Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 069 - In Ketten

Sternenfaust - 069 - In Ketten

Titel: Sternenfaust - 069 - In Ketten
Autoren: Luc Bahl
Vom Netzwerk:
aufzuspüren und in eine tödliche Falle zu locken.
    Die Antwort wird der namenlose Chronist bald erfahren. Denn da er ihre Blicke auf sich zog, wird er sich ihnen stellen, um so zumindest die eine Chance zu nutzen, die ihm noch geblieben ist – nämlich die, die anderen zu schützen. Enden diese Aufzeichnungen hier, so weißt du, oh ferner Leser jenseits der Klippen der Zeit, welches Schicksal der Verfasser erlitt.(Aus den Aufzeichnungen des Namenlosen. Überlebender Schreiber Wlooms, der nach der Katastrophe seinen Namen auslöschte, um damit an das Schicksal all jener zu erinnern, von denen keine Schatten und keine Namen blieben.)
     
    *
     
    »Das Ding ist wieder da!«
    »Sobald es das Loch verlassen hat, wie besprochen, den Spalt dicht machen, damit es nicht sofort wieder darin verschwinden kann …«
    Statt einer Antwort auf Takashis Befehl ertönte nur das leise Knistern des offenen Funkkanals untermalt von den flachen Atemgeräuschen Ragnaröks. Dann war über die ebenfalls eingeschalteten Außenmikrophone der Panzeranzüge ein leises Scharren zu hören. Gleichzeitig flammten die zuvor angebrachten Scheinwerfer auf.
    Auf der kleinen Projektion im unteren Bereich seines Visiers sah Ragnarök, dass der kleine, ferngesteuerte Motor präzise arbeitete. Kaum hatte das bizarre Wesen das Loch verlassen, zog der Motor die handbreite und unterarmlange Felsplatte über den Spalt.
    »Aufpassen!«, zischte Takashi. »Es darf uns nicht entwischen!«
    Im Höhlenhintergrund wie auch in Richtung Ausgang lauerten einige Marines, unter ihnen auch Ragnarök, die seit gut zwei Stunden darauf warteten, dass sich die Kreatur noch einmal zeigte. Sie hielten Planen bereit, um sie über das Wesen zu werfen und es so einzufangen. Doch es bewegte sich trotz des plötzlich aufgeflammten Lichts weder in die eine noch in die andere Richtung.
    »Es entfaltet sich, Sergeant«, flüsterte Ragnarök.
    »Dann geht näher ran, aber vorsichtig! Ihr tragt zwar Panzeranzüge, aber wer weiß, was dieser löchrige Teppich alles auf Lager hat!«
    Langsam setzten sie sich in Bewegung. Es gab nun kein Entkommen mehr für die seltsame Kreatur. Endlich konnte Ragnarök ihr Aussehen genau erkennen. Er ging in gebückter Haltung und mit laufender Kamera auf das Wesen zu, dicht gefolgt von zwei Kameraden, die die Plane hielten.
    »Es sieht aus, als würde es uns erwarten«, sagte Ragnarök und rutschte auf den Knien weiter, da an der Stelle, wo er sich befand, die Höhlendecke sehr tief hing. Doch dort, wo sich das Wesen befand, erweiterte sich der Gang wieder, so dass er wieder aufrecht stehen konnte.
    »Das Ding tanzt«, sagte auf einmal Philipp Harris, der mit zwei anderen Marines die Höhle nach hinten sicherte.
    Die Kreatur vollzog eine erstaunliche Veränderung. An insgesamt fünf Ecken rollte sie das löchrig-fasrige Gewebe ihres Körpers ein und formte somit Andeutungen von jeweils zwei Armen und Beinen und einem Kopf. Sie fiel nach vorn, federte den Sturz mit den Armen ab und richtete sich wieder auf. Dabei wuchs der Kopf in die Länge, eine dicke, tentakelartige Verlängerung schoss plötzlich nach oben und schien sich in der Höhlendecke zu verkrallen.
    Einige Momente lang baumelte das Wesen in der Luft, wobei die Beine dem Boden entgegenwuchsen. Mit einem lauten Schnalzen löste sich die tentakelähnliche Verlängerung des Kopfteils von der Höhlendecke und begann sich wieder einzurollen. Es sah aus, als würde der Auswuchs im Inneren des Scheinschädels verschwinden. Es konnte sich in der Tat nur um das vage Abbild eines Kopfes handeln, nicht aber um einen echten Schädel.
    Das Wesen begann sich um die eigene Achse zu drehen und hüpfte dabei von einem Bein auf das andere. Zusammen mit den nicht gerade koordiniert erscheinenden Armbewegungen sah es tatsächlich so aus, als würde es zu einer für die Marines unhörbaren Musik tanzen.
    Im grellen Schein der Lampen veränderte es seine Farbe. Wellenförmig pulsierten alle Farben des sichtbaren Lichtspektrums über die tausendfach verästelte und durchlöcherte Struktur der Körperoberfläche. Fasziniert starrte Ragnarök das Wesen an. Er bemerkte vor gebannter Aufmerksamkeit nicht, dass sich ein weiterer Funkkanal öffnete und zuckte erschrocken zusammen, als er auf einmal die Stimme des Captains vernahm.
    »Haben Sie eine Erklärung für dieses Verhalten, Corporal?«, fragte Dana Frost.
    »Äh … nein, Ma’am. Keine Ahnung, was uns diese Kreatur mit ihrem Verhalten deutlich machen will
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher