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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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oft einsame Natur seiner Arbeit – Menschen nachzustellen, die sich nicht an einen festen Zeitplan hielten – brachte manch ungesunde Warterei mit sich, was Bang Abbott des Öfteren zur Weißglut brachte. Genau das geschah, während er auf dem Gehsteig vor dem Standard auf und ab tigerte und darauf wartete, dass Jamie Foxx von einer wilden Nacht in den Clubs heimgetaumelt kam.
    Es war nicht ungewöhnlich, dass Stars versuchten, die Paparazzi auszutricksen, indem sie Perücken trugen oder andere Autos fuhren; diesmal jedoch hatten Cherry Pyes Betreuer dem Ganzen die Krone aufgesetzt. Je mehr Bang Abbott darüber nachdachte, desto zorniger wurde er.
    Ich kriege ein Bild von dieser durchgeknallten Schlampe in all ihrer abgestürzten Pracht und Herrlichkeit, schwor er sich verbittert. Egal wie.

2
    Ann DeLusia wachte um 4:09 Uhr in Zimmer 409 auf und konnte nicht wieder einschlafen. Als der erste Anruf kam, lag sie gerade in der Badewanne.
    Und zwar nicht in einer Weltklasse-Marmorwanne, nicht in diesem lausigen Hotel. Irgendjemand hatte gedacht, es wäre cool, die alte Einrichtung aus den Dreißigern zu behalten, ein echtes Designjuwel. Die Wanne war so kurz und flach, dass Ann DeLusia sich nicht ausstrecken konnte, ohne die Füße aus dem Wasser zu heben und sie gegen die klammen Kacheln zu stemmen.
    Obwohl sie Kopfhörer trug und Lenny Kravitz in voller Lautstärke rockte, hörte sie das Telefon trotzdem klingeln. Wie auch nicht? Das Ding war gleich neben der verdammten Toilette an der Wand befestigt, mit dem Hintergedanken, dass wichtige Leute beim Scheißen gern plauderten. Selbst in ihrem neuen Fünf-Sterne-Leben weigerte sich Ann, diese Gewohnheit anzunehmen.
    Bis sie sich ihres iPods entledigt hatte, aus der Zwergenwanne geklettert war und sich in ein Handtuch gehüllt hatte, hatte das Telefon aufgehört zu klingeln. Sie zog einen Frotteebademantel an, den sie im Schrank fand, und setzte sich aufs Bett, um zu warten. Zwei Minuten später klingelte das Telefon erneut. Ann nahm ab und sagte: »Was gibt’s?«
    »Können Sie sofort runterkommen?«, fragte Janet Bunterman.
    »Heute ist mein freier Abend. Ich bin nicht allein.« Eine harmlose Lüge – Ann wollte nicht, dass man glaubte, sie sei jederzeit verfügbar.
    »Wir brauchen Sie«, sagte Janet Bunterman.
    »Wie sieht die Kleiderordnung aus?«
    »Nehmen Sie die Treppe. Beeilen Sie sich.«
    »Ich hab nur einen Bademantel an.«
    »Das wird denen im Krankenhaus vollkommen egal sein.«
    Jetzt geht das wieder los, dachte Ann DeLusia. »Gastritis? Schon wieder , Janet?«
    »Schwingen Sie Ihren Hintern hier runter, Annie. Der Krankenwagen kommt jeden Augenblick.«
    Die Stimmung in Cherry Pyes Suite war angespannt, aber nicht panisch. Lev stand an der Tür und unterhielt sich gedämpft mit einem Fremden, der eine schwarze Tasche bei sich trug. Cherrys Friseur Leo stand an der Bar und mixte sich einen Tom Collins. Die PR -Managerinnen standen als Tandem am Fenster, rauchten Kette und murmelten bedeutungsschwanger in identische Handys. Das Starlet war bereits ins Schlafzimmer geschafft worden, wo sie von ihrer Mutter und einer Spanisch sprechenden Krankenschwester betreut wurde, die vom Sicherheitsdienst des Hotels geschickt worden war.
    Zwischen den Medizinfläschchen und den leeren Red-Bull-Dosen kniete ein junger Schauspieler mit lockigem Haar, den Ann von den MTV-Awards wiedererkannte, obgleich ihr sein Name nicht einfiel. Er trug ein Trägerhemd und auf links gedrehte Boxershorts und sammelte Tabletten vom Teppich auf. Ann beugte sich zu ihm herab und sagte: »Sie sollten lieber machen, dass Sie hier rauskommen.«
    »Sekunde noch«, sagte der Schauspieler, ohne aufzublicken. Ohne sein Vicodin würde er das Feld nicht räumen.
    »Wie geht’s denn unserer Kleinen?«, erkundigte sich Ann.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Sie hat ungefähr ein Pfund von dem Scheißvogelfutter gefressen. Hat gesagt, sie kommt als Kakadu zurück.«
    »Von wo zurück?«
    »Sie wissen schon – von der anderen Seite. Wenn sie stirbt, möchte sie als Kakadu wiedergeboren werden.«
    »Kann mir nichts Schöneres vorstellen«, meinte Ann.
    »Wir waren heute im Parrot Jungle und haben eine Privatvorführung gekriegt, nur für uns beide. Da gab’s voll coole Vögel, die haben völlig abgefahrene Tricks draufgehabt, sind Dreirad gefahren, haben mit Regenschirmchen getanzt, all so was. Cherry war total hin und weg. Auf dem Nachhauseweg mussten wir an einer Tierhandlung anhalten und eine
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