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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen
Autoren: Hubert Haensel
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Immerhin wusste er bereits, dass es aus der Haut eines Siebenläufers gegerbt worden war, eines seltenen Tieres, das südlich der salamitischen Wüste beheimatet war und dort als Glücksbringer galt.
    Weshalb sollte es ihm dann nicht weiterhelfen? Enthielt es gar die Antworten, die er sich vom Orakel über seine Herkunft, seine Bestimmung und über Fronja erhofft, die er aber nur in undeutlichen, bruchstückhaften Aussagen erhalten hatte?
    Plötzlich konnte er es kaum noch erwarten, das Leder zu lösen.
    Es war weich und geschmeidig, etwa unterarmlang und ließ deutlich die Ansätze der sieben Beinpaare erkennen. Ein Fellbesatz fehlte, dafür war das Leder allerdings bedeckt mit Runen, deren Bedeutung Mythor ein Rätsel blieb. Wenn Fahrna noch lebte, hätte sie ihm sicher mehr darüber sagen können, in ihrer Gier wohl aber auch nach seinem Leben getrachtet. Doch ihr Leichnam ruhte in Nyrngor.
    Sieben Beinpaare…
    Sieben!
    Sinnbild für die Fixpunkte des Lichtboten? Magische Zahl oder nur durch das Spiel des Zufalls entstanden?
    Mythor wurde von einer schier unerklärlichen Erregung gepackt. Was hatten die Trolle ihm sagen wollen?
    Er verstand die Runen nicht.
    Mythor seufzte, als der Bitterwolf herankam und ihm mit seiner feuchten Schnauze über das Gesicht fuhr. Eine unwillige Handbewegung schickte Hark an seinen Platz zurück.
    Dann wandte der Kämpfer des Lichtes sich erneut dem Leder zu. Und plötzlich fiel sein Blick auf zwei Symbole, die er kannte: das Fünfeck und der Doppelbogen!
    Beide befanden sich auch auf dem Gläsernen Schwert Alton.
    Und da waren noch andere Zeichen, die er glaubte deuten zu können. Jeweils in der Mitte des Leders zwischen zwei Beinpaaren, untereinander angeordnet und zusammen mit den Runen die Form einer schlanken Pyramide darstellend.
    Sieben waren es, wenn er das Sonnensymbol in der Kopfhaut des Tieres nicht mitzählte. Denn möglicherweise stand dieses für die Welt, für das Licht, das die Sonne brachte und das Tag und Nacht, Gut und Böse voneinander trennte.
    Oder für den Lichtboten, der einst auf seinem Kometentier erschienen war und die Mächte der Finsternis zurück- gedrängt hatte?
    Mythor betrachtete die Zeichen der Reihe nach:
    …eine doppelte Wellenlinie…
    …das schon bekannte Fünfeck zusammen mit dem Doppelbogen… Auf Alton indes fand sich zusätzlich das Sonnenbild, das in dieser Reihe jedoch fehlte.
    …ein Auge, das von einem nur angedeuteten Helm gekrönt wurde…
    …ein aufrecht stehendes, spitz zulaufendes Dreieck, vielleicht ein Horn…
    …darunter ein Pfeil, dessen Spitze nach links zeigte…
    …dann sechs jeweils zu dreien ineinander liegende und sich gegenüberstehende Halbkreise, die sich an den Enden überlappten…
    …und eine Spirale, die weder Anfang noch Ende besaß und immer wieder in sich selbst zurückführte.
    »Endlos«, murmelte Mythor leise vor sich hin, »wie der Lauf der Welt, deren Beginn irgendwo im Dunkel der Geschichte verborgen liegt und deren Zukunft wohl ebenso ungewiss ist.«
    Die Bedeutung einiger dieser Zeichen war klar. Die Wellenlinie mochte für die Wasserfälle von Cythor stehen; der Helm mit dem Auge, falls es sich tatsächlich um einen solchen handelte, für den Helm der Gerechten; das Horn – auch das war nicht völlig deutlich – für das verwunschene Tal und der Pfeil für den Baum des Lebens, wo jedoch Luxon ihm zuvorgekommen war und Sternenbogen und Mondköcher an sich gebracht hatte.
    Demnach mussten die sechs Halbkreise den vorletzten und die Endlosspirale den siebten Stützpunkt des Lichtboten darstellen.
    Nun, da er zumindest eine Ahnung davon hatte, welch unschätzbaren Wert das Leder für ihn haben konnte, glaubte Mythor plötzlich, auch die Runen schon früher einmal gesehen zu haben. Und das in eben dieser Anordnung.
    Es war wie ein Gefühl der Verheißung, das ihn nicht mehr ruhenließ. Wo auf seinem bisherigen Weg im Kampf für die Werte der Lichtwelt hatte er schon vor diesen Runen gestanden? Sicher nicht innerhalb der Mauern von Churkuuhl.
    Seine Finger tasteten nach der kreisförmigen Narbe hinter seinem Ohr. In Gedanken kämpfte er wieder zwischen den Klippen von Elvinon, erwachte in den schützenden Mauern der Stadt, die ihm so viel Neues zu bieten hatte, aber letztlich dem Ansturm der Caer doch nicht widerstehen konnte.
    Die Gruft der Gwasamee…
    Mythor begann zu zittern. Das Blut in seinen Adern schien aufzuwallen und pochte schmerzhaft in seinen Schläfen. Bilder, die er schon vor Monden
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