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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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Ich si tze hier in Polen fest.“
    „Also fällt diese Woche Tschechien komplett aus?“
    „Ja. Bei mir wird es nicht klappen. Wo stecken Sie denn?“
    „Auf der E 50, noch zwanzig Minuten bis Brno.“
    „Wie gesagt, Sie können gleich umdrehen, wenn Sie wollen. Wir erledigen den Kram dann in einer Woche.“
    „Mal sehen.“ Das könnte dir so passen, dachte Lejaune. Er würde sich heute einen gemütlichen Abend machen.
    „Oder Sie gehen morgen früh eine Stunde in die Firma, holen später beim Notar die Papiere, und fertig. Dann haben wir das, was wir brauchen im Büro.“
    „Klingt für mich besser.“
    „Bis dann“, sagte Graham und legte auf.
    Dieser faule Sack. Vielleicht sollte ich den Bettel hinschmeißen, dachte L ejaune. Zurück in Brüssel würde er mal bei seinem Headhunter vorfühlen.
     
    Karol hatte zwei Tage zuvor mit einem Besucher aus Odessa in der Prager Altstadt zu Abend gegessen.
    „Dieser Lejaune fliegt am Mittwoch von Brüssel nach Prag, fährt dann nach Brno weiter und soll mit einem hörbaren Knall abserviert werden“, erklärte der Ru sse.
    „Wir könnten ihn in der Kurve von der Autobahn schieben, wo es damals Dubcek erwischt hat. Oder soll es was Ausgefallenes sein?“ Karol war stolz auf sein Organisationst alent. Der Kerl ihm gegenüber arbeitete für einen der größeren Klans, aber man fragte besser nicht genau nach.
    Der Russe schaute ihn verständnislos an. Er hat keine Ahnung, wer Dubcek war, dachte Karol. Mein Fehler, wer kennt schon unsere Freiheit shelden.
    „Lasst es so aussehen, dass die Eingeweihten Bescheid wissen, und die Pol izei an einen Zufall glaubt.“ Der Mann aus Odessa zerdrückte Kartoffeln in der Bratensoße und glotzte über seine dicken Brillengläser. „Macht mal was Witziges!“
    „Neulich haben wir einen Spitzel in den Zementmischer gesteckt. Vorn ei nmal durchgerührt, hinten hingen die Beine heraus.“
    „Nicht schlecht, aber der Kerl ist Unternehmensberater. Besser ihr b estreicht seinen Laptop mit Kontaktgift.“ Das sollte jetzt ein Witz sein. Der Russe grunzte.
    „Lejaune schläft sicher im Mondial. Man könnte ihn zwingen, im Restaurant eine doppelte Portion der Vorspeise zu essen.“ Mal sehen, was Glupschauge zu diesem coolen Spruch sagte.
    Der hatte offenbar genug, schob seinen Teller beiseite. „Macht ihn kalt. Sieh zu, dass es in die Zeitung kommt. Am besten auf die Titelseite. Ruf mich an, wenn es erledigt ist.“ Er griff nach einem Zahnst ocher.
    Das Thema war durch. Dieser Schwarzmeerkretin würde jetzt noch weiter  trinken und später vielleicht ein Mädchen treffen wollen. Karol dachte über den Auftrag nach. Für den Job würde ihm seine verrückte Rumänin die Füße küssen.
    „Hör zu“, sagte der Russe, „kann sein, dass noch so ein Job kommt. Eine Frau in Belgien. Ob sie beseitigt wird, ist zurzeit noch nicht spruchreif. “
     
    „Welches Sternzeichen?“ fragte die Blonde ohne Lejaune anzusehen. Sie thronte neben einer molligen Brünetten auf ihrem Stammplatz an der Schmalseite der Bar. Dort malte sie Horoskope und hatte den Raum unter Kontrolle. Es war früher Abend, noch kein Betrieb.
    „Noch immer Zwilling, genau wie letzte Woche“, sagte Lejaune und ging ans entfernte Ende der Theke, um das Hotelfoyer im Blick zu h aben.
    Das Mondial, eine Platte aus den Sechzigern, lag wie ein grauer Riegel zw ischen der Altstadt von Brno und der habsburgischen Festung auf dem Hügel gegenüber. Später am Abend füllte sich die Bar mit Hotelgästen, die nach ein paar Drinks auf die Anmache der Mädchen eingingen, aber selten wirklich was festmachten. Lejaune schlief seit zwei Monaten jede Woche im Mondial; inzwischen gehörte er zur Familie und wurde in Ruhe gelassen. Jiri hatte ihm gesagt, dass für die Huren das Geschäft sowieso erst nach Mitternacht begann, wenn das Casino im Untergeschoss auf Touren kam, und die Zocker zwischendurch etwas Abwechslung suchten.
    Durch die Drehtür schoben sich zwei Figuren in die Hotelhalle und nahmen  Kurs auf die Bar. Fürst Dracula und Begleiterin. Solche Zombies kannte Lejaune aus Brüssel. Blauschwarzes Haar, weiße Gesichter, schwarze Lederjacken bis zum Knie, darunter schwarzes Zeug. Die Frau ein dünner Schatten, ziemlich jung, kurzer Rock, Stiefel mit flachem Absatz. Der Mann ebenfalls spindeldürr, Freund oder Zuhä lter. Womöglich beide Fixer.
    Die Frau streifte ihn fa st, als sie in die Bar kam, einen Moment trafen sich ihre Augen, dann blickte sie über ihn weg. Eher
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