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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten
Autoren: Luc Bahl
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Antigrav-Aggregat ein und schoss senkrecht in die Höhe.
    »Wir fliegen über das, was mal ein See gewesen ist, zu dieser Bergkette«, entschied er schließlich, nachdem er sich in einer Höhe von dreißig Metern umgesehen hatte. Sie hatten die Ausläufer, die das jenseitige Ufer bildeten, schon bei ihrer Ankunft gesehen.
    »Es macht keinen Sinn durch die Senke zu marschieren«, fuhr Takashi fort, als er wieder zu Boden schwebte. »Dort finden wir doch höchstens nur verkochte Überreste von Wasserlebewesen oder Pflanzen. Wenn wir Glück haben …«
    »Wenn wir Glück haben«, knurrte Harris, der jetzt ebenfalls wieder aus dem Keller geklettert kam. Jetzt kam sogar ihm diese Wortwahl ziemlich verfehlt vor.
     
    *
     
    Es war schon immer unsere Aufgabe, die Geschichte fortzuschreiben, nicht in jener bedeutenden Zeit stehen zu bleiben, als der letzte, der für eine Ewigkeit endgültige Abschied unsere Gemüter bewegte. Über ungezählte Zyklen hinweg und fast ebenso vielen Generationen lang haben die Bewahrer der Worte dafür gesorgt, dass das Wissen erhalten blieb. Immer wieder war es notwendig gewesen, die Bücher zu erneuern, um das in ihnen enthaltene Wissen weiter in die Zukunft tragen zu können. Nichts ist von Dauer, auch Bücher und die in ihnen aufgezeichnete Weisheit nicht.
    Also gab es die Bewahrer mit ihren vielfältigen Aufgaben, die dafür Sorge zu tragen hatten, dass kein Wort verloren ging, kein Satz aus der Erinnerung getilgt wurde, keines der Werke dem Zerfall preisgegeben wurde, ohne das, was in ihm eingeschlossen war, in ein neues Buch zu übertragen.
    Neben der großen Gruppe der Bewahrer mit ihren vielfältigen und hoch spezialisierten Aufgaben, gab es die kleine Schar der Verfasser, die die Werke fortschrieben, so wie es ihnen vor dem großen Abschied aufgetragen worden war. Einer von ihnen war der ehrwürdige Meister Rang gewesen, dem ich diese Zeilen in treuem Andenken widme. Die Verfasser waren unsere Priester, unsere Verkünder, denn in ihrer unersetzlichen Arbeit lag das Heil von uns allen begründet.
    Dereinst, so hatten uns die Unaussprechlichen, als sie uns verließen, feierlich verkündet, würden sie wiederkommen. Aber nur, wenn wir uns ihrer Rückkehr als würdig erwiesen hätten. Also hatten die Schreiber die schwere Aufgabe auf sich genommen, dafür zu sorgen, dass alles so geschehe, wie es von uns verlangt worden war.
    Eine Bibliothek dürfe nicht erstarren und an einem Punkt stehen bleiben, so hatte man uns damals erklärt. Worte, die lebendig blieben. Worte, die lebendig bleiben. Worte, die in die Zukunft fliegen. Bücher müssen bewahrt werden, aber es müssen auch immer wieder neue hinzukommen. Mit Maß solle und müsse eine Bibliothek wachsen, denn nur dann sei sie wahrhaftig lebendig.(Aus den Aufzeichnungen des Namenlosen. Überlebender Schreiber Wlooms, der nach der Katastrophe seinen Namen auslöschte, um damit an das Schicksal all jener zu erinnern, von denen keine Schatten und keine Namen blieben.)
     
    *
     
    »Selbst in den Bergen, die ja von unserem Verständnis ausgehend, wohl eher weniger stark besiedelt waren, findet sich nichts außer den Spuren der globalen Vernichtung, die eindeutig die Handschrift der Morax trägt«, diktierte Ragnarök S. Telford in das Protokoll. »Das ist nahezu sicher. Alles andere ist und bleibt ein Rätsel. Vielleicht finden wir noch mehr Überreste der früheren Bewohner dieser Welt und können uns dann irgendwann anhand dieser traurigen Rudimente ein Bild von den Wesen machen, die hier gelebt haben. Derzeit ist das noch völlig unmöglich. Das Einzige, was wir wissen, ist die unbestreitbare Tatsache, dass es sich um intelligentes Leben gehandelt haben muss. Dafür spricht die Komplexität ihrer Bauten. Die Anordnung der Ruinen zeigt noch deutliche Spuren, die darauf hindeuten, dass hier mit einer zielgerichteten Planung, einer wohl überlegten Bauweise und beachtlichen handwerklichen Fähigkeiten vorgegangen wurde. Ein deutliches Indiz für Intelligenz.«
    Er stoppte für einen Moment die Aufzeichnung und überlegte, ob er das nächste, was er sagen wollte, tatsächlich einem offiziellen Dokument anvertrauen wollte. Es würde zwar aller Wahrscheinlichkeit nach in den Tiefen irgendwelcher Datenarchive des Star Corps, des Verteidigungsausschusses und des Ministerium für galaktische Beziehungen verschwinden, aber wirklich sicher konnte er sich dessen nicht sein. Genauso gut konnte sein Protokoll auch auf Monitoren landen, die über seinen
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