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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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einem Ort namens Eldoret, einer kleinen Stadt, die zweitausendvierhundert Meter hoch in den Bergen liegt. Aber wieder hatte er Pech. Diesmal blieb sein Motor stehen, weil Wasser in den Benzintanks war. Er verlor nicht den Kopf und machte eine tadellose Notlandung, bei der das Flugzeug nicht beschädigt wurde. Nicht weit vom Landeplatz war ein kleines Haus, das allein auf der Hochebene stand, und sonst war nichts von menschlichen Behausungen zu sehen. Es war einsam dort oben.
    Er ging hinüber zu dem Haus und fand einen alten Mann, der allein dort lebte, mit nichts weiter als einem kleinen Acker Süßkartoffeln, einigen braunen Hühnern und einer schwarzen Kuh.
    Der alte Mann war freundlich zu ihm. Er gab ihm zu essen und Milch zu trinken und einen Platz zum Schlafen, und der Pilot blieb zwei Tage und zwei Nächte bei ihm, bis ein Suchflugzeug aus Nairobi seine Maschine auf dem Boden entdeckt hatte, daneben gelandet war, den Fehler gefunden hatte, weggeflogen und mit reinem Benzin zurückgekommen war, so daß er starten und zurückfliegen konnte.
    Aber während seines Aufenthaltes war der alte Mann, der einsam war und seit vielen Monaten keinen Menschen gesehen hatte, froh über die Gesellschaft und über die Gelegenheit zu reden. Er redete viel, und der Pilot hörte zu. Er sprach über das einsame Leben, über die Löwen, die nachts kamen, über den bösartigen Elefanten, der hinter dem Berg im Westen lebte, über die Hitze der Tage und über die Stille, die mit der Kälte um Mitternacht kam.
    Am zweiten Abend sprach er über sich selbst. Er erzählte eine lange, merkwürdige Geschichte, und während er sie erzählte, hatte der Pilot den Eindruck, daß der alte Mann sich von einer schweren Bürde befreite. Als er am Ende war, sagte er, daß er das noch nie jemandem erzählt habe und daß er es nie wieder jemandem erzählen würde, aber die Geschichte war so merkwürdig, daß der Pilot sie niederschrieb, sobald er nach Nairobi zurückkam. Er schrieb sie nicht mit den Worten des alten Mannes, sondern mit seinen eigenen Worten, und zeichnete sie als ein Bild, in dem der alte Mann eine Hauptfigur war, weil es so am besten ging. Er hatte bis dahin noch nie eine Geschichte geschrieben, und daher enthielt sie natürlich Fehler. Er kannte keinen der Tricks mit Wörtern, die Schriftsteller anwenden, die sie anwenden müssen, so wie Maler Tricks mit Farben an wenden müssen, aber als er mit der Niederschrift fertig war, als er den Bleistift aus der Hand legte und in die Fliegerkantine hinüberging, um ein Glas Bier zu trinken, hinterließ er eine ungewöhnliche und kraftvolle Erzählung.
    Wir fanden sie zwei Wochen später in seinem Koffer, als wir seine Sachen durchgingen, nachdem er bei der Ausbildung tödlich verunglückt war. Und weil er keine Verwandten zu haben schien, und weil er mein Freund gewesen war, nahm ich das Manuskript an mich und kümmerte mich für ihn darum.
    Dies ist, was er schrieb.
    Der alte Mann trat aus der Tür in den hellen Sonnenschein, stand für einen Augenblick auf seinen Stock gelehnt, sah sich um und blinzelte in dem grellen Licht. Er stand mit seitwärts geneigtem Kopf da, sah nach oben und horchte nach dem Geräusch, das er gehört zu haben meinte.
    Er war klein und dick und über siebzig Jahre alt, obwohl er eher wie fünfundachtzig aussah, weil Rheumatismus ihn verkrüppelt hatte. Sein Gesicht war mit grauen Haaren bedeckt, und wenn er seinen Mund bewegte, tat er es nur auf einer Seite des Gesichts. Auf seinem Kopf trug er, im Haus wie draußen, einen schmutzigen, weißen Tropenhelm.
    Er stand ganz still in dem hellen Sonnenlicht, kniff seine Augen zusammen und horchte nach dem Geräusch.
    Ja, da war es wieder. Der Kopf des alten Mannes flog herum, und er sah in die Richtung auf die kleine Holzhütte, die in etwa neunzig Meter Entfernung auf der Weide stand. Diesmal war er nicht mehr im Zweifel: das Winseln eines Hundes, das hohe, durchdringende Winseln eines Hundes, wenn er in großer Gefahr ist. Noch zweimal kam es, und diesmal hörte es sich mehr wie ein Schrei an als ein Winseln. Der Ton war höher und schärfer, als ob er aus irgendeinem kleinen Winkel im Körper schnell herausgepreßt worden wäre.
    Der alte Mann drehte sich um und hinkte schnell über den Rasen zu der Holzhütte, in der Judson wohnte, stieß die Tür auf und ging hinein.
    Der kleine weiße Hund lag auf dem Fußboden, und Judson stand über ihm mit gespreizten Beinen, und sein schwarzes Haar hing ihm über das lange
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