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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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Sommer auf einem Leihboot über die Adria zu schippern. Lass Igor etwas bluten. Er besitzt auch genug und ist der wirkliche Übe ltäter.“
    „Teufel noch eins“, sagte Feodor, „du kommst nach deiner Großmutter.
     
    Es war später Nachmittag. Zwischen den Felsen im Flachwasser schimmerten Schwä rme silberner Fischchen. Vincent spürte, wie die Hitze seinen Körper verließ, als das Meer mit sanftem Wellenschlag von ihm Besitz nahm. Sie waren mit dem Schlauchboot in eine felsige Bucht getuckert und schnorchelten jetzt knapp unter der Wasseroberfläche auf das Steilufer zu. Der Meeresboden stieg zu den Klippen am Strand unmerklich an. Es wurde kühler, je näher sie dem Quelltopf des unterirdischen Flusses kamen, der aus den Kalkhöhlen des Biokovo Massivs ins Meer strömte. Weiter vorn sah Vincent bereits die ersten Cipal , die reglos in der unsichtbaren Süßwasserströmung standen.
    Er blickte nach rechts zu Jelena hinüber, die drei Meter entfernt im gleichen Takt mit ihm vorwärts schwamm. Das Haar umschwebte sie wie ein dunkler Schleier, der leichte Schlag ihrer Schwimmflossen kräuselte kaum das Wasser. Gemeinsam z ogen sie ein kleines Schleppnetz hinter sich her.
    „Ihr müsst mal versuchen, Cipal oder Lubin mit dem Netz zu fangen“, hatte Milan gemeint, „sie stehen überall da, wo Süßwasser auf Salzwasser trifft. Wunderbare Fische, und die Jagd ist ein großer Spaß.“
    Vincent zupfte leicht am Netzrand. Jelena sah zu ihm herüber und hob den fre ien Arm. Sie vergrößerten den Abstand und schoben sich mit der Öffnung des Netzes sachte auf die Fische zu. Die Kleineren merkten offenbar gleich, dass etwas nicht stimmte und stoben davon, die Mehrzahl der Größeren brachte sich mit trägem Flossenschlag außer Reichweite, verharrte dann und schaute den Ereignissen zu. Einige Äschen waren dumm genug, auf ihrer Flucht tiefer in das Netz hinein zu schwimmen. Auch in Fischfamilien gab es offenbar suizidgefährdete Einfaltspinsel. Vincent schwamm zu Jelena hinüber, nahm den Kopf aus dem Wasser, schob Brille und Schnorchel beiseite.
    „Glaubst du, dass Milan uns ein wenig auf den Arm genommen hat?“
    „Könnte sein“, sagte sie, „jedenfalls bin ich froh, dass wir bei diesem Fischzug kein Publikum haben.“
    Er zog das Netz zu sich herüber und drehte die Öffnung zusammen. Jelena sank g eräuschlos unter Wasser und tauchte einige Sekunden später mit nach oben gewandtem Gesicht vor ihm auf, das schwarze Haar glatt wie ein Helm. Sie berührte eine Stelle unter seinem Jochbein. „Du bekommst einen Sonnenbrand. Im Boot haben wir Olivenöl.“ Ihr Gesicht kam näher, der Kuss schmeckte kühl.
    „Ich bin dabei, mich zu häuten. Gib mir noch ein paar Tage.“ Vincent drückte sie an sich.
    „Lass dir Zeit dabei.“
    Er überließ ihr das Netz, gab sie frei und ließ sich nach unten sinken, bis auf den felsigen Grund, stieß sich leicht ab und schwebte mit offenen Augen entspannt in der klaren Kühle. Glück stand nie auf meinem Lehrplan, dachte er, aber so könnte es sich anfühlen. Als alles begann, wollte ich nur meiner alten Liebe einen Gefallen tun. Er atmete in kleinen Stößen aus. Jetzt, wo der Kampf gewonnen ist, weiß ich nicht so recht weiter. Aber die Dinge entwickeln sich.
    Die Luft wurde knapp, mit kurzem Schlag stieg er wi eder hoch, brach durch die Oberfläche und atmete ein.
    „Hast du mit den Fischen geredet“, fragte Jelena.
    „Nur Selbstgespräche“, sagte Vincent.   
    Sie lächelte ihn an. „Komm.“
    Ja, das hier kommt dem Glück ziemlich nahe, dachte er, drehte sich auf den Rücken und schwamm langsam zum Boot zurück.
     
     
     
     
     
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