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Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten
Autoren: Luc Bahl
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niedergelassen. Auch für seine Kameraden würde dieser Abschnitt bereits zu niedrig sein.
    »Noch ein Bild ?«, fragte Takashi und konnte sich eine leisen ironischen Unterton nicht verkneifen.
    »Nein, Sergeant. Da hat sich was bewegt …«
    »Wie bitte?«
    Nur einen Augenblick später drängelten sich die Marines mit ihren sperrigen Schutzanzügen hinter sie und versuchten an Ragnarök und Takashi vorbeizuschauen.
    »Tatsächlich«, sagte der Sergeant. »Was ist das?«
    Ragnarök zuckte mit den Schultern.
    »Sieht der rußigen Struktur an der Wand irgendwie ähnlich«, murmelte Takashi. »Verdammt, wo ist dieses Ding hin?«
    »Es muss sich durch diesen Spalt verabschiedet haben«, sagte Philipp Harris und zeigte an Ragnarök vorbei auf eine kleine Öffnung im Boden, kaum so breit wie eine Hand. Das gebündelte Licht ihrer beiden Helmlampen strahlte in das Loch. Aber es war nichts mehr zu sehen.
    »Das ist ja ein Ding!«, sagte Takashi. »Hier lebt noch was. Wenn’s nicht so traurig wäre, wär’s eine Sensation!«
    »Es ist eine Sensation, Sergeant!«
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen und ich kann mich rühmen, dank meinem Dienst auf unserem stolzen Schiff schon mehr gesehen zu haben, als die meisten anderen Menschen …«
    Er blickte den Corporal an.
    »Ich habe auch keine Ahnung, was das gewesen sein könnte, Sergeant«, sagte Telford. »Es war aber anders als dieses Bild an der Wand, dreidimensional. Es konnte sich bewegen und hat sich erst – wie soll ich sagen – aufgerollt, als es durch den Spalt dort verschwunden ist …«
    »Und es hat etwas mit dem Bild gemacht. Schau dir das an, Rag!«
    Jetzt spricht er bereits ohne Spott von einem Bild , dachte Ragnarök.
    Takashi zeigte auf das poröse, filigran verästelte Gebilde aus rußartigem Material, das an der Höhlenwand klebte.
    »Das Bild glänzt«, sagte Ragnarök. Dann fiel ihm etwas ein. »Es glänzt irgendwie frisch. So als hätte ein Maler sein Werk fixiert. Mit einem Klarlack überzogen, damit es unempfindlicher wird und die Farben nicht so schnell beschädigt werden können.«
    »Richtig. Ich wusste doch schon immer, dass du ein Künstler bist, Rag! Früher nannte man so eine Schutzschicht Firnis. Und ich bin sicher, dass sobald dieses Zeug hier trocken ist, unser Freund Harris ohne Probleme mit seinen Patschpfoten darauf herumtappen kann, ohne dass etwas passiert. Vielleicht hattest du Recht, Rag und es ist wirklich ein Bild …«
    Na bitte , dachte der Corporal. Doch dann hatte er so eine Ahnung, dass sie sich alle täuschten. Als er versuchte den Gedanken klarer zu fassen, wurde er unterbrochen.
    »Alles genauestens dokumentieren, Rag. Vielleicht haben wir hier die einzige Form von Leben entdeckt, die auf diesem verfluchten, radioaktiv verseuchten Drecksball noch existiert.«
    »Schon vor der Raumfahrt war auf der Erde bekannt, dass bestimmte Lebensformen einen radioaktiven Fallout überleben können«, mischte sich der eben noch gescholtene Harris in das Gespräch ein.
    »Beispiel«, raunzte Takashi zurück.
    »Sir, Kakerlaken, Sir!«, brüllte Harris und übertrieb es wieder einmal mit seinem schrägen Sinn für Humor.
    »Gut, setzen!«, schrie der Sergeant zurück. Er ließ sich auf das dumme Spielchen ein. Ragnarök stöhnte leise und drehte den Lautstärkeregler des im Anzug integrierten Funkgeräts herunter. Er vermutete, dass die anderen ähnlich reagierten. »Und, Harris, wenn du schon so ein Klugscheißer bist, wirst du mir jetzt auf der Stelle verraten, für welche Kreaturen außerdem noch Radioaktivität so was wie ein warmes Wannenbad ist?«
    Seit Takashi, Harris und andere Marines in der Datenbank der STERNENFAUST die alten, amerikanischen Kriegsfilme aus dem zwanzigsten Jahrhundert entdeckt hatten, in denen Marines die Hauptrolle spielten, ahmten sie in den unmöglichsten Situationen den grenzdebilen Tonfall der historischen Soldaten nach.
    »Sir, Ameisen, Sir!«
    »Weiter!«
    »Äh – ich weiß nicht …«
    »Was?« Takashis Stimme überschlug sich vor Zorn.
    »Sir, ich weiß es nicht, Sir!«
    »Dann behalte deine unausgegorene Sülze für dich!«
    »Jawohl, Sir, jawohl!«
    »Ich verrate dir Pfeife mal, wer sonst noch überlebt …«
    Wenn es denn der Wahrheitsfindung dienlich ist , ächzte Ragnarök stumm. Normalerweise hatte er nichts gegen derartige Albernheiten, nur hier und jetzt gingen sie ihm gegen den Strich. Gleichzeitig befürchtete er, dass er mit seiner niedergedrückten Stimmung angesichts der Totalvernichtung
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