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Starke Frau, was nun?

Starke Frau, was nun?

Titel: Starke Frau, was nun?
Autoren: Kera Jung
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Tagen geschworen –, scheint plötzlich mit akuter Stummheit geschlagen zu sein.
    Seitdem sie den Sender verlassen haben, hat Lisa keinen vernünftigen Ton von sich gegeben; sie schien auch ein wenig erschöpft, denn kaum lagen sie im Bett – was ihm übrigens viel zu gut gefallen hat als zulässig –, schlief sie auch schon ein. Und Chris verbrachte den Rest der Nacht damit, sie anzusehen und dabei zu ergründen, wie viel sie ihm verdammt noch mal bedeutet.
    Neben dem Wunsch, sie zu wecken und …
    Okay, in Sachen Sex haben sie sich schon immer außergewöhnlich gut verstanden, doch es war ein weiter Weg, bevor er eine Zeit lang glaubte – im fernen Berlin –, dass sie es sei. SIE!
    Was für ein Scheiß!
    Kaum hatte er sich von dieser Idee verabschiedet, was ihm tatsächlich nicht leicht fiel, wenn man die Dauer bedenkt, die er dafür anberaumt hatte, tauchte sie jedoch wieder auf und verlangte, wie es eben so ihre Art ist, rigoros seine Aufmerksamkeit.
    Nun ja …
    Okay …
    Und wo bleibt sie jetzt?
    Inzwischen akut auf der Suche nach Ablenkung fixiert Chris wie besessen den Eingang. Er will das noch nicht überdenken, verdammt! Denn solange er den wichtigsten Faktor nicht einschätzen kann – also, so weit das überhaupt möglich ist –, wäre es einfach nur Bullshit. Er hat sich innerhalb der vergangenen Wochen schon einmal zu häufig ausgewachsenem Bullshit hingegeben, um das nochmals zu riskieren.
    Als seine Gedanken dennoch spazieren gehen und er endlich einsieht, dass er sie nicht aufhalten kann, tut er das Einzige, was in dieser ausweglosen Lage Sinn ergibt: Abrupt springt er aus dem Bett, marschiert zum Bad, klopft genau eher flüchtig und will bereits hineinstürmen, als ihm einfällt, dass dies unter Umständen peinlich werden könnte.
    »Lisa!«, brüllt er deshalb nach kurzer Besinnung. »Was treibst du denn?«
    Die neuerdings durch Stummheit Geschlagene antwortet nicht. Und selbst, wenn sie sonst auch so still und in sich gekehrt gewesen wäre, hätte er spätestens jetzt begonnen, sich Sorgen zu machen.
    Was zur Hölle …?
    »Lisa?« Es kommt nicht mehr ganz so laut, und als auch darauf keine Antwort erfolgt, beginnt Chris zu ahnen, dass sich die Probleme vielleicht sogar noch etwas umfassender gestalten als bisher angenommen. Was in sich ja nun der größte aller Witze ist – genau genommen.
    »Lisa, ich komm rein, okay?«
    Keine Antwort. Also, entweder sie ist tot, bewusstlos oder etwas Ähnliches. Vielleicht doch Drogen?
    Nach flüchtiger – ziemlich heikler – Überlegung tritt Chris schließlich ins Bad. Auf jeden, aber auch wirklich jeden Anblick vorbereitet – jedenfalls redet er sich das tapfer ein …
    * * *
    Okay, gestorben ist sie nicht.
    Sie thront auch nicht auf dem Klo – was für Chris die zwei unerträglichsten aller möglichen Alternativen waren. Stattdessen sitzt sie mit geschlossenen Augen am Boden.
    »Lisa?« Langsam tritt er näher, kniet sich neben sie und berührt sachte ihr Gesicht. »Lisa?«
    Die ist leichenblass – und keine Tote. Denn nach einer grauenhaften Minute ertönt ein raues Räuspern. »Was?«
    »Ich dachte nur, dass es hier auf die Dauer unbequem werden würde.«
    »Ach ...«
    Kritisch beäugt er sie. »Du hast also nicht vor, noch mal hier rauszukommen?«
    »Derzeit nicht, frag noch mal in ein paar Stunden nach – schätze ich. Und jetzt geh, ich muss nachdenken.«
    Dabei sieht sie ihn nicht etwa an, sondern hält die Lider fest geschlossen. Die Arme sind vor der unbekleideten Brust verschränkt und die Lippen ziemlich weiß; er meint auch, einen etwas sauren Geruch auszumachen.
    Alles in allem ein Häufchen Elend.
    Chris mag ihren Anblick auf den Fliesen nicht, auch wenn er sogar ganz genau weiß, was in ihr vorgeht. Die Zeit des Ausweichens ist wohl soeben beendet worden, denn sie werden sich jetzt den Realitäten stellen. Trotz Lisas deutlicher Ansage hebt er sie in seine Arme – kommt sich dabei nicht wenig seltsam vor, denn sie ist so ziemlich nackt, was ihn keineswegs unbeeindruckt lässt – und trägt sie zurück ins Bett.
    Von ihrem Frühstücksgelage ist nur noch das Tablett übrig geblieben, das ja glücklicherweise vor dem Bett steht. Er legt sich neben sie und betrachtet sie ausgiebig. Die sanften Formen, das liebliche Gesicht, was so überhaupt nicht darauf schließen lässt, welch seltsame, vorlaute Person sich dahinter verbirgt. Die Lippen sind so unvorstellbar voll, ebenso wie das dichte, dunkle Haar – und diese Augen ...
    Diese
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