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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Autoren: Bernd Frenz
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wurde, weil es als Energielieferant für geheime russische Forschungen diente? Aber das sind doch alles Ammenmärchen - oder nicht?"
    „Nun, ich habe gehört, die Delta Force wäre für die Kettenreaktion verantwortlich, aber das ist wohl eher zweitrangig. Auf jeden Fall geschehen in diesem Kraftwerk bis heute Dinge, die von höchster Stelle vertuscht werden sollen. So viel steht fest."
    Kostenkos Augen weiteten sich. „Glauben Sie etwa, dass unser eigener Geheimdienst die Finger mit im Spiel hat?", fragte er fassungslos.
    Alexander lächelte. „Natürlich. Was denken Sie denn, warum ein Provinzbulle wie ich in diesem Fall die Ermittlungen leiten darf?"
    „Na ja", antwortete Kostenko mit seiner Lieblingsfloskel.
    „Wahrscheinlich weil sie als Erster mit dem Fall in Berührung gekommen sind."
    Der Knabe war wirklich noch grün hinter den Ohren. Richtiggehend naiv, aber dafür auch noch nicht so verdorben wie die meisten seiner Kollegen.
    Alexander klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Gleichzeitig hallte in seinem Kopf einer der Sätze wider, die Wolkow hinterlassen hatte. Ich bin überzeugt, dass uns nur ein Bruchteil der wirklich existierenden Anlagen gezeigt wurde.
    Was auch immer die sechs Wissenschaftler in Tschernobyl zu sehen bekommen hatten, es musste wirklich sehr beeindruckend und gefährlich gewesen sein. Nicht nur für einzelne Personen, sondern für die gesamte Ukraine ... wenn nicht sogar für die ganze Welt.
    Alexander war wild entschlossen, dem Schicksal der sechs Physiker auf den Grund zu gehen. Und das, obwohl er genau wusste, dass ihm diese Aufgabe nur übertragen worden war, um daran zu scheitern.

TEIL 1
    ALEXANDER
    1.
    SPERRGEBIET TSCHERNOBYL
    16. Juli 2004, 10:28 Uhr
    „... und wenn Sie zur linken Seite hinausblicken, sehen Sie die weiten Felder, die diese Gegend zur Kornkammer der Ukraine machen."
    David Rothe blickte auf die beschlagenen Scheiben des Reisebusses und auf die darüber laufenden Regentropfen. Sein Vater, der auf dem Platz am Fenster saß, wischte die Scheibe mit dem Ärmel frei und fragte: „Siehst du was?"
    „Will ich gar nicht." David rutschte tiefer in den Sitz hinein. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass seine Mutter, die auf der anderen Gangseite saß, zu ihm schaute. Er ignorierte sie, blickte statt dessen auf die öde verregnete Landschaft, die draußen vorbeizog. Hin und wieder sah er Traktoren, die Dieselwolken hinter sich herzogen, meistens wirkte das Land jedoch verlassen.
    Ein paar Reihen vor David hob einer der Touristen die Hand. Wladimir Restow, der Reiseleiter, unterbrach seinen monotonen Vortrag und nickte ihm zu.
    „Wie weit ist es noch bis Tschernobyl?"
    David verrollte die Augen, als er die Stimme erkannte. Sie gehörte Michael Hagenbeck, der an einem Gymnasium in Hannover Sozialwissenschaften und Musik unterrichtete. Er bestand darauf, von jedem geduzt zu werden - „meine Schüler nennen mich ja auch Micha" - und nervte Touristen wie Reiseleitung gleichermaßen mit seinen ständigen Unterbrechungen und Verbesserungen. Aufgrund der struppig vom Kopf abstehenden Haare und des unförmigen Norweger-Pullovers erinnerte er David an seinen Französischlehrer aus der neunten und zehnten Klasse - dessentwegen er das Fach schließlich abgewählt hatte.
    „Wir sind noch rund fünfzehn Kilometer entfernt", antwortete der Reiseleiternach einem kurzen Blick auf die Landschaft.
    „Ist es so nah nicht viel zu gefährlich, Getreide anzubauen?"
    Wladimir winkte ab. „Nein, nur innerhalb der Zone ist es gefährlich, außerhalb kann man alles anbauen und essen. Sie werden selbst sehen, denn heute Abend besuchen wir ein Lokal, das berühmt für sein dunkles Brot ist. Es wird Ihnen garantiert schmecken."
    Einige Touristen sahen einander zweifelnd an. Sogar Davids Mutter, die ihr Land als geborene Ukrainerin meistens verteidigte, runzelte die Stirn.
    „Na super", sagte ein dickbäuchiger älterer Tourist mit rheiniDialekt. „Bei der Strahlung sind wir mit einem Kopp in die Ukraine gefahren ... und kommen mit zwei wieder heim."
    David grinste unwillkürlich. Einige andere Touristen lachten.
    „Es ist wirklich vollkommen sicher", meldete sich der Reiseleivon vorne. „Das wurde sogar staatlich überprüft."
    „Klar", murmelte David, „dann können wir ja beruhigt sein."
    Sein Vater stießihm leicht den Ellbogen in die Rippen. „Sei nicht so zynisch", flüsterte er scharf. „Wir geben uns wirklich Mühe, aber du ziehst nur alles in den Dreck. Du merkst
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