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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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sich nach der anderen Seite drehte, wandte er den Kopf und sah über seine Schulter.
    So fielen sie weiter. Beide Männer beobachteten einander und dachten daran, was bald passieren würde, und der Deutsche war der König, denn er landete in seinem eigenen Hoheitsgebiet. Der Pilot der Spitfire kam in Feindesland herunter; er würde gefangengenommen werden, oder er würde getötet werden, oder er würde den Deutschen töten, und wenn er das täte, würde er fliehen. Ich werde auf jeden Fall fliehen, dachte er. Ich kann bestimmt schneller laufen als der Deutsche. Er sieht nicht so aus, als könnte er sehr schnell laufen. Ich werde einen Wettlauf über die Felder mit ihm machen und werde ihm davonlaufen.
    Der Boden war jetzt nahe. Es konnte nicht mehr viele Sekunden dauern. Er sah, daß der Deutsche fast mit Sicherheit auf derselben Wiese landen würde wie er, auf der Wiese mit den Kühen. Er blickte hinab, um zu sehen, wie die Wiese beschaffen war und ob die Hecken dicht waren und ob ein Tor in der Hecke war, und dabei sah er unter sich auf der Wiese einen kleinen Tümpel, und durch den Tümpel floß ein kleines Bächlein. Es war eine Tränke für die Kühe, schlammig am Rand und schlammig im Wasser. Der Tümpel war genau unter ihm. Er war nicht mehr als haushoch darüber, und er fiel schnell; er fiel genau mitten in den Tümpel. Schnell griff er nach den Leinen über seinem Kopf und versuchte, den Fallschirm nach einer Seite zu kippen, um die Richtung zu ändern, aber es war zu spät; es hatte keinen Zweck. Plötzlich strich etwas über seine Hirnrinde und über seinen Magen, und die Angst, die er über dem Kampf vergessen hatte, war wieder da. Er sah den Tümpel und die schwarze Wasseroberfläche, und der Tümpel war kein Tümpel und das Wasser war kein Wasser; es war ein kleines schwarzes Loch in der Erdoberfläche, das meilenweit in die Tiefe führte, mit steilen, glatten Wänden, wie die Bordwand eines Schiffes, und es war so tief, daß man, wenn man hineinfiel, tiefer und tiefer fiel und nie aufhörte zu fallen. Er sah die Mündung des Loches und seine Tiefe, und er war nur ein kleiner brauner Stein, den jemand aufgehoben und in die Luft geworfen hatte, um ihn in das Loch fallen zu lassen. Er war ein Stein, den jemand auf dem Rasen aufgehoben hatte. Das war alles, was er war, und nun fiel er, und das Loch war unter ihm.
    Platsch. Er war im Wasser. Er fuhr durch das Wasser, und seine Füße stießen auf den Boden des Tümpels. Sie sanken in dem Schlamm auf dem Boden ein, und sein Kopf tauchte unter, aber er kam wieder hoch und stand bis an die Schultern im Wasser. Der Fallschirm lag über ihm; sein Kopf steckte in einem Gewirr von Schnüren und weißer Seide, und er zog mit den Händen daran, erst in dieser Richtung, dann in der anderen, aber es wurde nur schlimmer, und die Angst wurde schlimmer, weil die weiße Seide seinen Kopf zudeckte und er nichts sehen konnte als eine Masse weißen Stoffes und ein Gewirr von Schnüren. Dann versuchte er zum Ufer zu gehen, aber seine Füße steckten im Schlamm fest; er war bis an die Knie im Schlamm eingesunken. Also kämpfte er mit dem Fallschirm und den verhedderten Fallschirmleinen, zog mit den Händen daran und versuchte, sie von seinem Kopf wegzuziehen; und während er das tat, hörte er die schnellen Schritte auf dem Rasen. Er hörte die Schritte näher kommen, dann mußte der Deutsche gesprungen sein, denn es platschte, und er wurde vom Gewicht eines Mannes umgeworfen.
    Er war unter Wasser und begann instinktiv zu strampeln. Aber seine Füße steckten immer noch im Schlamm, der Mann war über ihm, und es lagen Hände um seinen Hals, die ihn unter Wasser hielten und seine Kehle mit starken Fingern zusammendrückten. Er öffnete die Augen und sah braunes Wasser. Er bemerkte die Blasen in dem Wasser, kleine, helle Blasen, die in dem braunen Wasser langsam aufstiegen. Da war kein Lärm oder Geschrei oder sonst etwas, da waren nur die hellen Blasen, die in dem Wasser aufstiegen, und plötzlich, als er sie beobachtete, wurde sein Geist klar und ruhig wie ein sonniger Tag. Ich werde mich nicht wehren, dachte er. Es hat keinen Sinn, sich zu wehren. Ich war dumm, mich so sehr und so lange gewehrt zu haben; ich war dumm, um Sonnenschein gebetet zu haben, wenn eine dunkle Wolke am Himmel hing. Ich hätte um Regen beten sollen; ich hätte nach Regen schreien sollen. Ich hätte schreien sollen: laß es regnen, laß es regnen wie aus Kannen, und es soll mir nichts ausmachen. Dann
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