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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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rote Gesicht; lang und mager stand er da, stammelte vor sich hin und schwitzte durch sein fettiges weißes Hemd. Sein Mund hing merkwürdig offen, wie leblos, als ob ihm der Unterkiefer zu schwer war, und Speichel lief ihm langsam mitten über das Kinn herab. Er stand da und starrte auf den kleinen weißen Hund, der auf dem Fußboden lag, und mit einer Hand drehte er langsam an seinem Ohr; in der anderen hielt er einen schweren Bambusstock.
    Der alte Mann kümmerte sich nicht um Judson, kniete neben dem Hund nieder und betastete dessen Körper vorsichtig mit den Händen. Der Hund lag still und sah mit wäßrigen Augen zu ihm auf. Judson rührte sich nicht. Er beobachtete den Hund und den Mann.
    Langsam kam der alte Mann hoch. Das Aufstehen fiel ihm schwer, er hielt sich mit beiden Händen an der Krücke seines Stockes fest und zog sich mühsam hoch. Er sah sich in dem Raum um. Auf dem Fußboden in der hinteren Ecke lag eine schmutzige, verknüllte Matratze; da war außerdem ein aus Kistenholz gemachter Tisch und darauf ein Primuskocher und eine abgestoßene, blauemaillierte Kasserolle. Hühnerfedern und Lehm bedeckten den Fußboden.
    Der alte Mann sah, was er suchte. Es war eine schwere Eisenstange, die neben der Matratze an der Wand lehnte. Er humpelte hin, und während er lief, bumste er mit seinem Stock auf den hohlen Holzfußboden. Die Augen des Hundes folgten seinen Bewegungen, während er durch den Raum hinkte. Der alte Mann nahm den Stock in die linke Hand, ergriff mit der rechten die Eisenstange, humpelte zu dem Hund zürück und hob unverzüglich die Stange und schlug sie hart auf den Kopf des Tieres. Er warf die Stange auf den Fußboden und sah Judson an, der noch immer breitbeinig dastand. Speichel lief noch immer über sein Kinn, und um seine Augen zuckte es. Der alte Mann ging dicht an ihn heran und begann zu sprechen. Er sprach sehr leise und langsam, mit fürchterlichem Zorn, und während er sprach, bewegte er nur eine Seite seines Mundes.
    «Du hast ihn umgebracht», sagte er. «Du hast ihm das Kreuz gebrochen.»
    Dann, als die Zornwelle sich verstärkte und ihm Kraft gab, fand er mehr Worte. Er sah auf und warf sie dem langen Judson an den Kopf. Um dessen Augen zuckte es, während er langsam gegen die Wand zurückwich.
    «Du dreckiges, gemeines, Hunde prügelndes Schwein. Das war mein Hund. Welches Recht hast du, meinen Hund zu prügeln, sag mir das! Antworte mir, du sabbernder Idiot! Antworte!»
    Judson rieb langsam seine linke Handfläche an seiner Hemdbrust auf und ab, und nun begann sein ganzes Gesicht zu zucken. Ohne aufzublicken sagte er: «Er hörte nicht auf, diese alte Stelle an seiner Pfote zu lecken. Ich konnte das Geräusch nicht ertragen. Du weißt doch, daß ich solche Geräusche nicht ertragen kann, lecken, lecken, lecken. Ich sagte ihm, er solle aufhören. Er sah mich an und wedelte mit dem Schwanz; aber dann leckte er weiter. Ich konnte es nicht mehr länger ertragen, da habe ich ihn geschlagen.»
    Der alte Mann sagte gar nichts. Für einen Augenblick sah es so aus, als würde er auf diese Kreatur einschlagen. Er hob seinen Arm halb hoch und ließ ihn dann wieder fallen, spuckte auf den Fußboden, drehte sich um und humpelte zur Tür hinaus in den Sonnenschein. Er ging über den Rasen, bis zu der Stelle, wo eine schwarze Kuh im Schatten einer kleinen Akazie stand und wiederkäute, und die Kuh beobachtete ihn, während er von der Hütte her über den Rasen gehinkt kam. Aber sie kaute weiter, mahlte ihr Futter mit regelmäßigen Bewegungen ihrer Kiefer, mechanisch wie ein langsam tickendes Metronom. Der alte Mann kam herangehinkt, blieb neben ihr stehen und streichelte ihren Hals. Dann lehnte er sich an ihre Schulter und kratzte ihr mit der Krücke seines Stockes den Rücken. So stand er lange Zeit gegen die Kuh gelehnt und kratzte sie mit seinem Stock; und ab und zu sprach er zu ihr, mit leisen, kleinen Worten; er flüsterte fast, wie ein Mensch, der jemandem ein Geheimnis erzählt.
    Es war schattig unter der Akazie, und das Land um ihn herum sah üppig und freundlich aus nach der langen Regenzeit, denn das Gras ist grün auf dem Hochland von Kenia; und zu dieser Jahreszeit, nach dem Regen, ist es so grün und saftig wie Gras nur sein kann. Weiter im Norden stand der Mount Kenia, Schnee auf seinem Haupt, mit einem dünnen, weißen Schleier, der von seinem Gipfel wehte, wo der eisige Wind das weiße Pulver von der Bergspitze geblasen hatte. Etwas tiefer, an den Hängen dieses Berges,
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