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Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)
Autoren: Alfred Bekker
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Entscheidung, die ich für das Star Corps als bedauerlich ansehe, übrigens! Ich hätte Sie gern behalten – aber ich denke, der Far Horizon -Konzern wird sich umso mehr darüber gefreut haben.«
    Später, als van Deyk degradiert worden war, weil er als Kommandant der DAEDALUS während des zweiten Kridan-Krieges die Besatzung eines Feind-Schiffes aus dem havarierten Wrack gerettet hatte, musste van Deyk oft an die Worte von Fernandez denken. Vor allem der Satz über den mangelnden Dank, den man für seine Pflichterfüllung und Aufopferung erntete, hatte ihn noch lange verfolgt.
    Van Deyk riss sich von den Gedanken los. Die Bildschirmanzeige mit Fernandez’ Gesicht bekam jetzt Schlieren. Die Konturen verschwammen, die Verbindung brach zusammen. Von der Audiospur waren nur einzelne Worte noch zu verstehen, die aber keinen Zusammenhang ergaben.
    Dann erschien auf dem Hauptschirm der STERNENFAUST wieder das Weltall. Die Verbindung war tot.
    Auf der Brücke hätte man eine Stecknadel fallen hören.
    Dana war wie so oft die erste, die ihre Sprache wiederfand. »Sieht so aus, als hätte die PHOENIX nicht mehr viel Zeit.«
     
    *
     
    Seng betrat jenen Ort, den man die Tiefste Höhle nannte.
    Der Oberste Bibliothekar war bei ihm.
    ›Du erfährst jetzt ein Geheimnis, in das nur die Anführer und Obersten Bibliothekare unseres Volkes eingeweiht werden‹, eröffnete ihm dieser.
    Seng hatte davon gehört, dass es da ein Geheimnis gab. Es kursierten die wildesten Gerüchte darüber; manche meinten, dass ein besonders wichtiger Teil der Bibliothek an einen Ort ausgelagert sei, der geheim bleiben müsste, damit ein gewöhnlicher Wloom ihn im Falle einer Gefangenschaft nicht verraten konnte. Es gab aber auch Wloom, die wissen wollten, dass es angeblich vor vielen Jahren eine Katastrophe in Form eines Mbaazu-Angriffs gegeben habe, der einen großen Teil der Bibliothek vernichtet habe. Das aber wollten die Obersten Bibliothekare angeblich geheim halten, denn sie fürchteten um ihre gesellschaftliche Stellung innerhalb des Wloom-Volkes. Wenn sie die Bibliothek nicht vor Schaden bewahren konnten, schwand nicht nur ihr Ruf, sondern ihr ganzer Daseinszweck stand auf dem Spiel.
    Seng wollte an diese Version einfach nicht glauben. Sie wurde vor allem von jenen verbreitet, die eine kritische Einstellung gegenüber den Bibliothekaren hegten und deren Machtposition für das Relikt einer früheren Zeit hielten. Warum sollten beispielsweise nur sie den kurz vor der Transformation stehenden Trost spenden und das damit verbundene gesellschaftliche Ansehen genießen? Den Kritikern zu Folge war jeder Wloom dazu in der Lage, wenn er nur anmutig genug seine Farben spielen lassen und tanzen konnte. Da dies aber ohnehin – neben dem Beschriften von Wurzelbüchern – die einzige Kommunikationsform war, die die Wloom kannten, war von ihnen jeder darin entsprechend gut geübt.
    Nein, Seng, der ja auch ein Schreiber gewesen war, bis Fang ihm die Würde des Anführers verliehen hatte, mochte diese Geschichte einfach nicht glauben. Die Vorstellung, all die Mühe, die er in seine Wurzeltexte gesteckt hatte, könnte umsonst gewesen sein, erschreckte ihn. Tausende von Mbaazu in den so sorgfältig hergestellten Wurzelwerken, bevor er und die anderen in der Lage gewesen wären, mit ihrem pflanzlichen Körper die Weisheit abzubilden – ein Alptraum, der niemals Wirklichkeit werden durfte. Die ganze Kultur der Wloom hätte dann keinen Sinn mehr gehabt.
    Was waren die Wloom denn, wenn etwa die Weisheit der Mentoren zu großen Teilen verloren war?
    Manche Kritiker argumentierten, dass diese Weisheit in Wahrheit schon längst verloren sei. Und zwar schon seit langer Zeit. Sie meinten, dass die Wloom die Weisheit der Mentoren vielleicht sogar nie besessen hatten, da sie nur wussten, wie man sie reproduzierte – sie aber zum überwiegenden Teil gar nicht verstanden hatten.
    ›Folge mir o Anführer und Erwählter unseres Anführers Fang!‹, signalisierte der Oberste Bibliothekar und vollführte dabei mit seinen Tentakeln tänzerische Bewegungen mit einem Grad an grazilem Könnertum, dass er selbst einen Ästheten wie Seng noch zu faszinieren wusste.
    Ja, die Obersten Bibliothekare waren doch ein ganz eigener Stand und wenn man eine Darbietung dieser Qualität und dieser Ausdrucksstärke sah, so vergaß ein Wloom doch rasch die Kritik, die es an der Aufrechterhaltung irgendwelcher überkommener Privilegien geben mochte.
    Vielleicht , so überlegte Seng, liegt das
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