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Stein der Dämonen

Stein der Dämonen

Titel: Stein der Dämonen
Autoren: Hubert Haensel
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vergessen hatte, erschienen plötzlich wieder vor seinem geistigen Auge, und sie waren lebendiger denn je.
    Brachten sie die Botschaft vom Wirken des Lichtboten?
    Der Sohn des Kometen war seltsam berührt. Um ihn herum versank die Welt in Bedeutungslosigkeit. Er vergaß den Ort und die Zeit, achtete nicht mehr auf die Gefahren, die ihm drohten. Er wusste nur noch, dass diese Linien und Zeichen, rätselhafte magische Schriften, sich auf wundersame Weise zu Bildern zusammenfügten, die ihm Bedeutungsvolles zu berichten hatten.
    Es waren Eindrücke von unvorstellbaren Schrecken, von Leid, Verderben und Tod. Die Erde brach auf, es regnete Feuer und Schwefel, und die Meere spien ihre tosenden Wasser auf das Land. Und über allem hingen wesenlose Schatten vereinten sich die Mächte der Finsternis. Mythor hatte solches in der Gruft der Gwasamee gesehen, aber es war ihm unmöglich gewesen, entschwundene Bilder ein zweites Mal zu schauen. Waren diese Ereignisse vielleicht nie wirklich geschehen, sondern Prophezeiungen, die eintreffen würden, wenn die Lichtwelt fiel?
    In seine Gedanken drängte sich das Bild eines Schwertes und etlicher anderer Gegenstände, die darum angeordnet waren. Und Runen.
    Aber noch immer vermochte er nicht zu verstehen, was sie ihm zu berichten hatten. Nur eines wusste er plötzlich: Das Schwert war Alton!
    Dann waren die anderen Dinge ebenfalls dazu bestimmt, ihn zu rüsten. Indes verschwammen die Abbildungen vor seinen Augen, verblasste erneut die Erinnerung an sie.
    Mythor glaubte eine Stimme zu hören, weich und einschmeichelnd, sanft und zärtlich, wie das leise Flüstern eines Mädchens, das er in seinen Armen hielt. Doch da war niemand. Nur Hark hob den Kopf und ließ ein drohendes Knurren vernehmen.
    Die Stimme rief ihn.
    Mythor! klang es auf. Versuche, dich zu erinnern.
    Wie von magischen Kräften getragen entstanden diese Worte in ihm. Als spreche jemand aus dem Reich der Toten zu ihm.
    Verzage nicht, weil du die Zeichen nicht deuten konntest.
    Es war die Stimme einer Frau.
    Ähnliches hatte Gwasamee ihm auch zu verstehen gegeben.
    Eines Tages wirst du den Bildern wieder begegnen, und dann solltest du ihre Botschaft vernehmen können.
    War heute dieser Tag, oder würde es weitere geben, in einer Zukunft, die so ungewiss war wie die düsteren Schatten, die vom Rand der Welt nach den Ländern des Nordens griffen?
    Mit einemmal wusste Mythor, dass er den Weg zu Ende gehen musste, den er hinter den Wasserfällen von Cythor beschritten hatte. Irgendwann würde er wohl verstehen lernen, welche Nachricht das Orakel-Leder enthielt. Hoffentlich noch zur rechten Zeit.
    Hark hatte die Lauscher aufgestellt. Aus seiner Kehle drang ein dumpfes Grollen. Pandor begann unruhig mit den Hufen zu scharren.
    Doch da war nichts außer dem hohlen Brausen des Windes, der allmählich abflaute.
    Unschlüssig hielt Mythor das Leder. in Händen. Er glaubte, dass die Trolle ihm damit eine Antwort auf all seine Fragen zugespielt hatten. Sicher sollte es auch auf die Fixpunkte des Lichtboten hinweisen, aber bestimmt ging es nicht nur um die Ausrüstung, die er dort gewann. Jeder dieser Orte mochte eine zusätzliche Bedeutung haben, so, wie der Baum des Lebens die Saat des Lichtboten in alle Winde verstreuen sollte, damit sie aufging, wo das Gute noch Bestand hatte, und Nacht und Schatten verdrängte und das Böse am Wurzeln hinderte.
    Für einen Augenblick wurde es still. Nur der heisere Schrei eines Vogels war zu vernehmen. Hark sprang auf, und Mythors Rechte fuhr unwillkürlich an den Schwertknauf. Dann aber brach der Sturm mit neuer Stärke los. Schnee und Graupeln prasselten gegen die Scheiben.
    In einem solchen Wetter trieben Geister und Dämonen ihr Unwesen. Immer mehr wich das Licht des Tages und machte einer trügerischen Finsternis Platz. Jeder einsame Wanderer war gut beraten, auf der Hut zu sein.
    Mythor schickte sich an, das Orakel-Leder wieder um seinen Oberschenkel zu binden, als ihm auffiel, dass auch auf dessen Rückseite die Zeichen zu fühlen waren. Mit einem Eisen oder ähnlichem eingestanzt, schimmerten sie ihm dunkel entgegen.
    Vorsichtig strich er mit dem Fingern darüber. Mit Hilfe eines Spiegels oder einer unbewegten Wasserfläche mochte ein Eingeweihter sie lesen können. Es waren dieselben Symbole, und doch waren sie von den anderen so grundverschieden, wie nur zwei Dinge einander fremd sein konnten. Aber auch hier die Pyramidenform.
    Hell und Dunkel…
    Licht und Schatten…
    Mythor wendete das
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