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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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war schon hundertmal so gewesen, und jetzt war es wieder so. Plötzlich, in einem Augenblick, war er kühl und präzise geworden, und während er sich vorbereitete, während er seine Kabine zurechtmachte, beobachtete er den Deutschen und wartete ab, was dieser tun würde.
    Der Mann in der Spitfire war ein großer Pilot. Wenn es soweit war, jedesmal wenn der Augenblick kam, war seine Kaltblütigkeit groß, war sein Mut groß, und vor allem sein Instinkt war groß, viel größer noch als seine Kaltblütigkeit oder sein Mut oder seine Erfahrung. Nun schob er sachte den Gashebel nach vorn und zog den Steuerknüppel leicht nach hinten, um ein wenig Höhe zu gewinnen, um ein wenig von den fünfzehnhundert Metern zu gewinnen, um die der Deutsche im Vorteil war. Aber er hatte nicht viel Zeit. Die Focke-Wulf kam mit gesenkter Nase aus der Sonne herunter, und sie kam schnell. Der Pilot sah sie kommen, flog weiter geradeaus und tat so, als hätte er sie nicht gesehen, dabei sah er die ganze Zeit über die Schulter und beobachtete den Deutschen und wartete auf den Augenblick zum Wegkurven. Wenn er zu früh kurvte, würde der Deutsche mitkurven, und er wäre geliefert. Wenn er zu spät kurvte, würde der Deutsche ihn sowieso erwischen, vorausgesetzt, daß er geradeaus schießen konnte, und dann wäre er auch geliefert. Also beobachtete und wartete er, drehte seinen Kopf und sah über die Schulter und schätzte den Abstand; und als der Deutsche auf Schußweite heran war, als er eben mit seinem Daumen auf den Knopf drücken wollte, drehte der Pilot ab. Er riß den Steuerknüppel hart zurück und nach links, er trat mit seinem linken Fuß hart in die Ruderpedale, und die Spitfire kippte auf die Seite und änderte ihre Richtung wie ein Blatt, das von einem Windstoß aufgehoben und davongetragen wird.
    Als sein Sehvermögen wiederkehrte, als das aus seinem Kopf und von seinen Augen abgezogene Blut zurückkam, sah er auf und entdeckte den Deutschen weit vor ihm. Er kurvte mit ihm, steil auf der Seite liegend, und versuchte, enger und enger zu kurven, um wieder an den Schwanz der Spitfire zu gelangen. Der Kampf war im Gange. «Also los», sagte er sich. «Jetzt geht's wieder los», und er lächelte kurz, weil er Selbstvertrauen hatte und weil er das schon so oft getan hatte und weil er jedesmal gewonnen hatte.
    Der Mann war ein hervorragender Pilot. Aber der Deutsche war auch gut, und wenn die Spitfire die Klappen ein wenig ausfuhr, um enger kurven zu können, schien die Focke-Wulf dasselbe zu tun, und sie kurvten miteinander. Wenn der in der Spitfire plötzlich das Gas wegnahm, um sich hinter ihn zu setzen, legt der andere seine Focke-Wulf auf den Rücken und stürzte nach unten weg, zog wieder hoch, drehte eine halbe Rolle und saß wieder hinter ihm. Die Spitfire flog eine halbe Rolle und stürzte weg, aber der in der Focke-Wulf hatte das vorausgeahnt, rollte und stürzte mit, genau hinter ihm, und dabei gab er einen kurzen Feuerstoß auf die Spitfire ab, aber er traf nicht.
    Wenigstens eine Viertelstunde lang rollten und stürzten die beiden kleinen Flugzeuge am Himmel umeinander. Manchmal trennten sie sich, flogen in einem engen Kreis in der Runde und belauerten einander, wie zwei Boxer sich belauern, wenn sie sich im Ring umkreisen und auf eine Angriffsmöglichkeit oder ein Loch in der Deckung warten; dann riß einer seine Maschine herum und griff den anderen an, und das Stürzen, Rollen und Steigen fing wieder von vorn an.
    Die ganze Zeit über saß der Pilot in der Spitfire aufrecht in seiner Kabine, und er flog seine Maschine nicht mit den Händen, sondern mit den Fingerspitzen, und die Spitfire war keine Spitfire, sondern ein Teil seines Körpers; die Muskeln seiner Arme und Beine waren die Flügel und das Leitwerk der Maschine, so daß er beim Rollen und Kurven und Stürzen und Steigen nicht seine Arme und Beine bewegte, sondern nur die Flügel und das Leitwerk und den Rumpf des Flugzeuges; denn der Rumpf der Spitfire war der Leib des Piloten, und Mann und Maschine waren eins.
    So ging es weiter, und während sie kämpften und während sie flogen, verloren sie Höhe und kamen den Feldern von Holland immer näher, so daß sie bald nur noch neunhundert Meter über dem Boden kämpften und man die Hecken und die kleinen Bäume sehen konnte, und die Schatten, die die kleinen Bäume auf den Rasen warfen.
    Einmal versuchte der Deutsche einen langen Feuerstoß aus neunhundert Meter Entfernung, und der Pilot der Spitfire sah die
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