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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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konventionellen Journalismus bereute Bang Abbott die Jahre als armer Zeitungsfotograf niemals. Tatsächlich trug diese Erfahrung dazu bei, ihn zu einem flinkeren, gewiefteren Paparazzo zu machen. Seine räuberischen Instinkte waren außergewöhnlich ausgeprägt und wurden von der Konkurrenz bewundert. Deswegen war er auch so wütend darüber, im Stefano gelinkt worden zu sein.
    Sosehr er es auch hasste, sich geschlagen zu geben, ihm war klar, dass es keinen Sinn hatte, die zahlreichen Krankenhäuser im Großraum Miami abzuklappern. Cherry Pyes Betreuer waren gut darin, sie unbemerkt in medizinische Einrichtungen hinein- und wieder herauszuschmuggeln. In jeder Stadt, die der Superstar besuchte, wurde im Voraus dafür gesorgt, dass ein diskreter Arzt zu Diensten war und für die gesamte Dauer ihres Aufenthalts auf Abruf bereitstand. Falls ein Notfall eintrat, blieb der Arzt oder die Ärztin an Cherrys Seite, bis sie sicher an Bord eines Privatjets und auf dem Weg nach Hause war. Sie reiste nie mit öffentlichen Fluglinien, es sei denn, sie flog ins Ausland.
    Deswegen verschwendete Bang Abbott seine Zeit nicht damit, jene Dauerkatastrophe zu überwachen, die als Miami International Airport bekannt war. Stattdessen raste er zum Tamiami Executive Airport, der von Prominenten vorgezogen wurde, die heimlich in der Stadt eintrafen oder sie verließen. Er parkte dicht bei den Charterjet-Terminals an einer schattigen Stelle, von der aus er nach einem vorfahrenden schwarzen Chrysler Ausschau halten konnte.
    Genau in diesem Moment umschwärmten etliche von Bang Abbotts skrupellosen Kollegen die Tür einer Sushi Bar in der Lincoln Road, wo Jennifer Aniston sich in aller Unschuld mit Robert Downey jr. ein paar California Rolls teilte. Ein Kellner hatte angerufen, um Bang Abbott Bescheid zu sagen und ihm – für zusätzliche hundert Mäuse – einen Exklusivzugang durch den Notausgang anzubieten.
    Obgleich der Schnappschuss von Jennifer eine todsichere Sache gewesen wäre, hatte Bang Abbott ihn wegen einer abgehalfterten, talentfreien Popmieze sausen lassen, die nur noch eine Überdosis oder einen Autounfall vom Leichenschauhaus entfernt war. Der Paparazzo war überzeugt, dass es als amerikanische Tragödie dokumentiert werden würde, wenn Cherry Pye den Löffel abgab – entweder indem sie an ihrer eigenen Kotze erstickte oder indem sie ihren BMW um einen Laternenpfahl wickelte. Der Tod einer holden, zugrunde gerichteten Unschuld.
    Marylin Reloaded.
    Bang Abbott wollte derjenige sein, der diesen geschmacklosen Niedergang auf Fotos bannte, die – so malte er es sich in grellen Farben aus – eines Tages in irgendeinem Museum für hippe moderne Kunst hängen würden, neben den Bildern von Avedon oder Annie Leibovitz. Und natürlich wollte er den Leichensack-Schnappschuss machen.
    Jetzt tauchte in der Ferne ein schwarzer Geländewagen auf, und Bang Abbott stellte mithilfe seines Feldstechers die Marke fest. Es war ein GMC Yukon, kein Chrysler Suburban, aber dieser hirnlose Page konnte die beiden Wagentypen durchaus verwechselt haben. Abbott wartete, bis er an den Straßenrand fuhr, dann taumelte er aus seinem Mietwagen und zielte mit emsig surrender Kamera.
    Cherry Pye stieg nicht aus dem Geländewagen, wohl aber ihr Bodyguard.
    »Hallo, Schleimscheißer«, sagte er zu Bang Abbott.
    »Geben Sie mir fünf Sekunden, Lev, mehr brauche ich nicht«, flehte der Fotograf und deutete auf die getönten Fenster. »Ein reizendes Lächeln für all ihre Fans.«
    »Sie ist nicht da drin«, erwiderte Lev.
    »Kommen Sie schon. Nur ein einziges Foto.«
    »Überzeugen Sie sich selbst.« Lev trat von der Wagentür weg.
    Bang Abbott quetschte sich an dem Bodyguard vorbei und steckte den massigen Kopf in den Yukon, der in der Tat leer war. »Gott verdammt noch mal!«, blökte er. »Wo ist sie?«
    »Keine Ahnung. Ist mir auch egal.« Lev nahm seinen Kleidersack vom Sitz. »Großer Gott, Mann, wann haben Sie eigentlich das letzte Mal geduscht?«
    »Ich gebe Ihnen fünfhundert Piepen«, drängte Bang Abbott. »Sagen Sie mir einfach nur, wo sie steckt.«
    »Wieso eigentlich nicht«, sagte Lev. »Aber bitte bar auf die Kralle. Mach hin.« Er streckte die Hand aus.
    Misstrauisch zählte Bang Abbott das Geld ab. »Wie kommt’s, dass Sie sich früher nie von mir haben bezahlen lassen?«
    »Weil Cherry mir mehr bezahlt hat.«
    »Sie können mich mal, Lev. Wo zum Teufel kann ich sie finden?«
    Der Bodyguard warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich würde
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