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Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)

Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)

Titel: Sternenfaust - 066 - Auserwählt (2 of 2)
Autoren: M’Raven
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für immer entfernt aus dem Angesicht der Götter und der Hohen Diener. Und natürlich auch aus Kunoshs Gegenwart. Zu seinem Glück gehörte Sikona nicht zu den Auserwählten, aber ihre drei derzeit ältesten Kinder. Leider hatten aber die Eltern das Recht, der Segenszeremonie beizuwohnen, wovon auch Sikona Gebrauch machte.
    Kunosh konnte nur hoffen, dass sie nicht wieder ihre verbotenen Gedanken in aller Öffentlichkeit äußerte. Das wäre mehr als peinlich, besonders da Sikona ihre Gedanken mit der sternenklaren Logik vorzubringen pflegte, die den Rhukapai eigen war. Und diese Logik wussten weder Kunosh noch die Gelehrten zu widerlegen, denn sie war … nun, eben logisch .
    Doch heute hielt sich die Tiefblaue Säule Sikona ausnahmsweise einmal zurück. Mit dem gebotenen Ernst und Ehrfurcht wohnte sie der Zeremonie bei, gab sich dabei zumindest den Anschein, als wäre sie ganz bei der Sache. Schließlich war auch sie Mitglied eines Priesterhauses und konnte nicht eine heilige Zeremonie stören, ohne dafür sofort in den Rang einer »Niederen Arbeiterin« versetzt zu werden. Da sie das aller Privilegien beraubt hätte, die die Priesterschaft genoss und die damit verbundene relative Freiheit, achtete Sikona genau darauf, gewissen Grenzen in ihrem Verhalten nicht zu überschreiten.
    Falisha, die Erste Priesterin der Siedlung, begann mit der Zeremonie, und andächtiges Schweigen senkte sich über die Versammelten.
    »Die Götter sehen wohlwollend auf uns herab!«, leitete Falisha den Segen ein.
    Im nächsten Moment begann die Kuppel des Tempels in allen Regenbogenfarben zu schillern, der Farbe des vollkommenen Glücks. Die jungen Auserwählten, die so etwas teilweise noch nie gesehen hatten, gaben leise Laute von sich, die von Überraschung über Ehrfurcht bis Entzücken alles ausdrückten.
    Falisha nahm ein Bündel weiß gefärbter Panga-Fäden, legte sie auf den Altar in der Mitte des Tempels und trat zur Seite, damit das Licht der Kuppel ungehindert darauf fallen konnte. Nachdem sie zurückgetreten war, verstärkte sich das Licht, bis es eine Intensität erreichte, die in den Augen der Rhukapai beinahe schmerzte, ehe es langsam wieder erlosch.
    »Die Götter haben die Panga gesegnet!«, rief Falisha und nahm die Fäden wieder auf, die jetzt tatsächlich nicht mehr weiß, sondern ebenfalls in allen Regenbogenfarben schillerten. »Tretet vor, und empfangt das Zeichen der Götter mit ihrem Segen!«
    Sikonas Kinder traten als Erste furchtlos vor, während die anderen sich ihnen zögernd anschlossen. Kunosh sah es mit Missbilligung. Der heilige Segen sollte von jedem mit Ehrfurcht und gebotener Zurückhaltung empfangen werden, an der es Sikonas Kindern seiner Meinung nach mangelte. Immerhin benahmen sie sich trotzdem angemessen.
    Der Reihe nach traten die Auserwählten vor Falisha hin und empfingen aus ihrer Hand einen Panga-Faden, den die Erste Priesterin ihnen um die Leibesmitte band und ihnen segnend die Hand auf die Stirn legte. Alles geschah in völligem Schweigen. Nachdem der letzte Kandidat sein Panga erhalten hatte, breitete Falisha ihre Arme aus, streckte sie zur Kuppel des Tempels, senkte sie zum Boden und beugte sich herab, bis sie ihn berührte.
    »Geht nun mit dem Segen der Götter zum Algorai und dient ihnen, wie es unsere Vorfahren getan haben, seit die Götter Rhuka und die Rhukapai erschufen.«
    So gemessen wie sie gekommen waren, verließen die Auserwählten schweigend einer nach dem anderen den Tempel und verabschiedeten sich draußen von ihren Angehörigen. Danach bildeten sie eine Dreierkolonne und marschierten mit heiligen Gesängen zum Algorai.
    Auch Sikona hatte sich mit den angemessenen Gefühlsäußerungen von ihren Kindern verabschiedet und wollte wieder nach Hause gehen, nachdem die Auserwählten hinter dem Hügel, der die Siedlung umgab, verschwunden waren. Kunosh hätte es gern dabei belassen und sich dadurch eine neue Auseinandersetzung mit Sikona erspart. Doch zu seinem Leidwesen hatte er seiner Pflicht als Gotarim zu genügen. Und das bedeutete, er musste mit Sikona sprechen.
    Als er sich Sikona näherte, unternahm sie nicht einmal den Versuch, ihm auszuweichen, wie er insgeheim gehofft hatte. In dem Fall hätte er vorgeben können, sie aus den Augen verloren zu haben und den Rest des Tages genossen, ohne sich mit ihr herumstreiten zu müssen. Doch die Götter wollten es offenbar anders. Also wappnete er sich innerlich gegen den Disput, der unweigerlich folgen würde und sprach sie
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