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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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hatte, übertrieben. Die Barkeeper sowie sämtliche Kellnerinnen und Kellner trugen Vinylshorts mit V-Ausschnitt, die grell gefärbte Schamhaarbüschel sehen ließen. Noch stilvoller war die Tanzfläche, dreihundert Quadratmeter schwarzer Hochflorteppich in Herzform auf einem Hügel aus blinkendem, fleischfarbenem Fiberglas.
    Chemo war immun gegen die zweifelhafte Inneneinrichtung; für ihn waren diese Schuppen alle gleich – dunkel, laut und irre. Der Steroid-Junkie an der Tür hatte seinen elektrischen Schweinetreiber konfisziert und wegen seiner Prothese Stunk gemacht, die Chemo partout nicht hatte abnehmen wollen. Ein stellvertretender Geschäftsführer war herbeigerufen worden, und Chemo hatte einigermaßen unheilschwanger seine Rechte als Behinderter im Staate Florida sowie die juristischen Konsequenzen für jedes Etablissement rezitiert, das der Diskriminierung für schuldig befunden wurde. Jetzt saß er unbehelligt an der Bar, nippte an einer Sprite light und wartete darauf, dass Cherry Pye mit Tanner Dane Keefe auftauchte. Die Assistentin des Schauspielers hatte Chemo dankenswerterweise auf die Fährte der beiden gebracht, nachdem Chemo ein kniefälliges Zusammensein zwischen ihr und dem Apothekenboten in einer Gartenlaube am Pool des Anwesens gestört hatte.
    Der Club füllte sich rasch. Chemo unterdrückte seine Rausschmeißerinstinkte und saß mit dem Rücken zur Tür, weil er wusste, dass Cherry nach ihm Ausschau halten würde. Die schmale Sarah-Palin-Brille hatte er gegen eine schwarze Ray-Ban eingetauscht. Eine himbeerrote Baskenmütze und die lederne Bomberjacke mit den extraweiten Ärmeln für den Rasentrimmer vervollständigten das Outfit. In die Schatten jenseits der zuckenden Lichter gekauert, hoffte Chemo, dass sein vulkanischer Teint und seine NBA -verdächtige Körpergröße nicht auffallen würden – zumindest bis er in Aktion treten musste. Der geschliffene Spiegel hinter der Bar bot einen Champagnerglasblick auf den Hauptraum des Clubs, und obgleich er niemanden erkannte, schloss er aus der Anwesenheit so vieler Blutsauger, Betthäschen und Betreuer, dass ein paar der Partygäste berühmt sein mussten. Ein Callgirl, das zwei Barhocker weiter saß, beugte sich zu ihm herüber und sagte, eine Sängerin namens Pink befände sich im VIP Bereich.
    »Und der rosarote Panther holt sich auf dem Klo einen runter«, sagte Chemo, worauf die Prostituierte ihre Handtasche packte und davonwirbelte.
    Die Musik war durchdringend und langweilig, so melodisch wie ein Zahnarztbohrer. World Beat, Trance, Techno, Electro, House Funk – Chemo legte keinen Wert darauf, den Unterschied zu kennen. Er blendete das alles reflexartig aus, eine Überlebenstechnik, die er sich während langer Abende als Rausschmeißer angeeignet hatte. Die einzige Alternative war, den DJ zu erwürgen, in diesem Fall eine hyperaktive kleine Vogelscheuche, die sich Ricky Joy-Boy nannte und ein trägerloses Tanktop trug, damit man das Kreuzigungs-Tattoo auf seinem spillerigen Bizeps sehen konnte.
    Als der Barkeeper ihm eine neue Sprite hinstellte, schaute Chemo kurz in den Spiegel und versteifte sich. Hinter ihm stand eine schlanke Blondine in einem kurzen Kleid mit einer runden, lavendelfarbenen Sonnenbrille auf der Nase. Ein vertrautes unfertiges Zebra prangte schreiend bunt an ihrem Hals.
    »Tachchen«, sagte die Frau neckisch.
    Chemo drehte sich langsam auf dem Barhocker herum. Nach einem genauen Blick wurde ihm klar, dass dies nicht Cherry war; es war die Schauspielerin. Der Mann, den sie »Captain« nannte, ragte ganz in der Nähe auf; er trug den Nadelstreifenanzug, die Vogelschnabel-Cowboykrawatte und hatte eine fast schmerzhaft schwermütige Miene aufgesetzt. Seine haarlose Schädelwölbung war mit primitiven Zeichen bekritzelt.
    »Hübsches Kleid«, sagte Chemo an Ann DeLusia gewandt.
    »Finden Sie wirklich?«
    Der Einäugige begann zu grollen. »Dieser Laden ist das reinste Gift.«
    »Ach, reißen Sie sich zusammen«, erwiderte Ann und knuffte ihn mit dem Ellenbogen. Dann lächelte sie den Barkeeper an und bestellte zwei Margaritas.
    Cherry Pye und Tanner Dane Keefe rauchten draußen vor dem Club auf dem Rücksitz eines Escalade einen Joint. Cherry trug ein dünnes Seidentop, schwarze Pumps und Vierhundert-Dollar-Jeans. Sie hätte ja ihr neues Max-&-Cleo-Kleid angezogen, aber sie war zu bedröhnt gewesen, um sich die Beine zu rasieren.
    »Warst du je verheiratet?«, fragte Tanner Dane Keefe.
    »Nein, aber ich war zweimal
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