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Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn

Titel: Der Kreuzritter - Das Erbe - Guillou, J: Kreuzritter - Das Erbe - Arvet efter Arn
Autoren: Jan Guillou
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Der Anfang vom Ende
    D ER TOD FUNKELTE IN DER ABENDSONNE auf der anderen Seite des Säveån. So sah es Bischof Kol, ebenso deutlich wie in einem seiner vielen, von Gottes Geist eingegebenen Träume, als er keuchend die wacklige Holzleiter zum höchsten Wehrgang hinaufkletterte. Auf der anderen Seite des Flusses stand der Feind in großer Zahl, lärmte mit den Waffen und schrie fürchterliche Gotteslästerungen.
    Der Jarl hatte dieser Darbietung des Feindes jedoch verächtlich den Rücken zugekehrt und beugte sich nachdenklich über eine Kiste mit Sand, die er immer im Feld mitführte. Neben ihm standen seine Getreuen Sture Bengtsson und Knut Torgilsson. Im Sand vor ihnen war ein Gewirr aus Linien und Tannenzapfen, auf das sich kein Gottesmann einen Reim machen konnte. Überall um sie herum waren Axthiebe und Hammerschläge zu hören. Bis ins Letzte wurden die Verteidigungsanlagen vor dem nächsten Tag verbessert.
    Der Jarl ließ sich von der Ankunft seines Bischofs nicht stören, aber sah zumindest einen Augenblick hoch, nickte, weder freundlich noch unfreundlich, und deutete auf die königlichen Köche aus Näs, die gerade damit beschäftigt waren, das Abendessen aufzutischen. Bischof Kol setzte sich an den Tisch nahe der Palisadenbrüstung, um einen guten Ausblick über den Fluss und die zerstörte Brücke von Hervad zu haben.

    Er konnte nicht umhin, erneut auf die lärmenden Feinde auf der anderen Seite zu schauen. Obwohl er Geistlicher und kein Soldat war, glaubte er, genug über den Krieg gelesen zu haben, um erkennen zu können, dass sich der Feind in Reichweite der Bogen befand. Unten im Heerlager hinter den Außenwällen am Fluss standen mehr als tausend Bogenschützen, die unter Androhung der Köpfung strengstens ermahnt worden waren, sich nicht so nahe an die Wälle zu begeben, dass sie der Feind sehen konnte. Wenn sich nun alle dort unten im Lager in Stellung begäben, ohne vom Gegner gesehen zu werden, und jeder einen oder zwei Pfeile abfeuerte, so würde der Gegner große Verluste erleiden. Wenn so viele Pfeile gleichzeitig abgeschossen wurden, verdunkelte sich der Himmel.
    Aber der Jarl schien keinen Gedanken an einen Überraschungsangriff zu verschwenden, und es wäre für einen Bischof unklug gewesen, sich in diesen Dingen einzumischen. Der Jarl war kein Anfänger im Kriegsgeschäft. Seit er den Oberbefehl über alle Truppen des Reichs innehatte, war keine einzige Schlacht verloren worden.
    Trotzdem waren die Aussichten dieses Mal düster, das verstand selbst ein Bischof. Der Jarl verfügte unbegreiflicherweise über keinerlei Reiterei, die sonst seine stärkste Waffe und die der Folkunger darstellte. Jetzt standen stattdessen Reiterschwadronen auf der anderen Seite und paradierten in der letzten untergehenden Sonne, um zu zeigen, wie viele und wie unüberwindbar sie dadurch waren. Nach den Farben ihrer Wappen zu urteilen, waren recht viele von ihnen Folkunger, die besten berittenen Krieger im Norden. Der Jarl würde entweder in der Morgendämmerung von den seinen besiegt werden oder er würde über seine eigenen Leute siegen, was mindestens genauso
schlimm war. Ein Krieg zwischen Verwandten war der schlimmste aller Kriege.
    Jetzt schienen der Jarl und seine beiden Getreuen fertig zu sein. Sie nickten grimmig, hoben die Fäuste und schlugen sie leicht aneinander. Der Jarl machte einen Scherz, und die beiden anderen lachten kurz. Dann begaben sie sich zur Tafel, ohne die Spiele des Feindes auf der anderen Seite des Flusses auch nur eines Blickes zu würdigen.
    »Also, mein guter Bischof!«, sagte der Jarl und rieb sich die Hände, als müsse er sie wärmen, während er mit den anderen beiden Platz nahm. »Ihr habt die Vesper gehalten, versteht sich? Und Ihr habt doch wohl auch fleißig für unseren morgigen Sieg gebetet!«
    »Ja, ich habe gebetet«, erwiderte der Bischof leise. »Ich habe für ein Wunder gebetet, denn mir scheint, weder mehr noch weniger ist für einen Sieg morgen erforderlich.«
    »Ach?«, sagte der Jarl mit einem ebenso plötzlichen wie überraschenden Funkeln in seinem sonst so strengen Blick. »Ihr meint also, wir hier oben auf der Anhöhe seien nicht wehrhaft genug? Ihr habt die vielen Reiter dort drüben gesehen und findet es übel, dass sie nicht auf unserer Seite kämpfen? Ihr denkt, der Fluss sei seicht und die teuflischen Söldner könnten rasch herüberwaten?«
    Der Jarl blinzelte Sture Bengtsson und Knut Torgilsson zu, und diese lächelten beide voller Zuversicht. Der
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