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steigen aus maschine brennt

steigen aus maschine brennt

Titel: steigen aus maschine brennt
Autoren: Roald Dahl
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wäre alles leicht gewesen. Es wäre alles so leicht gewesen. Ich habe mich fünf Jahre lang gewehrt, und nun habe ich es nicht mehr nötig. Das ist so viel besser; das ist so unsäglich viel besser, weil da irgendwo ein Wald ist, durch den ich wandern möchte, und man kann nicht durch einen Wald wandern, wenn man sich wehrt. Da ist irgendwo ein Mädchen, mit dem ich schlafen möchte, und man kann nicht mit einem Mädchen schlafen und sich wehren. Man kann gar nichts tun, solange man sich wehrt; besonders leben kann man nicht, solange man sich wehrt, und darum werde ich jetzt all die Dinge tun, die ich tun möchte, und ich werde mich nie mehr wehren.
    Seht, wie ruhig und schön es so ist. Seht, wie sonnig es ist, und was für eine schöne Wiese das ist, mit den Kühen und dem kleinen Tümpel und den grünen Hecken, in denen Primeln wachsen. Nichts wird mich jetzt mehr kümmern, nichts, gar nichts; nicht einmal der Mann, der im Wasser des Tümpels dort drüben planscht. Er scheint sehr abgekämpft und außer Atem zu sein. Er scheint etwas aus dem Tümpel herauszuzerren, etwas Schweres. Nun hat er es am Rand und zerrt es herauf auf den Rasen. Wie komisch: es ist eine Leiche. Es ist die Leiche eines Mannes. Ich glaube wahrhaftig, das bin ich. Ja, ich bin es. Ich erkenne es an dem gelben Farbklecks vorn an meiner Kombination. Nun kniet er nieder, durchsucht meine Taschen, nimmt mein Geld und meine Kennkarte heraus. Er hat meine Pfeife gefunden, und den Brief, den ich heute früh von meiner Mutter bekam. Er nimmt meine Uhr ab. Nun steht er auf. Er geht weg. Er läßt meine Leiche auf dem Rasen neben dem Tümpel liegen. Er geht schnell quer über die Wiese auf das Tor zu. Wie naß und aufgeregt er aussieht. Er sollte sich ein bißchen entspannen. Er sollte sich entspannen wie ich. Er kann doch so keine Freude am Leben haben. Ich glaube, ich werde es ihm sagen.
    «Warum entspannen Sie sich nicht ein bißchen?»
    Mein Gott, wie flog er zusammen, als ich zu ihm sprach. Und sein Gesicht; seht euch bloß sein Gesicht an! Ich habe noch nie einen so verängstigten Mann gesehen. Er beginnt zu rennen. Er sieht dauernd über die Schulter zurück, aber er rennt weiter. Aber seht euch nur sein Gesicht an; seht bloß, wie unglücklich und verängstigt er ist. Ich will nicht mit ihm gehen. Ich denke, ich werde ihn laufen lassen. Ich denke, ich werde eine Weile hier bleiben. Ich denke, ich werde an der Hecke entlang laufen und ein paar Primeln suchen, und wenn ich Glück habe, werde ich ein paar weiße Veilchen finden. Dann werde ich schlafen. Ich werde in der Sonne schlafen.

Eine afrikanische Geschichte
    Für England begann der Krieg 1939. Die Leute auf der Insel wußten sofort davon und begannen sich vorzubereiten. In weiter abgelegenen Gegenden erfuhren es die Leute einige Minuten später, und auch sie begannen sich vorzubereiten.
    Und in Ostafrika, in der Kenia-Kolonie, war ein junger Mann, ein weißer Jäger, der die Ebenen und die Täler und die kühlen Nächte an den Hängen des Kilimandscharo liebte. Auch er hörte von dem Krieg und begann sich vorzubereiten. Er reiste quer durch das Land nach Nairobi, meldete sich bei der R.A.F. und bat um Ausbildung zum Flugzeugführer. Sie nahmen ihn an, und er begann seine Ausbildung auf dem Flugplatz von Nairobi. Er flog die kleine Tiger Moth und war ein guter Flugschüler.
    Nach fünf Wochen wäre er beinahe vor ein Kriegsgericht gestellt worden, weil er mit seiner Maschine gestartet war und statt Spiralen und Turns zu üben, in Richtung auf Nakuru geflogen war, um die wilden Tiere auf der Steppe zu beobachten. Unterwegs meinte er, eine Rappenantilope gesehen zu haben, und da Rappenantilopen sehr selten sind, wurde er aufgeregt und flog tiefer, um besser sehen zu können. Er sah links hinaus nach der Antilope, und daher sah er die Giraffe auf der ändern Seite nicht. Die Nasenkante seines rechten Flügels traf den Hals der Giraffe eben unter dem Kopf und schlug ihn glatt durch. So niedrig flog er. Der Flügel war etwas beschädigt, aber es gelang ihm, nach Nairobi zurückzufliegen, und wie ich schon sagte, wäre er beinahe vor ein Kriegsgericht gestellt worden, weil sich so etwas schlecht wegleugnen läßt, indem man etwa sagt, man sei mit einem großen Vogel zusammengestoßen, jedenfalls nicht, wenn Fetzen von Giraffenfell und Giraffenhaare an dem Flügel und an den Streben kleben.
    Nach sechs Wochen wurde er zu seinem ersten Alleinüberlandflug losgelassen, und er flog von Nairobi zu
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