Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan

Titel: Sternenfaust - 010 - Im Reich der Kridan
Autoren: Alfred Bekker
Vom Netzwerk:
Anhänger des Predigers empfindet. Welche Ketzerei! Der Angehörige eines Dienervolkes auf einer Stufe mit den Auserwählten, denen Gott das Universum versprach! Ist nicht allein das schon Blasphemie der übelsten Sorte?
    »Du kommst nicht von hier – darum kannst du es nicht wissen«, sagte der Sharaan.
    »Wovon sprichst du?«
    »Davon, dass es in diesem Gebiet zahllose unterirdische Stollen und Gänge gibt. Überbleibsel der Hiralium-Bergwerke, die aber nicht mehr benötigt werden, seit dieses Mineral für den Überlichtantrieb der Kriegsschiffe keine Verwendung mehr findet.«
    Pan-Sen öffnete leicht den Schnabel. Er kannte den Begriff »Hiralium« nur noch aus den Geschichtsbüchern. Insbesondere aus Veröffentlichungen, die sich mit der historischen Entwicklung der Kridan-Flotte und technischen Einzelheiten des Heiligen Krieges beschäftigten, den das Imperium mit manchmal jahrzehntelangen Unterbrechungen führte, so lange es existierte. Er hatte während seiner Ausbildung auf der Heiligen Flottenakademie für angehende Tanjaj, wie die Raumsoldaten der Kridan genannt wurden, davon gehört und wusste daher, dass es schon fast dreißig Imperiumsjahre nicht mehr in Gebrauch war.
    »Das Labyrinth der unterirdischen Gänge ist viel größer als die gesamte Stadt Sarashtor«, erklärte unterdessen Tam-Karan. »Bis zu vierzig Stockwerke tief geht es hinab. Damals wohnten sogar Teile der Bergmannschaften hier unten in provisorischen Quartieren. Besonders in Hochphasen des Krieges, wenn das Produktionsvolumen bis aufs Letzte ausgereizt wurde.«
    »Verstehe«, zischte Pan-Sen aus seinem Schnabel heraus und erzeugte anschließend ein leichtes Schaben.
    »Es ist fast unmöglich, uns dort unten aufzuspüren. Und wenn doch, ziehen wir uns eben in noch tiefere Schächte zurück.«
    Pan-Sen folgte Tam-Karan nun endlich.
    Der Fahrstuhl fuhr abwärts.
    Minutenlang.
    Schließlich stoppte er.
    Die Tür öffnete sich und Pan-Sen trat mit dem Sharaan in einen halbdunklen Korridor. An der Decke hingen Fluoreszenzröhren, von denen etwa die Hälfte noch funktionierte.
    Eine feuchte Kühle herrschte hier unten, die Pan-Sen als unangenehm empfand. Schließlich war er nur die klimatisierten Räume auf Kriegsschiffen oder in den Anlagen des Kridania-Mondes Sagunta gewohnt. Und du klagst darüber, für Monate oder Jahre nicht mehr an der Seite deiner Eierlegerin liegen zu können und dir des Nachts stattdessen eine Koje mit anderen Tanjaj teilen zu müssen, die ihre Pflicht als Gotteskrieger erfüllten und gegen die ungläubigen Heiden kämpften. Was haben jene Kridan erdulden müssen, die vielleicht Jahrzehnte hier unten zubrachten, und in den Hochphasen des Krieges vermutlich nichts anderes kannten, als Hiralium zu fördern und zu schlafen.
    Der Heilige Krieg forderte Opfer.
    Von jedem einzelnen Gläubigen. So lauteten die Lehrsätze, die immer wieder von den Priestern verkündet wurden. Der Einzelne war unbedeutend. Es zählte das Imperium und der große Auftrag, die Mission, die das auserwählte Volk notfalls gegen alle anderen zu erfüllen hatte.
    Nachdem sie eine Weile gelaufen waren, stutzte Pan-Sen plötzlich.
    Dumpfer, fast röhrender Gesang mit scharfen, krächzenden Obertönen drang an sein Ohr. Ein Gesang, wie er ansonsten in den Tempeln der Kridan-Priesterschaft in ähnlicher Form zu hören war. Es gab bei diesen Gesängen keine Texte. Sie dienten lediglich als akustisches Mantra der inneren Versenkung und der Hinwendung zu Gott, dessen Stimme jeder Gläubige in sich selbst entdecken sollte.
    Der Sharaan wandte den Kopf etwas. Es war unmöglich zu erkennen, was sich hinter dem Visier seines Helms abspielte. Aber Pan-Sen hatte den Eindruck, gemustert zu werden.
    »Der Gesang …«, murmelte der Kridan.
    »Wir sind keineswegs Ungläubige, wie du vielleicht erwartet hast, Pan-Sen!«
    »Du sprichst, als würdest du dazu gehören und nicht nur …«
    »… Dienste verrichten?«
    »Ja.«
    »Der Prediger macht keinen Unterschied zwischen Kridan und Sharaan. Seine Friedensbotschaft gilt für alle Bewohner des Imperiums, gleichgültig welcher Spezies sie angehören.«
    »Aber wir Kridan sind das auserwählte Volk, ihr Sharaan bestenfalls geduldete Heiden!«
    »Der Prediger sagt, dass Gott überhaupt kein Volk auserwählt hat und dass der Kult des verborgenen Gottes, dem wir Sharaan anhängen, in keinerlei Widerspruch zum Glauben an jenen Gott steht, den die Kridan als Herrn und Schöpfer des Universums ansehen.«
    Wenig später führte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher