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S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 01 - Todeszone
Autoren: Bernd Frenz
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ergeben.
    Überschrieben war das Ganze mit: Die Tschernobyl-Verschwörung.
    Kein Wunder, dass Kostenko den Inhalt anzweifelte. Gerade jetzt, kurz vor der Jahrtausendwende, wimmelte es überall im Land von Weltuntergangsspinnern und Verschwörungstheoretikern.
    Das Millennium ... auch nur so ein Scheißerfindung der Amis.
    Was wir gesehen haben, war schon schlimm genug, entzifferte er mühsam, doch ich bin überzeugt, dass uns die Russen nur einen Bruchteil der wirklich existierenden Anlagen gezeigt haben. Danach wurde es unleserlich, bis zu dem Satzfragment: ... deren Strahlung wir zweifellos ausgesetzt waren. Einige Kritzeleien später hieß es: Poroschenko, Kinach und die anderen; ihr gemeinsamer Krankheitsverlauf kann unmöglich Zufall sein. Doch wenn man schon uns gegenüber so wenig Skrupel hat, wer mag dann noch alles ...
    Viel mehr war beim besten Willen nicht zu entziffern. Von da ab fügten sich die Auf- und Abschwünge nur noch selten zu etwas Buchstabenähnlichem zusammen. Mit viel Fantasie ließ sich in dem Gekrakel noch der Name eines ranghohen ukrainischen Politikers erkennen, außerdem einige Abkürzungen wie CIA und KGB. Zum Schluss hin mutierte der Text endgültig zu unverständlichem Gekritzel.
    „Ergibt nicht viel Sinn, was?", fragte Kostenko.
    „Ganz im Gegenteil", antwortete Alexander. „Das passt alles haargenau ins Bild."
    Aus Kostenkos Gesicht wich alle Farbe. „Soll das ein Witz sein? Sie glauben wohl, Sie haben es mit einem blutigen Anfänger zu tun, oder was?"
    Über die Nasenwurzel des jungen Inspektors bildete sich eine Zornesfalte. Sicher ahnte er nicht einmal, dass er diesen Fall nur bearbeiten durfte, weil sich in ganz Kiew kein altgedienter Beamter die Finger daran verbrennen wollte.
    „Keineswegs", antwortete Alexander überraschend milde. „Es ist nur so, dass mir diese Art von Tatumständen nicht fremd ist. Ein hochqualifizierter Wissenschaftler, eine Koryphäe auf seinem Gebiet, übergibt sich mehrfach, wählt den Freitod und hinterlässt wirre Notizen ... Das hab ich in den letzten Tagen schon zweimal erlebt. Einen von Wolkows Kollegen hatte ich sogar am Telefon, bis er, innerhalb weniger Minuten, nur noch wirres Gestammel von sich gab."
    Kostenko erbleichte noch stärker. „Sie glauben, dass es einen Zusammenhang zwischen all diesen Fällen gibt?"
    „Mit Sicherheit. Alle drei Selbstmörder gehörten einer Kommission an, die vor drei Monaten die intakten Bereiche des Tschernobyl-Kraftwerks inspizierte. Sie handelte im Regierungsauftrag und bestand aus sechs Wissenschaftlern. Die drei Überlebenden sind alle kurz nacheinander dem Wahnsinn verfallen."
    Der Uniformierte, der Alexander wegen der Zigarette anfahren wollte, ging wortlos nach draußen. Für so schlau hatte ihn der Major gar nicht gehalten.
    „Wolkow war die letzten Wochen im Ausland", fuhr er ungeührt fort. „Er ist erst heute zurückgekehrt. Ich hatte mich für morgen früh mit ihm verabredet, um endlich Licht in die Angelegenheit zu bringen. Haben Sie schon überprüft, wo er den heutigen Nachmittag verbrachte?"
    „Ja. Die Rezeption hat ihm ein Taxi bestellt, mit dem er zu einem Sanatorium außerhalb der Stadt fuhr. Das Puschkin-Haus."
    Alexander hatte nichts anderes erwartet.
    „Dort werden seine überlebenden Kollegen betreut. Leider ist aus denen nicht mehr viel herauszuholen. Stieren alle apathisch vor sich hin und bekommen den Mund nicht auf. Sie geraten allerdings in Panik, wenn sie nur das Wort Tschernobyl hören. Das gibt einem schon zu denken."
    Er reichte Kostenko den Block zurück. „Ziehen Sie mir bitte eine Kopie von dem Text, bevor das Original in die Asservatenkammer wandert."
    Alexander hatte schon zu viele Beweise auf unerklärliche Weise verschwinden sehen, um nicht mit einem eigenen kleinen Archiv zu arbeiten. So wie dieser Mulder in den X-Akten, die er über seine neue Satellitenschüssel empfangen konnte.
    Kostenko rührte sich nicht von der Stelle. Ungläubig sah er auf den Text unter der Folie, der ihm plötzlich in einem völlig neuem Licht erschien. Aufgeregt tippte er auf eine der Abkürzungen.
    „CIA!", stieß er aufgeregt hervor. „Glauben Sie, dass der amerikanische Geheimdienst mit der Sache zu tun haben könnte?"
    „Wer weiß?"Alexander zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Haben Sie nie von den Gerüchten gehört, die über das Unglück von '86 kursieren?"
    „Sie meinen ..." Kostenko dämpfte seine Stimme. „... dass das Tschernobyl-Kraftwerk von der CIA sabotiert
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