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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten
Autoren: Luc Bahl
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zahlreichen Geheimnisse, die von den Relikten der Toten Götter aufgeworfen wurden, hatten sie noch nicht erreicht. Derzeit hielten sich die Neugier und der Wille mehr herauszubekommen mit einer milden Resignation die Waage. Denn immer, wenn sie geglaubt hatten, kurz vor dem entscheidenden Durchbruch zu stehen, die lang ersehnten Antworten auf ihre Fragen zu erhalten, zeigte es sich, dass sie statt Antworten nur auf weitere Fragen und Rätsel gestoßen waren oder dass andere auf eine fatale Weise schneller gewesen waren.
    Auch diesmal schienen ihnen die Morax zuvorgekommen zu sein.
    »Es sieht beinahe danach aus, als ob die Morax über unsere Mission genauer Bescheid wissen, als wir selbst«, knurrte Robert Mutawesi.
    »Man kann tatsächlich diesen Eindruck bekommen, Lieutenant Commander«, gab Dana Frost dem Waffenoffizier recht. »Es ist wie in dieser alten Kindergeschichte vom Wettrennen zwischen dem Hasen und dem Igel. Immer wenn der Hase völlig außer Atem am Ziel ankommt, grinst ihn der Igel nur an und sagt in aller Seelenruhe ›Ich bin schon längst hier!‹«
    »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Captain, der Wettlauf zwischen den Morax und uns ist alles andere als eine Kindergeschichte. Schauen Sie sich die Berichte an, das ist blutiger, tödlicher Ernst«, entgegnete Mutawesi.
    »Unterschätzen Sie die alten Märchen von der Erde nicht«, sagte Dana ungerührt und warf ihm einen kurzen Blick zu.
    Doch Mutawesi schüttelte zur Antwort nur den Kopf und zuckte mit den Schultern.
    »Am Ende krepiert der Hase aus Erschöpfung, weil er die List nicht durchschaut, mit der ihn die Igel die ganze Zeit gefoppt haben.«
    »Aha! Die Igel!«, warf Ashley Briggs ein. »Ich kenne zwar die Geschichte nicht, aber Sie haben sich selbst verraten, Captain. Bei diesem Wettlauf waren mehrere Igel beteiligt.«
    Dana nickte.
    »Wenn der Igel losgerannt ist, hat er nur so getan, als ob er in Richtung des Ziels sprinten würde, in Wirklichkeit hat sein Kumpel bereits am vereinbarten Ziel auf den armen Hasen gewartet und als es die Strecke zurückging, war es nicht anders.«
    »Ganz schön gemein«, maulte Susan Jamil, »und vor allem ziemlich brutal. Immerhin stirbt der Hase. Also ich kann mir nicht vorstellen, dass man Kindern solche schrecklichen Geschichten überhaupt erzählen sollte …«
    »Unsere Altvorderen hatten kein Problem damit, Kindern mit Hilfe von Märchen die Wahrheit über das Leben nahezubringen«, sagte Stephan van Deyk und blickte abwechselnd zu Dana und zu Susan Jamil.
    »Es gibt noch viel grausamere Märchen«, ergänzte Dana, »solche in denen Menschen gesiedet, gekocht und mit flüssigem Teer übergossen werden oder in Fässer gesteckt und einen Berg herabgerollt werden, Fässer, deren Inneres mit langen Nägeln gespickt wurde. Da ist eine kleine Geschichte über List und Tücke wirklich harmlos dagegen …«
    »Wenn ich mir aber dieses Werk der Vernichtung anschaue, dann hat das eher mit den zuletzt von Ihnen erwähnten Geschichten zu tun, als nur mit Hinterlist und einer gewissen Durchtriebenheit«, sagte Mutawesi und konnte nicht verhindern, dass er trotzig klang.
     
    *
     
    »Fertig mit den Aufnahmen, Rag?«, rief Roy Takashi in das Funkmikrophon seines Panzeranzugs. »Wir müssen weiter …«
    »Alles auf dem Weg, Sergeant!«, antwortete Corporal Ragnarök S. Telford.
    »Dann los!«, befahl der Sergeant und wies mit dem ausgestreckten Arm in die Richtung, die das Erkundungskommando einschlagen sollte.
    Telford schaltete den transportablen Bergstrom-Sender ab, mit dem er ihre bisherigen Aufzeichnungen zu den Expeditionsschiffen gefunkt hatte. Prinzipiell wurde permanent alles um sie herum von den in die Kampfanzüge integrierten Kameras aufgezeichnet, aber diese Daten- und Bilderflut konnte kein einzelner Betrachter alleine auswerten. Diese Aufzeichnungen dienten lediglich dem Protokoll, um im Zweifelsfall irgendwelche Pannen, Unglücksfälle und andere unvorhergesehene Ereignisse im Nachhinein besser analysieren und aufklären zu können.
    Daneben führten die Marines noch eine reguläre Kamera-Ausrüstung mit sich, um besondere Bilder und Ereignisse festzuhalten, die ihnen bemerkenswert genug erschienen, um die in den Schiffen zurückgebliebenen Expeditionsteilnehmer davon zu informieren. Allerdings hatte Telford kurz nach diesen Aufnahmen auch ein komprimiertes Datenpaket ihrer automatischen Aufzeichnungen abgeschickt, das er jedoch nur zur STERNENFAUST schickte. Dieses Vorgehen hatten sie
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