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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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nach ihrer Handtasche. Vincent schob seinen Stuhl zurück und folgte ihr zum Ausgang.
    „Sie sind ein Glückspilz Vincent, Ihr Leben verändert sich rapide. Verbringen Sie Juli und August mit Ihrer Tochter. So lange versuche ich ohne Sie auszukommen.“ Patricia lachte und gab ihm die Hand.
    „Ich weiß nicht, ob ich so viel Freizeit ertrage.“
    Boyle wartete draußen neben dem Wagen. Kein schlechter Neuanfang, dachte Patricia und winkte dem frischgebackenen Daddy beim Einsteigen zu.
     
    Vincent wartete, bis Grells Wagen im Gewühl des nachmittäglichen Verkehrs verschwand, und ging dann in das Restaurant zurück. Patricia hatte sich alle Mühe gegeben, die Sache mit Tunsky herunter zu spielen. Er nahm ihr auch ab, dass sie die Einladung an seine Tochter ernst meinte.
    „ Hallo“, sagte Rea, als er sich wieder an den Tisch setzte, „was war denn das jetzt? `Ein Cousin kennt sich in Yale recht gut aus´.“ Sie verdrehte die Augen und stocherte in ihrem Salat.
    „Du warst auch ganz gut mit deinem `Nicht loslassen können´. Woher dieses Psychogelaber?“
    „Oberstufenseminar.“ Rea legte einen Zeigefinger unter ihr rechtes Auge.
    Sie und Nigel hatten sich um zehn am St. Giles´ Circus verabredet, um in Büchereien zu stöbern. Es schien ein amüsanter Vormittag gewesen zu sein, so aufgekratzt, wie sie das Restaurant stürmten. Ab heute Nachmittag stand eine halbe Woche Cambridge auf dem Programm.
    „Patricia ist ok“, sagte Vincent, „meistens untertreibt sie, wenn sie von ihrem Netzwerk spricht.“
    „Muss ein wichtiger Cousin sein“, sagte Nigel.
    „Das Wort Cousin solltest du nicht allzu wörtlich nehmen.“
    „Hab ich mir schon gedacht.“ Nigel hielt sich danach an den Wein und erzählte Späßchen aus Cambridge, Rea diskutierte mit dem Kellner die Mysterien der Dessertkarte und entschied sich schließlich für einen repräsentativen Querschnitt. Es war fast halb vier, als sie draußen auf dem Gehsteig standen. Vincent nahm Nigels Hand. „Spätestens in zwei Wochen sind wir alle an der Küste. Jelena meint, du solltest uns bald besuchen.“
    „Wie ist sie denn“, fragte er.
    Vincent dachte nach.„Schwer zu sagen. Komm runter, setz dich ein paar Tage in den Schatten einer Kiefer und schau aufs Meer. Vielleicht weißt du es dann.“
     
    Seit dem Abend in Haussers Villa waren bereits vier Wochen verstrichen. Vincent war noch in der Nacht nach Belgien zurück geflogen. Umarmungen und Küsse, als die Mädchen erfuhren, dass der Spuk vorbei war. Dann ging es an die Champagnervorräte. Am nächsten Morgen hatte sich Peter verabschiedet.
    Nach diesem Fest begannen betriebsame Tage. Vincent verbrachte einige Zeit damit, seine Bankpapiere und Schließfächer neu zu ordnen. Dann saßen er und seine Tochter Doktor Groetendorn zu Füßen, der Rea umständlich erklärte, was Mama und Papa ihr hinterlassen ha tten. Keller kam unangemeldet vorbei, um Vincents Hand zu schütteln und den Fall für sich abzuschließen. Zwischendurch nervte Teichmann mit weinerlichen Anrufen. Patricia Grell hörte sich Vincents Bericht an und hatte versprochen, ihn bis zu ihrem nächsten Londonbesuch in Ruhe zu lassen.
    Nach einer Woche hatte Jelena genug und flog nach Hause. Sie küsste Vincent zum Abschied. Danach zog er mit Rea zu Margriet nach Waterloo. Einige Tage später fuhren sie zu dritt nach Luxemburg, um Katjas Konten aufzulösen. Im Schließfach steckte zwischen den Papieren ein verblasstes Foto. Ein blondes Mädchen im Arm eines dunkelhaarigen Jungen, sie hatte den Kopf an seine Schulter gelegt und lächelte. Hinter ihnen das klobige Rund der Weltzeituhr auf dem Alex.
    „Das ist ja Mama mit dir“, sagte Rea, „wann war das, warum hat sie das Bild versteckt?“
    Vincent starrte das Bild an. „Sergei war nie ein guter Fotograf, aber er hätte mir trotzdem einen Abzug schenken können.“
    Feodor hatte übrigens noch während Vincents Rückflug nach Brüssel angerufen. „Se rgei ist hinüber. Anna Schiller muss was Lebenswichtiges bei ihm getroffen haben. Der Hundesohn verblutete mir nichts dir nichts, hat keinen Mucks mehr gesagt.“
    „Clever bis zum Ende“, sagte Vincent. Sergei war den Folterknechten von der Bank g esprungen.
    „Ich hätte ihm die Beine brechen sollen, so lange er noch bei Bewusstsein war“, knurrte Baranowski und legte auf.
     
    Tire nickte, als Vincent beschrieb, wie er Jiri Hocek abgeschossen ha tte. „Mann, den hätte ich gern selbst erledigt.“ Hätt´ ich wahrscheinlich nicht
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