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StasiPolka (German Edition)

StasiPolka (German Edition)

Titel: StasiPolka (German Edition)
Autoren: Gottfried Pesch
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geschafft, ergänzte er für sich.
    „Ich kann für Sie in der Gegend ein paa r Kilo Scampi fangen lassen. Das sind Aasfresser. Meines Erachtens der einzige Weg, wie Sie noch Reste von Jiri zwischen die Finger bekommen.“
    Ziemlich schräger Humor, dachte Tire, Vincent verblüffte ihn immer wieder. Saß da, geschniegelt, in seinem dunklen Anzug, Geschäftsmann unterwegs, und hatte wahrscheinlich in den letzten zwei Wochen haufenweise Leute umgelegt. Andererseits hielt er sein Wort, zahlte großzügig. Ein echter Kumpel, trüge er nicht die Nase so hoch.
    Tire trank einen Schluck Bier und musterte die vorbei hastenden Leute im Terminal Vier. Sheila hatte Vincent richtig eingeschätzt, damals, als er sie auf der Autobahn hochgenommen hatte. „Der Mann ist ein kalter Bastard, komm ihm nicht zu nahe.“
    Sie saßen an der Bar eines Selbstbedienungsrestaurants im Zwischengeschoss. Dort war es halbwegs ruhig, gemessen am Geschiebe an der Fresstheke und zwischen den Tischen. Tire nahm den dicken Umschlag, den Vincent ihm zuschob, und steckte ihn ohne weiteren Kommentar ein. 
    „Der Rest vom letzten Job und dazu eine Anzahlung“, sagte Vincent.
    „Anzahlung wofür?“
    „Meine Tochter ist auf dem Weg nach Cambridge. Sie bleibt dort zwei Tage. Halten Sie mich auf dem Laufenden.“
    „Wohnt sie wieder bei der Tunte?“ Tire verwünschte sein loses Mundwerk, Vincent sagte nichts dazu.
    „Haben Sie Ersatz für Sheila gefunden?“
    „Bin noch auf der Suche.“
    „Gut. Sie und ich halten Kontakt.“
    „Da ist noch was“, Tire hätte es fast vergessen, „aus Liverpool hört man neuerdings Seltsames. Harry Devons Firma und die Clubs haben gebrannt, sein Bentley ist explodiert, Kenny fährt im Rollstuhl durch die Gegend. Zufälle gibt es.“
    „Kleinkrieg unter Gangstern“, sagte Vincent.
     
    „ Mala “, sagte Baranowski, „die Zeiten sind nicht mehr so wie früher.“ Sie saßen auf der Terrasse, Feodor fischte eine Schinkenscheibe aus den Resten der kalten Platte, die Ruza aufgetragen hatte. „Da saß ein Todfeind an meinem Tisch und ich habe es nicht gemerkt.“ Er breitete die Arme aus.
    Baranowski wird angedackelt kommen und versuchen, S chönwetter zu machen, hatte Vincent ihr prophezeit. Er kennt Feodor besser als ich, dachte Jelena. Sie hatte die Füße hoch gelegt und drehte ein Weinglas in der Hand. Es war heiß. In den Granatapfelbüschen unten am Hang sägten die Zikaden. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, Feodors Monolog verquoll zu monotonem Hintergrundrauschen.
    Es wird nicht einfach werden mit Vincent, dachte sie. Auf dem Flughafen hatten sie sich zum Abschied wie ein Liebespaar geküsst, er hatte nicht viel gesagt, aber sein Blick hatte sie verfolgt, bis das Milchglas der Sicherheitsschleuse zwischen sie glitt. E igentlich wusste sie nichts von ihm. Feodor war in punkto Vincent einsilbig geblieben.
    Gab es eine Freundin in Brüssel? Sie sah keine Anzeichen dafür. Er hatte nur Augen für Rea. Sie liebte es, den beiden dabei zuzusehen, wie sie sich aneinander gewöhnten. Was war er nun, Junggeselle, Witwer, Vater, von allem etwas? Egal, ich werde ihn in die Arme nehmen und festhalten, nahm sie sich vor.
    „ Mala , schläfst du?“ Feodors Stimme drängte sich wieder in den Vordergrund. Sie öffnete die Augen.
    „Hat Vincent schon gesagt, wann er kommt?“
    „Nein“, log sie, „in Brüssel gibt es vermutlich eine Menge zu tun. Außerdem kümmert er sich um Rea. Sie will im Herbst mit dem Studium beginnen.“
    „Ob er noch sauer ist?“
    „Warum sollte er? Seine Frau wurde umgebracht, die Tochter entführt, er selbst halbtot geschlagen, sein Boot in die Luft gesprengt. Das alles angestiftet von Leuten, die mit Igor oder Dir verbrüdert waren. Warum sollte er sauer sein?“
    „Du bist auf seiner Seite, Mala .“
    Sie wurde rot. „Vincent hat mir erzählt, dass du aus der Ostgeldaffäre sechzig Millionen Profit gezogen hast. Was hat er, außer der Gewissheit, mit knapper Not d avon gekommen zu sein?“
    Sie sah, dass er aufbrausen wollte, blickte ihm fest in die Augen, bis er sich en tspannte. „Igor ist inzwischen ganz klein“, sagte er, „wir haben alle Leute zur Rechenschaft gezogen, die Vincent auf den Hacken waren. Was soll ich noch tun, ihm die Füße küssen, nur weil meine Mala in ihn verliebt ist?“ Er legte seine Hand auf ihren Arm.
    Sie lachte. „Mach ihm eine Freude, kauf ihm ein Boot, du schwimmst doch im Geld. Vincent hat sicher wenig Lust, diesen
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