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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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noch ein Mädchen, schätzte Lejaune. Die beiden gingen ans Ende der Theke und setzten sich in die Nähe der Nutten. Alles klar, sie waren vom Fach; er drehte sich wieder der Halle zu.
    Mit den Frauen lief es in letzter Zeit auch nicht besonders, dachte er. Lief es eigentlich noch nie, wenn er ehrlich war. Seit er ordentlich Geld verdiente, war es eher schlimmer. Die Clique aus der Studienzeit sah er kaum, im Büro fing man be sser nichts an, und die Mädchen in den Kneipen warteten nur auf Trottel wie ihn. Nicole, seine letzte Flamme, hatte neben ihm noch zwei EU Zampanos abgezockt, bis ihre Masche aufflog. Die Gegenüberstellung bei der Polizei vergaß er besser schnell.
    Jiri Hocek spazierte ins Foyer und winkte ihm zu. Leja une hielt Jiri für einen Schleimer, aber der Mann war Grahams Faktotum, spielte den Bärenführer und verwaltete die hiesige Kriegskasse.
    „Hallo Marcel, sieht so aus, als wären die Weiber da scharf auf dich.“ Immer der gleiche Unsinn zur Begrüßung; wahrscheinlich hatten die Astrologennutte an der Bar und dieser Idiot den gleichen Knacks in der Festplatte.
    „Wann fällt dir mal was Neues ein?“ 
    Jiri ließ sich nicht aufhalten. „Wenn du mehr auf Männer stehst, hier bin ich.“ er drückte Lejaunes Arm und setzte sich.
    „ Graham wird morgen nicht ko mmen.“
    „Super, das heißt, ich kann ausschlafen.“ Der Mann war nervös, schwer zu bremsen. Lejaune fragte sich, ob Jiri was eingeworfen hatte.
    „Nur der Notartermin“, sagte er.
    „Na dann“, Jiri schaute auf die Uhr, „heute Abend wirst du mir sowieso nicht verraten, wer dir die Kissen aufschüttelt. Noch ein Bier oder hauen wir ab?“
    Abends gingen sie meistens in die Altstadt, um der Hotelküche zu entfliehen. Lejau ne dachte an die grünlichen Kartoffelpuffer mit Fleischfüllung, die der Tscheche unweigerlich empfehlen würde.
    „Gehen wir.“ Es war egal. Er würde reichlich Bier trinken, das Geschäft unerwähnt lassen und Jiri auf den Tiroler Freiheitskämpfer ansprechen, den die Habsburger anno dazumal drüben in der Bergfestung eingekerkert hatten. Dann die Ohren auf Durchzug.
     
    Als hinter seinem Rücken Stimmen laut wurden, drehte er sich um. Blondie keifte den bleichen Untoten an; es klang nach Revierstreit zwischen Nutte und Zuhälter. Als der Mann begann, mit einem Revolver herumzufuchteln, reagierte kaum ein Gast; so was sei Theater, Ostblockfolklore, pflegte Jiri zu sagen.
    Lejaune sah verblüfft zu, wie Dracula der blonden Sterndeuterin die Waffe über den Schädel hieb. Sie kippte starre n Blicks zur Seite. Die Brünette kreischte kurz und verschwand hinter der Theke. Dann zog die Schwarzhaarige eine Pistole und feuerte in den Spiegel hinter der Bar. Jetzt tauchten die Gäste ab; Lejaune reagierte zu langsam.
    „Verflucht“, der Schuss in die Schulter warf ihn vom Barhocker. Er lag auf dem staubigen Teppichboden, hörte, wie die beiden herum brüllten, Flaschen zerschossen und in die Decke ballerten. Jiri duckte sich neben ihn, grinste ihn an. Lejaune sah, dass er unverletzt war.
    „Scheißkerl“, er spürte, wie der Schmerz kam, „warum trifft es immer die Falschen?“
    Die beiden standen jetzt am Ausgang der Bar. Wieder schoss das Mädchen in die Decke, dann kam sie auf Lejaune zu. In der linken Hand hielt sie eine braune Flasche. Er kannte das Etikett. Österreichischer Rum, um die achtzig Prozent stark. Lejaune spürte, dass Jiri sich von ihm weg bewegte.
    Ihm dämmerte, dass die s vielleicht kein Zufall war. Hatte Graham ihn hingehängt? Die Typen, die Walter traf, die Heimlichtuerei seit einiger Zeit. Aber warum schossen sie auf ihn? Er steckte nicht mal am Rande in Walters Geschäften.
    Das ist das Allerletzte, wütend versuchte er, sich aufzurichten. Da verplempere ich meine Zeit in einer Kommunistenpinte mit Plastik aus den Siebzigern an der Decke und werde für einen Mistbock wie Walter über den Haufen geschossen.
    Das Mädchen kam näher und leerte die Flasche über ihm aus. Lejaune spü rte, wie der Rum an Brust und Beinen entlang lief, roch den süßlichen Duft. Er sah fassungslos in die dunklen Augen, die ihn kühl musterten. Sie zerschlug die Flasche am Tresen, beugte sich herab und knipste ein Feuerzeug an. Lejaune schrie. Den Fangschuss spürte er nicht.
     
    Jiri war verblüfft. Karol hatte ihm gesteckt, dass man Lejaune heute auf die Finger klopfen wolle. Das klang nach einer Abreibung in einer dunklen Altstadtgasse. Jetzt war der Mann vor Aller Augen flambiert und
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