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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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vor, sich in den dritten Stock zu schleichen und an die Tür von Zimmer 309 zu klopfen, nur um sicher zu sein. Er schaffte es halb bis zum Fahrstuhl, bevor einer der Sicherheitsleute ihn aufhielt. Da es noch früh und die Lobby verwaist war, nahm sich der Mann die Freiheit, Bang Abbott das Knie in den Unterleib zu rammen.
    Als er zu seinem Parkplatz zurückhumpelte, erblickte Bang Abbott den dürren Pagen, der ihm versichert hatte, dass Cherry Pye im dritten Stock Party machte. Eine offenkundige Fehlinformation, die den Fotografen weitere fünfzig Dollar gekostet hatte. Der Page kam gerade von der Arbeit und stand an der Bushaltestelle, wo er das kurze Jäckchen seiner Uniform auszog und dabei in ein Handy plapperte. Bang Abbott trat von hinten an ihn heran und drehte die flaumige Haut seines Nackens zwischen den Fingern, bis der Page aufkreischte.
    »Du hast mich verarscht«, sagte der Fotograf.
    »Hab ich nicht!« Der Page machte sich los.
    »Sie war’s nicht, chico «, knurrte Bang Abbott.
    »In 309, richtig?«
    »Das hast du jedenfalls gesagt.«
    »Mann, ich hab die Tussi mit eigenen Augen gesehen.«
    »War die falsche Tussi. Jetzt gib mir meine fünfzig Dollar zurück.«
    Der Page wich zurück; er fürchtete, dass der massige Fotograf tatsächlich versuchen könnte, ihm das Geld mit Gewalt abzunehmen. »Warten Sie, Mann – sie war’s, da gibt’s keine zwei Meinungen. Die würde ich überall erkennen. Ich hab mir alle ihre Videos runtergeladen, wenn Sie mir nicht glauben.« Der besseren Wirkung halber hielt er sein iPhone hoch, obwohl er nicht die Absicht hatte zuzulassen, dass der Fettsack es in seine schmierigen Pfoten bekam.
    »Hör zu, Spacko«, sagte der Fotograf. »Ich hab mir die Kleine selbst angeschaut. Es war definitiv nicht Miss Cherry Pye. Ich habe ein Foto von ihr auf der verdammten Trage gemacht, als sie sie in den Krankenwagen geschoben haben.«
    Der Page legte den Kopf schief. »Was reden Sie denn da für einen Stuss, Alter? Die ist nicht auf einer Trage raus, die saß in einem Rollstuhl.«
    »Erzähl mir bloß nicht so was.«
    »Durch die Küche, Mann. Ich hab die Tür aufgehalten.«
    Bang Abbott trat nach dem Bordstein.
    »Und da war kein Krankenwagen«, fügte der Page hinzu. »Die haben sie in so eine Geländelimousine gepackt.«
    »Ja, leck mich doch am Sack.« Bang Abbott kratzte sich am Kopf.
    »Ich hab mich schon gewundert, wo Sie stecken, Mann. Wie Sie sie verpassen konnten.«
    »Die haben sie durch die gottverdammte Küche rausgebracht?«
    »Die Tussi war total fertig«, berichtete der Page. »Ich meine, die hat in einen Eiskübel gereihert.«
    Ein Superfoto, dachte der Fotograf wehmütig. Weltweit Gold wert.
    Der Bus kam mit zischenden Bremsen herangedröhnt. Der Page sprang vor, doch Bang Abbott trat ihm in den Weg. »Hast du da draußen noch andere gesehen?«
    »Andere was?«
    »Fotografen. Hat irgendjemand ein Foto davon gemacht, wie unsere Kleine sich die Seele aus dem Leib kotzt?«
    Der Page schüttelte den Kopf. »Ehrenwort, da war keiner.«
    »Weil, wenn dieses Bild irgendwo im Universum auftaucht, und sei’s nur in der West Fargo Weekly Foreskin, dann hol ich mir von dir meine fünfzig Piepen zurück. Ist das klar?« Bang Abbott trat zur Seite und der Page kletterte eilig in den Bus. Der Fotograf ging zu seinem Wagen zurück, warf vier Kopfschmerztabletten ein und machte sich dann auf den Weg zum Standard, wo dem Gerücht nach Jamie Foxx Quartier bezogen hatte.
    Heutzutage war ein Foto von dem Schauspieler vielleicht ein- oder zweitausend Dollar wert, je nach seiner Garderobe und dem Promistatus seiner Begleiterinnen, die normalerweise umwerfend aussahen. Doch ein einziges Exklusivfoto von Cherry Pye mitten in den entwürdigenden Qualen einer Medikamenten-Überdosis hätte eine fünfstellige Summe gebracht, schätzte Bang Abbott. Und zwar im oberen fünfstelligen Bereich.
    Er hoffte von seinem ganzen verwelkten und verkalkten Herzen, dass der Page die Wahrheit gesagt hatte. Er hoffte, dass niemand anderes dieses Foto geschossen hatte.
    Außerdem beschloss er herauszufinden, wie er hereingelegt worden war. Dabei ging es ihm nicht um die Ehre, denn Bang Abbott machte sich keine Illusionen über seinen widerwärtigen Berufsstand. Nichtsdestotrotz hatte er eine ungemein kämpferische Ader, und er hasste es, den Kürzeren zu ziehen oder aufs Kreuz gelegt zu werden, sei es nun von einem Kollegen oder von dem anvisierten Promi. Solche Rückschläge trafen ihn hart.
    Die öde und
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