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Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Titel: Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
Autoren: Alfred Bekker
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Geste die Krallenhand und rief: »Die Priester nennen uns Ketzer – ich aber sage euch, sie selbst sind Ketzer und haben den wahren Glauben verraten. Sie sagen uns, wir werden das Imperium zu Grunde richten. Ich aber sage euch, sie selbst erschüttern es in seinen Grundfesten, weil sie Gottes Wort beugen, wie es ihnen gefällt. Sie sagen euch, ihr hättet kein Recht auf persönliches Glück, auf die Liebe einer Eierlegerin, auf das Quieken der frisch geschlüpften Jungen, auf ein einfaches Leben in Harmonie und Zufriedenheit! Ich aber sage euch, ihr habt jeden Anspruch darauf, nach Glück zu streben und mehr zu sein als Werkzeuge in einer monströsen Maschinerie des Krieges.«
    Pan-Sen hing am Schnabel dieses begnadeten Redners, dessen Worte eine Saite ganz tief in seiner Seele berührten. Denn ganz tief in seinem Inneren konnte er einfach nicht anders, als dem Prediger zuzustimmen. Auch er war den Krieg leid. Die Jahre des Friedens mochten daran schuld sein. Darum hassten die Kommandanten der Tanjaj den Frieden wie die graue Pest von Shedemenia. Der Frieden, so predigten die Kommandanten, machte träge und verstärkte nur die unersättliche Gier nach Glück.
    »Meister, wer bist du?«, fragte einer der Anwesenden. »Nie hast du uns deinen Namen gesagt. Überall kennt man dich nur als ›den Prediger‹.«
    Eine Pause entstand.
    Stille herrschte.
    Sekundenlang hätte man den zwei Zentimeter großen und nur wenige Milligramm wiegenden Panzer eines ausgelutschten kridanianischen Hsirr-Käfers aus einem Kridan-Schnabel zu Boden fallen hören können.
    Dann fuhr der Prediger fort.
    »Nennt mich fortan Satren-Nor«, sagte er.
    Satren-Nor – der Friedensbringer! , durchzuckte es Pan-Sen.
    »Meister, bist du der Friedensbringer, den uns die verbotenen Legenden aus den Apokryphen verheißen?«, rief ein anderer Kridan sichtlich erregt und immer wieder von schabenden Schnabelgeräuschen unterbrochen. »Bist du der Prophet des Friedens, wie es dort heißt?«
    »Ich bin der, dem keine Waffe etwas anhaben wird, so wie es die Apokryphen weissagen.« Der Prediger, der sich Satren-Nor nannte, richtete nun den Blickt direkt auf Pan-Sen. Er streckte die Krallenhand aus und deutete in Richtung des Tanjaj, dessen Pulschlag sich ernorm erhöhte.
    »Du – tritt näher!«
    Jetzt oder nie! , durchzuckte es Pan-Sen.
    »Dieser Kridan dort ist zum ersten Mal unter uns. Er ist gekommen, um mich zu töten!«
    Die Anwesenden starrten Pan-Sen voller Entsetzen an. Hier und da waren aufgeregte Krächzlaute und entrüstetes Schnabelschaben zu hören.
    »Nur zu – tue, was dir deine innere Stimme befiehlt!«, sagte der Prediger ruhig und gelassen.
    Pan-Sen riss den Handgraser hervor. Eine Welle dumpfer Groll- und Krächzlaute ging durch die Menge.
    »Vollende es!«, befahl der Prediger. Er breitete die Arme aus. Pan-Sen betätigte den Handgraser, aber kein Energiestrahl löste sich aus der Waffe. Stattdessen stieß der Tanjaj-Krieger und Raumsoldat der Kridan-Flotte einen Schrei aus und ließ die Waffe fallen. Sie war innerhalb weniger Sekunden glühend heiß geworden. Energetische Überlastung , war dem Techniker in Pan-Sen augenblicklich klar. So etwas kam vor – allerdings sehr selten und im Allgemeinen auch nur bei Waffen, die keiner ausreichenden und regelmäßigen Wartung unterzogen wurden. Und davon konnte bei Pan-Sen nun wirklich keine Rede sein.
    Der Prediger kam von seiner Bühne herunter und ging ohne jede Eile auf Pan-Sen zu, der vollkommen schockiert war. Ist es möglich, dass dieser Prophet über Fähigkeiten verfügt, die sich wissenschaftlich-technisch nicht erklären lassen? , durchfuhr es Pan-Sen. Oder hat einfach nur jemand meine Waffe manipuliert?
    Das hätte allerdings geheißen, dass sich die Ideen des Ketzer-Predigers auch unter den Flottenangehörigen bereits viel weiter verbreitet hatten, als es die Priesterschaft und der im Namen des göttlichen Raisa regierende Oberbefehlshaber der Streitkräfte öffentlich zugeben wollten.
    »Ich sehe in deine Seele, Tanjaj!«, sagte der Prediger. »Du glaubst, dass du gekommen bist, um mich zu töten. Aber das ist eine Lüge dir selbst gegenüber. Eine Lüge, die es dir als gutem Tanjaj und Raumsoldat erlaubte, überhaupt hierher zu kommen. Als dich meine Anhänger ansprachen, hast du gedacht, es sei deine Pflicht, ihnen zu folgen, um das zu tun, was selbst dem Geheimdienst des Imperiums nicht geglückt ist. Mich zu töten.«
    »Ich …« Was anschließend aus Pan-Sens Schnabel
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