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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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bemalte Einsiedler nicht gerade in dem gestylten Partypublikum untergingen, bot das zuckende Regenbogenlicht des Clubs doch eine gewisse Deckung. Außerdem war der Mutantenfaktor im Pubes hoch; sie waren nicht die Einzigen, die die Blicke auf sich zogen.
    »Wie ist das passiert?«, fragte Chemo und deutete auf Skinks Augenklappe.
    »Hab einen Tritt mit einem Stiefel abgekriegt. Und Sie?« Skink tippte gegen die Achse des Rasentrimmers.
    »Barrakuda«, antwortete Chemo.
    Der Gouverneur gab einen mitfühlenden Pfiff von sich.
    Beide Männer konnten nicht umhin, sich zu fragen, wie wohl die ganz Geschichte des anderen lautete, doch sie ließen es dabei bewenden. Das Einzige, worauf es ankam, war, wie der Abend ablaufen würde und wo die Grenzen waren. Zum Teil würde dies von den beiden unberechenbaren Frauen entschieden werden, die Gegenstand ihrer wachsamen Beaufsichtigung waren.
    Skink presste einen Fingerknöchel gegen seine Stirn. Die Bässe, die aus den Deckenlautsprechern dröhnten, hämmerten ihm blaue Flecken aufs Hirn. »Ich habe darüber nachgedacht, was Sie gerade gesagt haben – wollen Sie wirklich, dass Ihr Schützling an einer Überdosis stirbt? Junge, das ist verdammt kaltherzig.«
    Chemo pulte an einer juckenden Schrunde an seiner Nase herum. »Wollen wir tauschen? Ich nehme die Schauspielerin, und Sie nehmen die Totalkatastrophe.« Er wischte sich die Finger mit einer Cocktailserviette ab und fuhr fort: »Wenn Cherry abnibbelt, bin ich nicht der Erste, der Kohle macht. Jede verdammte Zeitschrift auf dem Planeten wird ihr Gesicht aufs Cover klatschen. Und all diese Dumpfbacken da draußen mit ihren Kameras – glauben Sie etwa nicht, dass die uneingeladen auf der Beerdigung aufschlagen werden?«
    Skink wandte sich von dem Spiegel ab. Sich selbst in einem Maßanzug zu sehen machte ihn nervös. »Ich will einfach nur nach Hause«, sagte er.
    Obwohl Annie auf der Tanzfläche ja wirklich ein Bild für die Götter war.
    Eine Kellnerin kam vorbeigeschwebt und verteilte Halsringe aus Leuchtröhren. Der Gouverneur brach einen grünen auseinander und schmierte sich den leuchtenden Glibber auf die Wangen.
    Chemo furchte die Stirn. »Sie haben gesunde Haut. Damit sollten Sie vorsichtig sein.«
    Skink hatte der Bar den breiten Rücken zugekehrt. »Sir, die beiden sehen sich ja wirklich ähnlich«, sagte er.
    »Wer?« Chemo wirbelte herum. »Großer Gott.«
    Cherry war aufgetaucht und tanzte am buschigen Ende der Tanzfläche mit dem dreinamigen Schauspieler. Natürlich war sie bereits vollkommen benebelt.
    Chemo stand auf. »Es geht los.«
    Der Gouverneur legte ihm die Hand auf die Schulter. »Warten wir noch einen Moment.« Er lächelte.
    Cherrys Bodyguard zuckte die Schultern. »Na gut. Was soll’s?« Dann bat er den Barkeeper um ein Glas Gin, ohne Eis, aber mit einer Zitronenspirale.
    Ann sah Cherry zuerst und schlitterte praktisch über die Tanzfläche. Die Sängerin bekam davon nichts mit; benommen suchte sie den Club nach Jay-Z oder Lil Wayne ab oder sogar nach Justin – wirklich nach jedem, der einen bekannten Namen hatte.
    Tanner Dane Keefe erkannte Ann als die Assistentin des Fotografen bei dem Star-Island-Fotoshooting. Als er sich abermals vorstellte, verteilte sie Luftküsschen und kam nicht ein einziges Mal aus dem Takt. Dies hier war ihre große Nacht, ganz ohne Pizza und Kabelfernsehen im Büro des Managers. Ihr Name sei Cheryl Gail, erzählte Ann Tanner Dane Keefe. Er bot ihr Ecstasy an, und sie sagte: »Nein, danke, Baby.«
    »Baby« funktionierte bei den jüngeren Typen meistens problemlos.
    Tanner Dane Keefe lächelte. »Also, Cheryl, was muss ich tun, um aufs Cover der Vanity Fair zu kommen?«
    »Mit mir tanzen«, schlug Ann vor.
    »Hey, ich mein’s ernst.« Dann zwinkerte er ihr tatsächlich zu. »Kannst du nicht mal ein bisschen rumtelefonieren?«
    Warum ihm seine Illusionen rauben?, dachte sie. »Okay, aber das wird dich was kosten.«
    »Toll«, sagte der Schauspieler, begriffsstutzig wie immer.
    Ganz in der Nähe schüttelte Cherry Pye lustlos ihre Haare zur Musik und suchte noch immer die Menge ab. Ihre Füße bewegten sich, allerdings war es eher ein Pflegeheimschlurfen als Techno-Tanzschritte. Ann schob sich direkt neben sie und sagte: »Deine Schuhe sind echt klasse.«
    Tanner Dane Keefe bemerkte Anns Tattoo und machte Cherry schadenfroh darauf aufmerksam, die das gar nicht komisch fand. »Ich dachte, ich hätte das einzige«, stieß sie hervor und klatschte sich die Hand auf den
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