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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Autoren: Bernd Frenz
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klappte zusammen. Außerdem schreckte ein kalter Blick aufdringliche Kollegen ab, denen es an natürlichem Respekt mangelte. Viktor Kostenko etwa, der plötzlich von einem Fußauf den anderen trat und nicht mehr richtig mit der Sprache heraus wollte.
    „Und?", blaffte ihn Alexander an. „Schon was herausgefunden? Oder bleibt die ganze Arbeit wieder an mir hängen?"
    Der Kollege aus Kiew errötete bis unter die blondierten Haarspitzen, lachte aber nervös, als hätte Alexander etwas Witziges gesagt.
    „Na ja", begann er dann. „Für mich sieht das Ganze nach einem klaren Selbstmord aus. Es gibt sogar eine Art Abschiedsbrief."
    „Eine Art ? Was soll das sein? Ein verschmierter Einkaufszettel?"
    Kostenko schoss ein weiterer Blutschub ins Gesicht.
    „Es handelt sich um die letzten Aufzeichnungen des Toten", präzisierte er. „Er muss sie kurz vor seinem Tod geschrieben ha. Das meiste davon lässt sich kaum entziffern, und der Rest ergibt leider auch keinen Sinn."
    Alexander tippte erneut Asche in seine Hand, bevor er fragte: „Kann ich den Schrieb mal sehen?"
    Kostenko eilte zu der Anrichte unter dem Spiegel, auf der ein Schreibblock lag, der Spuren von Fingerabdruckpulver trug und in einer Klarsichthülle steckte. Alexander nutzte die Zeit, um sich im Zimmer umzuschauen. Er musterte die beiden feuchten Flecken, die den üblen Geruch im Zimmer verbreiteten. Beamte der Spurensicherung hatten sie mit weißen Kreideumrandungen versehen, kleine Schilder mit den Nummern Zwei und Drei dazugestellt und fotografiert. Ein weiteres Schild, auf dem eine Eins prangte, stand nahe der Druckstellen, die der fehlende Ledersessel auf dem Teppichboden hinterlassen hatte.
    Die Überreste des Möbelstücks lagen elf Stockwerke tiefer, verstreut über einen Umkreis von beinahe zwanzig Meter. Alexander hatte sich die Trümmer angesehen, bevor er mit den Fahrstuhl nach oben gefahren war.
    Weitere Schilder standen bei der Wodkaflasche und dem zerbrochenen Glas. Außerdem an der Stelle, an der ursprünglich der Schreibblock gelegen hatte. Der für die Aufnahmen zuständige Fotograf leistete zwei Kollegen Gesellschaft, die noch ihre mit Graphitpuder bestäubten Pinsel in Händen hielten. Alle drei schienen mit der Arbeit in diesem Raum fertig zu sein. Nun standen sie grinsend zusammen und beobachteten, wie Alexander den jüngeren Kollegen zurechtstutzte.
    Kostenkos Beliebtheitsgrad in Kiew schien durchaus beschränkt zu sein.
    „Seid ihr schon mit dem Schlafzimmer durch?", fragte Alexandas Trio.
    Der Fotograf, dem eine alte Spiegelreflexkamera um den Hals baumelte, fuhr erschrocken zusammen. „Nein", antwortete er rasch. „Das wollten wir uns gerade vornehmen."
    Alexander wies mit dem Kopf in Richtung der offenen Zimmertür. Mehr nicht.
    Eilig machten sich die Beamten der Spurensicherung auf den Weg, begleitet von dem Grinsen des Uniformierten, der sich weiterhin die Beine in den Bauch stand. Alexander ließ ihn gewähren. Sobald die westliche Presse von dem Vorfall Wind bekam, würden sie noch einen Kettenhund brauchen, der ihnen die Meute vom Hals hielt. Außerdem hob es seine Laune, dass die Kripo-Kollegen aus der Hauptstadt nach seiner Pfeife tanzten.
    Mitten in der Nacht aus dem Bett geschmissen zu werden, so wie heute, machte ihn dagegen unausstehlich.
    Er sah auf seine Armbanduhr, ein altes russisches Fabrikat. Viertel nach Drei. Normalerweise schnarchte er um diese Zeit friedlich vor sich hin. Konnten die Leute nicht tagsüber, während der Dienstzeit, sterben?
    Kostenko erschien mit dem eingetüteten Schreibblock. Wolkows letzte Notizen zeichneten sich deutlich unter dem Plastik ab.
    Statt einen Blick darauf zu werfen, trat Alexander ans Fenster und sah durch das große Loch in die Tiefe. Scharf fuhr ihm kalter Wind ins Gesicht, während er überlegte, wie verzweifelt ein Mann sein musste, um von hier oben auf den nass glänzenden Waschbeton hinunterzuspringen.
    Unten wurde gerade das Abdecktuch von der Leiche gezogen.
    Zum Glück sah er Wolkows zerschmetterten Leichnam nur aus der Ferne. Laut zuständigem Arzt war bei dem Sturz kein einziger Knochen heil geblieben.
    Alexander schnippte die heruntergebrannte Kippe ins Freie und ließ die Asche aus seiner linken Hand hinterherrieseln. Danach kehrte er zu Kostenko zurück und nahm den Block entgegen. Die unregelmäßigen Buchstaben wirkten wie unter erheblichem Alkoholeinfluss geschrieben. Inwieweit dieser Eindruck der Wahrheit entsprach, musste die Obduktion
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