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Stadt Aus Blut

Stadt Aus Blut

Titel: Stadt Aus Blut
Autoren: Charlie Huston
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Fernseher und rauche.
    Sie bringen es um sechs Uhr morgens. Über den Bildschirm flimmern die Fotos eines verknautschten, ausgebrannten Jaguars. Es sieht genauso dramatisch aus, wie Predo es prophezeit hat. Man hat das Auto in den frühen Morgenstunden auf einer leeren Straße neben dem Highway 27 gefunden.
    Der Nachrichtensprecher erklärt, die Autobahn sei zu diesem Zeitpunkt kaum befahren gewesen und es gäbe keine Zeugen. Die Feuerwehr hätte den Wagen bereits völlig ausgebrannt vorgefunden. Glücklicherweise sei jedoch das Nummernschild abgebrochen und von den Flammen verschont worden. Das Auto gehörte einem gewissen Dr. Dale Edward Horde. Allem Anschein nach hatten er und seine Frau spontan beschlossen, zu ihrem Anwesen in den Hamptons zu fahren.
     
    Als ich wieder aufwache, berichten sie gerade, dass es sich bei den Insassen des Wagens unzweifelhaft um die Hordes handelt. Ihre Tochter wird vermisst. Anschließend gibt es ein großes Palaver, weil ein paar Aasgeier von der Presse die Story für zu gut halten, um wahr zu sein. Dann kommt die Meldung, dass sich Amanda bei der Polizei gemeldet hat. Sie war vor einer Woche weggelaufen und hat es eben erst aus dem Fernsehen erfahren. Als sie die Polizeistation wieder verlässt, wird sie von einer ganzen Armee von Bodyguards, Anwälten und Kameramännern begleitet. Sie gilt jetzt schon als der reichste Teenager New Yorks.
    Ich schalte den Fernseher aus und rauche eine.
     
    Am Abend kommt ein Paket für mich. Es wird von einem privaten Kurierdienst gebracht, der keine Unterschrift von mir haben will. Ich trage das Paket in den Keller und ziehe eine Styroporschachtel aus der Kartonverpackung. In der Schachtel sind ein paar Kühlelemente und ungefähr fünf Liter Blut. Sowie ein Zettel:
     
    Als Entgelt für geleistete Dienste.
    D. Predo
     
    Ich nehme einen der Blutbeutel heraus und denke an die Droge, die Horde mir im Cole verpasst hat. Es war wohl doch nicht Predo, der mich außer Gefecht setzen wollte, um meinen Vorrat zu klauen. So viel weiß ich inzwischen. Wahrscheinlich war es Hordes Idee. Vielleicht wollte er mich umbringen, oder er hatte vor, mich so lange unschädlich zu machen, bis sein Leibwächter und Predos Gorilla ihre Arbeit erledigt hatten. Scheiße, möglicherweise wollte er auch nur sehen, wie das Vyrus auf das Zeug reagiert. Ich betrachte das Blut und überlege, was noch alles in dem Beutel sein könnte. Dann leere ich ihn. Und noch zwei. Danach ist es mir so was von egal, was Predo, Terry oder Daniel für Pläne schmieden; oder ob Amanda den Cops was über mich erzählen wird oder nicht. Mir ist einfach alles nur noch scheißegal.
    Im Moment zumindest.
    Hätte Predo das Blut vergiftet, wäre er mich jetzt los. Hat er aber nicht. Mit solchem Kleinkram kann er sich im Moment nicht abgeben. Bald wird er alle Hände voll zu tun haben, die Horde-Sache zu regeln und aufzupassen, dass nichts an die Presse dringt. Danach wird er sich um das Gebiss kümmern müssen. Er wird alles daran setzen, es zu zerstören oder zu verhindern, dass es in Terrys Hände fällt. Nur blöd für ihn, dass Terry es bereits hat.
    Terry hat’s sofort kapiert. Ich habe ihm erzählt, wozu die Zähne gut sind, und das reichte ihm. Die Geschichte dazu wollte er gar nicht hören und auch keine Namen. Ich musste nicht mal Predo erwähnen. Für Terry war klar: Es gibt nur einen Grund, dass jemand so ein Ding herstellt, und nur einen Clan, der daran Interesse hat. Er wird sich gut überlegen, was er mit dem Gebiss macht. Und ihm wird was Besseres einfallen als simple Erpressung. Predo wird auf keinen Deal eingehen, bei dem er das Gebiss nicht zurückbekommt. Aber er hat nichts, wogegen er es eintauschen kann.
    Terry könnte das Gebiss den anderen Clans zeigen. Wenn er das tut, bricht ein Krieg aus. Ein Krieg, den wir nicht mehr vor der Welt verheimlichen können. Ein Krieg, von dem Terry behauptet, dass er ihn nicht will. Also wird er lange, lange drauf sitzen bleiben und auf die richtige Gelegenheit warten.
    Ich bezweifle, dass ich lange genug lebe, um die ganze Scheiße noch mitzukriegen. Hoffentlich nicht.
     
    Das Vyrus heilt mich. Der Schorf fällt ab, und das weiße Narbengewebe darunter verwandelt sich in gesunde Haut. Meine Eingeweide flicken sich wieder zusammen. Es kostet mich drei Liter und ein paar Tage, aber dann bin ich wieder ganz der Alte. Zeit, die Geschichte zu Ende zu bringen.
     
    Am Sonntag verlasse ich um Mitternacht das Haus.
    Ich schaue auf einen Sprung ins
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