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Staub Im Paradies

Titel: Staub Im Paradies
Autoren: Ernst Solèr
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problemlos beseitigen können«, sage ich.
    »Das fand Premadasa auch«, nickt Müller. »Aber ich bin überzeugter Buddhist, ich darf nicht töten.«
    »Welch glückliche Fügung für uns. Aber wieso haben Sie mich in diesem Mordfall auf die richtige Spur gebracht, als wir zu Besuch kamen? Das machte doch keinen Sinn.«
    »Gute Frage. Ich hoffte wohl auf Ihr Verständnis«, meint er achselzuckend. »Und gleichzeitig wollte ich einfach, dass der ganze Schlamassel endlich aufhört.«
    »Er wird aufhören«, verspreche ich ihm. »Aber erst, wenn Ihr famoser Frank in einer Zelle hockt.«
    »Vergessen Sie das! Frank ist unterwegs in eine Privatklinik nach Thailand, wo man sich die nächsten Monate um ihn kümmern wird. Ich hoffe, sie kriegen seine psychischen Probleme dort wieder in den Griff.«
    »Wo in Thailand?«, hake ich sofort ein.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber er ist dort in besten Händen, glauben Sie mir.«
    »Ich werde das Arschloch international zur Fahndung ausschreiben lassen«, verkünde ich. »So einfach wird er nicht davonkommen. Ganz sicher nicht!«
    »Es ist nicht einfach, Staub! Geben Sie uns doch bitte eine Chance!«
    Ich verwerfe nur die Hände und lasse mich tief in den Sessel sinken.
    Das war es dann also. Ich fuhr in die Ferien und klärte zwei Morde auf, von denen ich einen sogar unmittelbar miterleben musste. Zu verdanken ist diese ermittlungstechnische Heldentat einzig zwei Faktoren: Wir stellten die Kugeln sicher, die Rainer Schütz getötet hatten; und in Zürich kochte Gret eine junge Tamilin weich, die uns weitere erhellende Erkenntnisse liefern konnte. Wäre ich nicht ungewollt hierher in die Ferien gefahren, wäre Müllers Sohn erst gar nicht in Verdacht geraten. Vielleicht hat Leonie recht und ich suche förmlich nach Kriminalfällen. Dabei deprimieren sie mich eigentlich nur. Besonders dieser. Denn ich habe nicht einmal den Täter gesehen. Hoffentlich gibt es ihn überhaupt.
    Stunden später sitze ich bei Verasinghes zu Hause und telefoniere mit Michael.
    »Der Mistkerl ist uns entkommen«, berichte ich ihm von den jüngsten Ereignissen.
    »Wart’s ab«, tröstet er mich. »Vielleicht kriegen wir ihn doch noch. Thailand ist nicht der Dschungel, die dortige Polizei dafür aber hart und ausdauernd.«
    »Und vermutlich ziemlich korrupt«, wende ich ein.
    Daraufhin schweigt er.
    »Und? Wie stehen meine Aktien denn momentan in Zürich?«, will ich wissen.
    »Du kannst es dir ja vorstellen. Die Leute standen mehr oder weniger Kopf, als du nicht aufgetaucht bist. Die Gerüchteküche brodelt gewaltig. Man hört Worte wie Konsequenzen, Disziplinarverfahren, Fehlbesetzung und so weiter. Du wirst eine echt schwierige Zeit haben, wenn du erst mal zurück bist.«
    »Schon klar«, murmle ich resigniert.
    »Ich stehe natürlich zu hundert Prozent hinter dir, Fredy«, versichert er mir. »Das Gleiche gilt für den Rest der Abteilung. Inklusive Mario, obwohl der heute Morgen gekündigt hat.«
    »Ach was«, sage ich erstaunt.
    »Wann kommst du denn nun zurück?«
    »Am Freitag voraussichtlich«, antworte ich. »Bis dahin bleibe ich noch bei Anna und ihrem großartigen Freund. Ohne ihn hätten wir das nicht geschafft. Na ja, gut … Haben wir auch nicht wirklich. Aber trotzdem.«
    »Wir leiten alle notwendigen Schritte ein, Fredy. Einen überführten Doppelmörder will niemand in seinem Land, glaub mir.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, verabschiede ich mich.
    Vielleicht hat Michael ja recht. An mir soll es jedenfalls nicht scheitern: Ein Bataillon loyaler Soldaten nimmt derzeit Müllers Villa auseinander. Vielleicht finden sie doch noch einen Hinweis auf Franks derzeitigen Aufenthaltsort.

Gret traut ihren Ohren nicht
    Gret betrachtete die Monitore der Überwachungsgeräte. Herztätigkeit, Körpertemperatur, Sauerstoffsättigung, zentraler Venendruck und so weiter. Sie sah Ziffern pulsieren und Kurven zucken. Aber leider absolut keinen Hinweis darauf, dass der äußerst geschwächte Lathan Uruthiramoorthy ihr gerade ins Gesicht gelogen hatte.
    »Sie behaupten allen Ernstes, dass Sie Rexon erstochen haben?«
    Gret wollte es nicht glauben: Noch vor zehn Minuten war der Fall Rexon-Schütz gelöst gewesen – und jetzt das!
    »Ja«, bestätigte Lathan Uruthiramoorthy ihr zum dritten Mal. »Ich hatte keine andere Wahl.«
    »Wo und wie haben Sie ihn denn umgebracht?«, fragte sie sicherheitshalber nochmals nach.
    Aber Lathan blickte sie nur teilnahmslos an. Er hatte ihr bereits alles gesagt – Gret
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