ladens.
    »Wirklich, sonst würd’ ich es Ihnen sagen«, wimmerte er. »Hören Sie, Ool ...«
    Die Hand des Mannes, der Ool hieß, schien einen Moment lang schwebend zu verharren.
    »Sie haben es«, sagte er mit tonloser Stimme. »Sie waren auf dem Weg, es diesem Doc Savage zu verkaufen. Es steckt in dem Geldgürtel, den Sie um Ihre Taille tragen.«
    Berry gab erstickte Laute von sich. Er schluchzte beinahe. »Warten Sie! Wir können das schon irgendwie regeln. Geben Sie mir Zeit zum Nachdenken.«
    »Sie werden eine ganze Ewigkeit Zeit zum Nachdenken bekommen«, sagte Ool.
    Seine weiße Hand schoß vor, und diesmal war absolut nichts Zeitlupenhaftes daran. Kein zufälliger Beobachter hätte sagen können, ob die Hand Berry Hosmer tatsächlich berührte.
    Die aufgestaute Angst Berry Hosmers entlud sich in einem animalischen Schrei. Er fuhr entsetzt zurück, so heftig, daß er mit Schultern und Ellenbogen die Schaufensterscheibe eindrückte. Glasscherben klirrten auf den Gehsteigfliesen.
    Berry versuchte offenbar eine Waffe aus seinem Achselhalfter freizubekommen. Aber dann schlug er plötzlich wie tobsüchtig um sich. Mit strampelnden Armen und Beinen schleuderte er Konfekttabletts und Schokoladenplätzchen auf den Gehsteig. Zuckungen durchliefen seinen hageren Körper, die aber nicht lange anhielten, denn mit einem schweren Seufzer sackte er bald nach hinten über und lag so leblos da wie die Schokoladencrémeplätzchen, die er unter sich zerdrückte.
    Ool lehnte sich durch die geborstene Schaufensterscheibe. Seine rechte Hand griff zu und riß Berry Hosmer vorn das Hemd auf, so heftig, daß in hohem Bogen zwei Knöpfe absprangen. Er bekam den wildledernen Geldgürtel zu fassen, den Berry unter dem Hemd trug, zerrte an ihm und bekam etwas daraus frei.
    Was Ool da zum Vorschein brachte, ähnelte am ehesten noch einer Brille, wie Schweißer sie tragen. Jedenfalls wirkten die übergroßen Gläser dieser Brille fast schwarz.
    Ool setzte die Brille auf, und die schwarzen Gläser kontrastierten scharf mit seiner kalkweißen Gesichtshaut. Mit einem unwilligen Laut nahm er die Brille wieder ab und steckte sie ein.
    Es war absolut nichts Hastiges an seinen Bewegungen. Vielmehr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher