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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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echt ein Profi«, stimmte Lev zu.
    »Manchmal«, bemerkte Janet Bunterman mit einer boshaften Pause, »glaube ich, sie ist die Einzige in dieser Organisation, auf die wir zählen können.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Lev.
    Das Gespräch wurde unterbrochen, als Cherry Pye zu sich kam und abermals lautstark kotzte.
    Danach wischte sie sich den Mund mit dem Ärmel ab und jaulte: »Kann nicht mal bitte einer diesen Scheißeimer halten?«
    »Natürlich, Liebling«, antwortete ihre Mutter. »Lev hält deinen Eimer.«
    »Nein, das tut Lev nicht « , wehrte Lev ab.
    Cherry Pyes Mutter griff nach oben und knipste zornig eines der Innenlichter an, das grelles Licht auf eine Szene warf, die schon im Dunkeln kaum zu ertragen gewesen war.
    »Lev, drehen Sie sich um und halten Sie Cherry den Eimer«, befahl sie. »Das ist ja wohl das Mindeste, was Sie tun können.«
    »Nein.«
    »Irgendwer anders?«, röchelte Cherry. »Herrgott noch mal, wofür bezahl ich euch Arschlöcher eigentlich?«
    Niemand rührte sich, auch nicht ihre Mutter. Nur der Stylist meldete sich zu Wort. »Jetzt macht schon, Leute«, drängte er. »Unserer Kleinen geht’s dreckig.«
    Janet Bunterman fixierte den störrischen Leibwächter mit ihrem gründlich geübten Gewitterblick. »Lev, ich schwöre Ihnen, wenn Sie meinem kranken Kind jetzt nicht diesen Spuckeimer halten, meinem einzigen Kind, Ihrer Arbeitgeberin, dann sind Sie gefeuert.«
    »Geht klar.«
    »Das ist alles? Mehr haben Sie nicht zu sagen?«
    »Doch, Mrs Bunterman, da wäre noch was: Ihre Tochter ist völlig im Arsch. Und außerdem singt sie wie ein Frosch mit Lungenemphysem.« Er tippte dem Chauffeur auf die Schulter. »Fahren Sie rechts ran, François«, bat er. »Ich steige aus.«
    Bang Abbott kehrte, die Kameras um den Hals hängend, in die Lobby des Stefano zurück und ging hinter einem eingetopften Regenschirmbaum in Lauerstellung. Die Typen vom Sicherheitsdienst würdigten ihn keines Blickes, was wahrscheinlich hieß, dass Cherry Pye das Hotel bereits verlassen hatte.
    Wenn sie überhaupt hier gewesen war.
    Bang Abbott gab auf und fuhr in seinem Mietwagen zu einem nahe gelegenen McDonald’s. Zum Frühstück bestellte er drei McSkillet Burritos, ein Plunderstück und schwarzen Kaffee. In einer Ecke des Restaurants traf er auf einen ausgemergelten Mann mit grauer Haut namens Fremont Spores, der gekommen war, um sich seinen Lohn auszahlen zu lassen.
    »Wofür denn?«, höhnte Bang Abbott. »Der Tipp war nichts wert.«
    Spores ließ in der Küche seines Apartments in der Collins Avenue eine ganze Reihe Polizeifunkscanner rund um die Uhr laufen. Er galt als der Beste in diesem Geschäft.
    »Du hast gesagt, ich soll dir Bescheid sagen, wenn irgendwas mit einer jungen Weißen abgeht. Du meintest, ich soll sofort anrufen, wenn in den Clubs und Hotels irgendwas los ist.« Spores bleckte seine fleckigen dritten Zähne. »Mach jetzt bloß nicht auf klamm, du Drecksack.«
    Bang Abbott zuckte die Achseln. »Dein wertloser Tipp hat mich einen Riesen gekostet.«
    »Eine zweiundzwanzigjährige Überdosis im Stefano – besser geht’s doch gar nicht. Und jetzt behauptest du, die Info ist keine hundert lausige Kröten wert?«
    »Es war die Falsche, Fremont.«
    »Willkommen in Miami. Jetzt rück die Kohle rüber.«
    »Sonst?«
    Spores stand bedächtig auf und schwankte dabei auf dürren Vogelscheuchenbeinen. Er griff in die Hemdtasche und zog eine feuchte Zigarette hervor, die er in der Achsel seines T-Shirts trocknete.
    »Ich hab wichtigere Kunden als dich«, sagte er zu Bang Abbott, der hämisch kicherte.
    »›Kunden?‹ Dass ich nicht lache.«
    Spores zündete die Zigarette an. »Einer heißt Restrepo, Geschäftsmann aus Südamerika. Für den hör ich die Küstenwachefrequenzen ab. Und die von der Marine Patrol auch. Ist ein ganz schwerer Junge.«
    »Reg dich ab, Fremont.«
    »Mein Kumpel Restrepo, der hat gesagt, ich soll jederzeit anrufen, Tag und Nacht, wenn ich mal irgendeinen Gefallen brauche. Der ist so dankbar für all die gute Arbeit, die ich mache, dass er meinte, ich soll’s ihn wissen lassen, wenn’s in meinem Leben mal irgendein Problem gibt.« Spores hustete und blinzelte Abbott durch den Zigarettenrauch hindurch an. »Ist das hier ein Problem oder nicht?«
    Bang Abbott schmiss zwei Fünfziger auf den Tisch. »Schönen Dank für die Pleite.«
    »Leck mich«, antwortete Fremont Spores. Er nahm das Geld und ging.
    Nach dem Frühstück fuhr der Fotograf zum Stefano zurück. Er hatte
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