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Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)

Titel: Sternenfaust - 077 - Hort des Wissens (1 of 2)
Autoren: Alfred Bekker
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aus dem Bergstromraum.
    »Achtung, Captain auf der Brücke!«, meldete Gus Mashrawan. Allan Fernandez musste innerlich darüber schmunzeln, dass in der zivilen Raumfahrt vielfach dieselben militärisch verstaubten Umgangsformen herrschten wie im Star Corps oder anderen Teilen der Streitkräfte – und das, obwohl nicht der Hauch einer Notwendigkeit dazu bestand. Wahrscheinlich deswegen, weil Raumfahrt und Militär bereits von Beginn an auf der Erde miteinander verzahnt gewesen waren, und zwar auf eine so enge Weise, dass es mittlerweile kaum noch zu trennen war. Das galt schon für die Apollo-Missionen aus der Steinzeit irdischen Vortastens in den erdnahen Weltraum.
    Fernandez verbarg sein Amüsement über die etwas steife militärische Art. »Machen Sie weiter, I.O.«, sagte er und nahm in seinem Kommandantensessel Platz.
    Gus Mashrawan, der indischstämmige Erste Offizier der PHOENIX II hatte die Star Corps Akademie niemals von innen gesehen. Stattdessen hatte er eine der privaten Raumfahrerschulen besucht, die vor allem auf dem Mars existierten. Der Mars war früher, vor der letzten Jahrhundertwende, das bedeutendste Zentrum der irdischen Raumindustrie gewesen – bis die Entdeckung der Mantiden 2204 zu einem weiteren Sprung in der Technik geführt hatte.
    »Austritt aus dem Bergstrom-Raum in zehn Sekunden«, meldete Ruderoffizier Mark Bratlor, der zuvor als Frachtpilot und Handelsfahrer in der zivilen Raumfahrt Erfahrungen gesammelt hatte. Er hatte jedoch sein Handwerk ganz woanders gelernt – nämlich an der Brüderschule der Christophorer auf Sirius III, wo man sich neben vielen anderen Studiengängen auch zum Piloten ausbilden lassen konnte. Die Brüderschule galt neben der Far Horizon -Akademie auf Sedna als die beste Universität innerhalb der Solaren Welten – zumindest seitdem sich die Genetiker-Föderation der Drei Systeme ganz offiziell von diesem Weltenbund der von Menschen besiedelten Planeten getrennt hatte. Natürlich war man dort wissenschaftlich zumindest auf dem Gebiet der Genetik (und mittlerweile sicher auch der Raumfahrt) dem Standard von Sirius oder Sedna um Jahre voraus.
    Mark Bratlors Werdegang wies insofern eine Besonderheit auf, weil er die Pilotenausbildung an der Brüderschule zunächst als Christophorer-Mönch begonnen hatte, später aber aus dem Orden wieder ausgetreten war. Seine Ausbildung hatte er trotzdem abschließen können, denn die Bruderschule stand – im Gegensatz zu den spezifischen Lehrgängen im Kloster von Saint Garran – nicht nur Ordensmitgliedern offen, sondern allen, die die ausschließlich leistungsbezogenen Zugangsvoraussetzungen erfüllten.
    Als Bratlor und Fernandez anfangs zusammen für den Far Horizon -Konzern auf Forschungsmission gegangen waren, war das Verhältnis zwischen ihnen angespannt gewesen. Fernandez war inzwischen auch vollkommen bewusst, warum: Es hatte einfach damit zu tun, dass der Navigator vom Orden erwählt worden war. Aber er hatte diese Ehre schließlich zurückgewiesen – während Fernandez sich genau das glühend gewünscht hätte. Und. nicht nur das: Mark Bratlor schwieg trotz neugieriger Fragen eisern über das, was einen Menschen ausmachte, um ihn überhaupt erst für die Mitgliedschaft bei den Christophorern zu befähigen. Fernandez hatte es zeitweilig regelrecht rasend gemacht, nicht zu wissen, nach welchen Kriterien der Orden seine Mitglieder auswählte.
    Zumindest, was die offenbar entscheidenden Kriterien anging, wusste er darüber ebenso wenig wie der Rest der Menschheit. Die mehr oder minder offensichtlichen Gesichtspunkte erfüllte er: Er war ein Mann und er teilte den theosophischen Glauben der Christophorer. Aber darüber hinaus musste es bei der Berufung von Mitgliedern wichtige Dinge geben, die ihn ausgeschlossen hatten. Fernandez hatte lange Zeit bei sich selbst nach den Fehlern gesucht.
    Fakt war, dass die Christophorer jeden Bruder so ausbildeten, dass er besondere empathische Fähigkeiten entwickeln konnte. Ein Kommilitone hatte ihm einst gesagt, dass ihm vielleicht die nötige Sensibilität im Umgang mit seinen Spiegelneuronen fehle – und dies sei eine Vorrausetzung dafür, überhaupt diese besondere Empathie erlernen zu können. »Vielleicht ist diese Veranlagung genetisch bedingt«, hatte der Kommilitone vermutet. »Dann wäre es vielleicht auch mehr als nur die Tradition eines Mönchsordens, dass dort nur Männer aufgenommen werden, denn bei ihnen reicht wegen des Y-Chromosoms das einfache Vorhandensein der
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