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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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gesagt hatte. »Egal wie. Stecken Sie ihr meinetwegen einen Peilsender in den Arsch.«
    »Nicht so laut«, flüsterte Cherry Pyes Mutter.
    Der Promoter lotste sie auf den Flur hinaus. Dabei fiel ihm auf, dass die Tür von Cherrys Krankenzimmer unbewacht war. »Wo zum Teufel ist Lev?«, fragte er.
    »Ach, den mussten wir feuern.«
    »Weswegen?«
    »Befehlsverweigerung.«
    »Riesenfehler. Absoluter Mega-Gigafehler«, stellte Maury Lykes gereizt fest. »Lev hatte was auf dem Kasten. Der hatte immer alles im Griff.«
    »Ja, einschließlich meiner Tochter.«
    »Das war ganz allein Cherrys Idee. Da können Sie Lev keinen Vorwurf machen.«
    »Sie hat nun mal eine Schwäche für einen ganz bestimmten Typ Mann«, meinte Janet Bunterman.
    Stimmt, dachte Maury Lykes. Für jeden mit einer Ladung Koks und einem Paar Eier.
    »Also, was ist gestern Abend passiert?«, fragte er.
    »Sie ist mit diesem Jungen aus dem neuen Tarantino-Projekt durch die Clubs gezogen.«
    »Mit dem, der diesen nekrophilen Surfer spielt? Wie heißt der doch gleich – Tanner Irgendwas?« Maury Lykes wusste immer gern, mit wem seine labilen Schützlinge sich einließen. Er wollte so etwas nicht aus der Boulevardpresse erfahren oder es auf TMZ .com sehen. »Ist der das Arschloch, das ihr die ganzen Tabletten verpasst hat?«
    »Es ist doch nur eine Gastritis, Maury. Cherry hat verdorbene Muscheln gegessen.«
    »Klar. Letztes Mal war’s eine Aubergine.«
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, fragte Janet Bunterman.
    »Und das Mal davor ein gemischter Salat.«
    »Sie hat einen überempfindlichen Magen. Fragen Sie ihren Arzt.«
    Maury Lykes kannte den Nährwert von gelegentlichem Fehlverhalten in der Öffentlichkeit – dergleichen hatte die Karriere etlicher Kunden verlängert, die ansonsten wegen manifesten Talentmangels vom Promiradar verschwunden wären. Wutanfälle auf Flughäfen, Alkohol am Steuer, vermasselter Ladendiebstahl und andere Fremdschämepisoden konnten zwischen zwei Projekten durchaus dienlich sein, wenn es keine andere Möglichkeit für einen jungen Star gab, nicht vergessen zu werden. Bald jedoch würde Cherry Pye eine lang erwartete Comeback- CD auf den Markt bringen (ihre zweite) und zu einer Konzert-Tournee durch siebenundzwanzig Städte starten, die (zu Maury Lykes’ wachsendem Verdruss) noch nicht ausverkauft war. Gerüchte von einer weiteren schlampigen Überdosis würden sich nachteilig auf den Vorverkauf auswirken, denn inzwischen würden selbst Cherrys treueste Fans keine zweiundvierzig Dollar dafür hinblättern, sie völlig bedröhnt auftreten zu sehen. Das gab es immerhin auch gratis auf YouTube: das berüchtigte abgebrochene Konzert im Boston Garden an einem frischen Frühlingsabend vor zwei Jahren.
    Vor dem Eröffnungssong hatte Cherry seltsamerweise beschlossen, Crystal Meth auszuprobieren – »nur um mal zu sehen, wieso da so ein Getue drum gemacht wird«, wie sie später der Zeitschrift Details erklärte. Sie hatte drei Songs lang durchgehalten, und zu keinem Zeitpunkt hatten ihre Lippenbewegungen zu der Stimme gepasst, die aus den Lautsprechern drang. Als die Zuschauer in den vorderen Reihen abfällig zu grölen begannen, hatte Cherry sich mit einem Ruck umgedreht, ihre Leder-Hotpants fallen lassen und sich gebückt, um den Grölern den nackten Hintern entgegenzustrecken. Natürlich hatte sie dabei das Gleichgewicht verloren und war auf den Kopf gefallen, sodass Lev sie in einem modifizierten Feuerwehr-Rettungsgriff von der Bühne schleppen musste.
    »Hören Sie mir gut zu«, sagte Maury Lykes zu Janet Bunterman. »Ihre Tochter wird allmählich zu einem Klischee, und Klischees vertrete ich nicht.«
    »Wenn sie CD s verkaufen schon, Maury.«
    »Die verkaufen aber keine CD s. Die verkaufen bloß Klatschzeitschriften«, erwiderte er. »Also bringen Sie sie auf Vordermann und sorgen Sie dafür, dass es so bleibt.«
    »Sie muss eben aufpassen, was sie isst«, murmelte Janet Bunterman.
    »Und lassen Sie sie keine Schauspieler mehr vögeln, okay? Die üben einen schlechten Einfluss auf sie aus.«
    »Also, Moment mal – dieser Typ, mit dem sie gestern Abend unterwegs war, der hat in Chicago in Endstation Sehnsucht mitgespielt.«
    »Von mir aus kann er’s an der Straßenbahn-Endhaltestelle mit Marlon Brando getrieben haben«, entgegnete Maury Lykes, »halten Sie den Bengel von ihr fern. Haben Sie mal einen Stift?«
    Janet Bunterman fand einen pinkfarbenen Filzstift in ihrer Handtasche. Maury Lykes schnappte ihn sich und schrieb eine
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