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Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Titel: Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
Autoren: Alfred Bekker
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der Sharaan den Kridan in ein hallenartiges Gewölbe. Es gab hier nur noch sehr wenige funktionierende Fluoreszenzröhren. Fackeln brannten und tauchten den Raum in ein ganz besonderes, sehr weiches Licht. Etwa zweihundert Personen befanden sich hier – die meisten davon waren zweifellos Kridan, aber hin und wieder reflektierte auch die metallische Oberfläche eines Sharaan-Druckanzugs das flackernde Licht.
    Ein hoch gewachsener, gemessen am Durchschnitt seiner Spezies sehr großer Kridan stand in der Mitte auf einem angerosteten Metallcontainer, der gut zwanzig Kridan-Schritte lang und zehn Kridan-Schritte breit war.
    Dieser Behälter hatte ursprünglich zum Transport von Werkzeugen gedient.
    Jetzt hatte der Prediger ihn zu seiner Bühne umfunktioniert.
    Der Gesang im Hintergrund verstummte.
    Der falkenhafte Kopf wandte sich langsam seitwärts und ließ dabei den Blick über die Zuhörer schweifen, die allein von der Anwesenheit dieses Kridan vollkommen fasziniert zu sein schienen.
    Eigenartig, dass mich niemand nach Waffen durchsucht hat , ging es Pan-Sen durch den Kopf. War diese Ketzer-Bewegung des geheimnisvollen Predigers wirklich so naiv? Aber warum sahen dann sowohl die Priester als auch die militärische Führung der Tanjaj in ihr eine derart große Gefahr, dass man den selbst ernannten Propheten dieser Bewegung wie einen Staatsfeind jagte?
    Es war so leicht hier her zu gelangen und zu ihm vorzudringen , durchfuhr es Pan-Sen. In seinem Inneren rumorte es. Gedanken durchzuckten sein Hirn. Ein kaum entwirrbares Knäuel aus Erwägungen, Überlegungen, Schlussfolgerungen.
    Mit Mühe unterdrückte der Vogelartige einen geräuschvollen Ausstoß von Magengasen, die auf Grund der Tatsache, dass die Kridan sich fast ausschließlich von Fleisch ernährten, einen aasigen Geruch verbreiteten.
    Ich hätte auf meinen Magen hören sollen , dachte Pan-Sen. Auf meinen Instinkt. Irgendetwas ist hier nicht so, wie es sein sollte!
    Den Handgraser hielt er noch immer unter dem Umhang verborgen.
    Eine schnelle Bewegung reichte, um diesem Spuk ein Ende zu machen und dem Imperium einen großen Dienst zu erweisen. Es ist deine Pflicht , sagte eine Stimme in ihm.
    »Es ist eine Lüge, dass es Gottes Wille sei, den Krieg bis in alle Ewigkeit fortzusetzen«, erhob sich die Stimme des Predigers. »Die Priester sagen, so stünde es in den Heiligen Büchern unserer Überlieferung. Aber sie unterschlagen dabei, dass sie selbst diesen Kanon inspirierter Schriften zusammengestellt haben. Die unterdrückten Apokryphen hingegen sagen etwas ganz anderes. Sie sprechen von der Liebe Gottes und davon, dass jedes Individuum nur Gott gehört, aber nicht einem Moloch wie dem Imperium, das rücksichtslos die Leben von Milliarden Soldaten wegwirft. Immer wieder werden sie in ihren Raumschiffen in die Ferne geschickt, um Leid und Unheil über fremde Völker zu bringen. Aber zu allererst bringen sie Leid und Unheil über sich selbst. Über jedes einzelne Kridan-Leben, das da draußen im Raum vergeudet wird. Statt dass wir unser Wissen vermehren und uns an der Schöpfung Gottes freuen, statt dass wir unsere Jungen schlüpfen und aufwachsen sehen und ihnen zeigen, was es heißt, sich des Lebens zu freuen und Glück zu empfinden, ohne anderen das Glück zu nehmen, schickt uns der MarTanjaj, der Oberbefehlshaber der Gotteskrieger, wie sie fälschlicherweise genannt werden, in immer neue Schlachten. Mögen diese im fernen Raum toben oder in den Produktionshallen irgendwelcher Industrieanlagen, die des Krieges wegen am Rande ihrer Kapazitäten arbeiten müssen. Ist es richtig, dass ein Kridan sein persönliches Glück dem Imperium und dem Heiligen Krieg zu opfern hat? Ich sage Nein. Das Streben nach Glück ist keineswegs gegen die Gebote Gottes. Ich sage es und ich sage damit nur das, was schon unsere Vorfahren wussten, die die Apokryphen niederschrieben – jenen Teil der Überlieferung, der nicht weniger von Gottes Geist inspiriert worden ist, als die Heiligen Bücher, aber von der Priesterschaft in schändlicher Weise unterdrückt wurde.« Der Prediger machte eine rhetorische Pause. Wieder ließ er den Blick seiner grauen, falkenhaften Augen über die Zuhörerschaft schweifen.
    »Das Universum ist kein Ort des Bösen. Es ist ein Ort wimmelnden Lebens, geschaffen für die Geschöpfe Gottes. Leben wir im Einklang mit der Ordnung, die der Herr geschaffen hat, und nicht gegen sie, so wie wir es seit Jahrtausenden getan haben.« Er hob mit einer beschwörenden
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