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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel
Autoren: Carl Hiaasen
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hinter den beiden her.
    Ann DeLusia nahm die Sonnenbrille ab und warf sich in Pose. Sie musste lachen, das Ganze war dermaßen albern. Dort war Claude mit seinem verbundenen Abdrückfingerstummel und fotografierte wie wild. Er war so nah, dass sie die frische Ladung Axe-Bodyspray riechen konnte.
    »Hey, hab ich’s nicht gesagt?«, brüllte er vergnügt. »Hab ich recht gehabt?«
    »Ja, Claude, Sie sind so klug, es ist direkt unheimlich.«
    Einer der anderen Fotografen, wahrscheinlich Teddy Loo, rief: »Yo, Süße, wer sind Sie eigentlich?«
    »Oh, niemand«, antwortete Ann.
    »Jetzt nicht mehr«, schrie Bang Abbott.
    Und dann zog Silvio, der genau hinter ihm stand, eine Pistole.
    Als der Notruf kam, waren Jimmy Campo und sein Partner gerade in der Collins Avenue, Ecke Sechsunddreißigste, und verpflasterten den Knöchel eines Joggers, der über einen streunenden Malteser gestolpert war. Die Rettungshelfer rasten zum Pubes und fanden ein wüstes Durcheinander vor. Menschen kamen aus dem Club geströmt; ihre Bodyguards traten und drängelten in den Fotografenschwarm. Kanye, Lindsay, Wayne, Khloe, Fergie – sapperlot, da ist ja Megan Fox! Jimmy Campo wusste nur deshalb, wer sie war, weil seine Freundin angefangen hatte, das National Eye zu kaufen.
    Die Straße war dermaßen mit schwarzen Geländewagen verstopft, dass die Cops eine Gasse für den Krankenwagen freimachen mussten. Auf dem Gehsteig lag ein verschwitzter, übergewichtiger Weißer mit einer Schusswunde im unteren Rumpfbereich. Jimmy Campo erkannte den Hingestreckten als jenen Widerling wieder, der ihm vor zehn Tagen in einer Gasse hinter dem Stefano einen Riesen für ein Notfallpatientenfoto gezahlt hatte. Es würde sich vielleicht lohnen, einen Blick in die Brieftasche des Kerls zu werfen , falls er ohnmächtig wird, dachte Jimmy Campo bei sich.
    Neben dem Opfer kniete eine süße Blondine in einem kurzen roten Kleid, die ihm bekannt vorkam. Sie hielt die Hand des Mannes. Das konnte unmöglich seine Freundin sein, dachte Jimmy Campo, nicht wenn es im Himmel einen Gott gab. Die Frau, die eine dunkle Sonnenbrille trug und ein undeutliches Tattoo am Hals hatte, sagte, der Verletzte hieße Claude. Neben ihr stand ein ungewöhnlich großer Typ mit einer Nadelstreifen-Augenklappe und einer Cowboykrawatte. Sein kahl rasierter Schädel war mit kühnen Indianersymbolen bemalt und sein Gesicht mit phosphoreszierendem Schleim befleckt.
    Es war in jeder Hinsicht ein South-Beach-Routineeinsatz – bis der einäugige Samariter dem Opfer die Hose herunterschälte und eine blutige Perforation tief in der haarigen Cellulitespalte zwischen seinen schrundigen Gesäßbacken enthüllte.
    »Sieh an«, dröhnte der bemalte Mann den niedergestreckten Paparazzo an. »Jemand hat Ihnen ein zweites Arschloch geschossen.«
    Jimmy Campo trat vor. »Sir, ab jetzt übernehmen wir.«
    Der Mann mit der Glatze hob die Frau in Rot auf seine Schultern und trug sie durch den Tumult. Jimmy Campo und sein Partner machten sich rasch daran, ihren neuen Patienten zu versorgen, der blass und kaltschweißig, aber noch bei Bewusstsein war.
    Die anderen Fotografen interessierten sich mehr dafür, den verschreckten Promis nachzujagen, als für ihren verwundeten Kollegen; nur Teddy Loo blieb, um zuzusehen, wie sie ihn auf eine Trage hoben.
    »Tut’s sehr weh, Alter?«
    Bang Abbott schüttelte die Sauerstoffmaske ab und funkelte ihn böse an. »Ich hab eine Kugel in der Arschritze stecken, du blöder Scheißer.«
    »Yo, hör mal, bevor du die Biege machst – wer war denn die Kleine mit dem abartigen Tattoo?«
    »Was?«
    »Die, die wir gerade fotografiert haben? Die genauso aussah wie Cherry.«
    »Das weißt du nicht? Das ist ja unfassbar, verdammte Scheiße.«
    »Sei doch nicht so, Alter. Sag schon.«
    »Du kannst mich mal, Teddy.«
    Als die Rettungshelfer die Trage zügig zum Krankenwagen rollten, mühte sich Teddy Loo, Schritt zu halten. Er hob eine seiner Kameras und zielte.
    Unglücklich hob Bang Abbott den Kopf. »Ist das dein Ernst?«

Epilog
    CHERYL GAIL BUNTERMAN verbrachte sieben Wochen in einer Entzugsklinik auf St. Barts, die auf holistische Granatapfel-Entschlackung spezialisiert war. Die Konzerttournee wurde abgesagt, und ihr Album Skantily Klad verkaufte sich miserabel. Der Rolling Stone bescheinigte ihm »viel zu viel Produktion und viel zu wenig Performance«, lobte jedoch die Backup-Sängerin, deren Stimme bei den meisten Tracks zu hören war. Die Single »Jealous Bone« erwies sich als
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